- Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
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Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ist eine Interessenvertretung mit Sitz in Heidelberg, die sich für die Belange der seit langem in Deutschland beheimateten Roma deutscher Staatsbürgerschaft einsetzt. Diese Roma gehören vorwiegend der Gruppe der Sinti an. Mit "Roma" sind vom Zentralrat die Nachfahren der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Südosteuropa nach Mitteleuropa zugewanderten Roma-Familien gemeint.[1]
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Zentralrat wurde 1982 gegründet und ist der politische Dachverband von neun Landesverbänden. Daneben sind mehrere regionale Zusammenschlüsse Mitglied des Zentralrats. Vorsitzender ist Romani Rose. Ein bedeutendes Kulturzentrum und zugleich ein Archiv für den Porajmos, die NS-Verfolgung der deutschen Sinti und Roma ist das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.
Der Zentralrat und seine Mitgliedsorganisationen sehen sich - anders als zum Beispiel die Rom und Cinti Union in Hamburg - nicht als Sprecher der in den vergangenen Jahrzehnten als Arbeitsmigranten oder Bürgerkriegsflüchtlinge zugewanderten Roma. Diese stammen vor allem aus südosteuropäischen Staaten oder aus Spanien und sind inzwischen vielfach deutsche Staatsangehörige.
Dennoch wendet der Zentralrat sich in Stellungnahmen gegen antiziganistische Maßnahmen und Vorgänge auch im Ausland und tritt für einen besseren Schutz der Betroffenen ein. So spricht sich der Vorsitzende des Zentralrats dafür aus, "keine Minderheitenangehörigen" - er meint damit insgesamt "Bosniaken, Kroaten, Gorani, Roma, Ashkali, Egyptians" - in den Kosovo abzuschieben", solange die Lage dort für Rückkehrer unsicher sei. Das Rückführungsabkommen solle ausgesetzt und den bereits lange in Deutschland lebenden Kosovo-Roma dauerhafter Aufenthalt gewährt werden.[2]
Aktionsfelder
- Am 19. November 2003 demonstrierte der Zentralrat zusammen mit Holocaust-Überlebenden für die Errichtung eines nationalen Holocaust-Denkmals vor dem Reichstag in Berlin.
- Er wehrt sich gegen Diskriminierung der Minderheiten in Deutschland; zum Beispiel legte er Protest gegen 40 Zeitungsartikel und zwei Agenturmeldungen aus einem Jahreszeitraum 2004/2005 ein. Die Praxis der Minderheitenkennzeichnung, wie sie von den Nationalsozialisten für Juden und für Sinti und Roma angeordnet worden war, findet sich noch heute in Presseberichten.
- 2006: Der Zentralrat fordert von der Bundesregierung schärfere Strafgesetze zur besseren Bekämpfung rassistisch motivierter Gewalttaten durch Einzelne oder Gruppen.
- Am 17. November 2007 begründetet der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma zusammen mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und der Manfred-Lautenschläger-Stiftung den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma. Er ging 2008 an Wladyslaw Bartoszewski und 2010 an Simone Veil.
- Im kulturellen Bereich unterstützt der Zentralrat viele Veranstaltungen und Projekte, in denen sich Angehörige der Minderheit artikulieren und die zu einem wechselseitigen Verständnis beitragen können.[3]
Siehe auch
- Otto Rosenberg
- Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma
- Europäischer Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma
Anmerkungen
- ↑ Siehe z. B.: die Selbstbeschreibung des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma NRW (online).
- ↑ Romani Rose, Zur Lage im Kosovo. Stellungnahme des Vorsitzenden des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma zur geplanten Abschiebung von mehr als 10.000 Roma aus Deutschland in den Kosovo, in: Hinterland. Vierteljahresmagazin des Bayerischen Flüchtlingsrats, Nr. 13, 12. Juni 2010, S. 4-5, siehe auch: [1]
- ↑ Das Projekt Roma Routes zum Beispiel, auch von der EU unterstützt, will 2011 und 2012 einen interkulturellen Dialog in mehreren Ländern führen: D, Gr, Ru, Sl und dem UK
Weblinks
Kategorien:- Roma
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