Zerfallskette

Zerfallskette

Eine Zerfallsreihe ist die Abfolge der Zerfallsprodukte des radioaktiven Zerfalls, die entsteht, wenn ein radioaktives Nuklid seinerseits in ein anderes Nuklid zerfällt. Dieses Nuklid wird auch Tochternuklid genannt, das dem Tochternuklid folgende Enkelnuklid, das dem Enkelnuklid folgende Urenkelnuklid usw. Die Zerfallsreihe gibt an, in welche Isotope das Ausgangsnuklid der Reihe nach zerfällt. Da die natürlichen Zerfallsarten die Massenzahl des Nuklids entweder unverändert lassen, wie die Gamma- und Betastrahlung (wandelt ein Neutron in ein Proton und ein Elektron um, die Massenzahl bleibt gleich, Kernladungszahl wird um 1 erhöht), oder um vier vermindern, wie die Alphastrahlung, gibt es für schwere natürliche Radionuklide vier verschiedene Zerfallsreihen, die Massenzahlen (links hochgestellt) charakterisieren diese auch eindeutig.[1]

Inhaltsverzeichnis

Die natürlichen Zerfallsreihen

Es gibt drei vollständig vorhandene natürliche Zerfallsreihen:

Die 4. Zerfallsreihe kommt bis auf den letzten Schritt in der Natur nicht vor, da das langlebige, namensgebende und am Anfang stehende Neptunium-237 dieser Reihe praktisch vollständig zerfallen ist, und die meisten Zwischenprodukte kurze Halbwertszeiten haben. Nur das letzte Radionuklid dieser Reihe Bismut-209 ist wegen seiner extrem langen Halbwertszeit noch vorhanden und wurde deshalb sogar lange für das Endnuklid der Reihe gehalten, bis 2003 entdeckt wurde, dass es ein Alphastrahler mit 19 Trillionen Jahren Halbwertszeit ist.

  • Neptunium-Reihe: Ausgangsnuklid ist nach dem Namen Neptunium-237. Oft wird jedoch Plutonium-241 als ihr Ausgangsnuklid betrachtet, Endnuklid Thallium-205; (4n+1-Reihe)

Aus einer vorhandenen Menge eines instabilen Nuklids bildet sich durch Zerfall ein Gemisch der Nuklide, die ihm in der Zerfallsreihe folgen, bevor irgendwann alle Kerne die Reihe bis zum Endnuklid durchlaufen haben. In dem Gemisch sind Nuklide mit kurzer Halbwertszeit nur in geringer Menge vorhanden, während solche mit längerer Halbwertszeit sich entsprechend stärker ansammeln.

Lage in der Nuklidkarte

Neutronenzahl N =  124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142   143   144   145   146   147   148   149   150 
Americium Z = 95





















241Am
alpha




Plutonium Z = 94




















239Pu
alpha
240Pu
alpha
241Pu
beta (99,0075 %) alpha (0,0025 %)


244Pu
alpha
Neptunium Z = 93



















237Np
alpha


240Np
beta



Uran Z = 92
















233U
alpha
234U
alpha
235U
alpha
236U
alpha
237U
beta
238U
alpha

240U
beta


Protactinium Z = 91















231Pa
alpha

233Pa
beta
234Pa
beta







Thorium Z = 90












227Th
alpha
228Th
alpha
229Th
alpha
230Th
alpha
231Th
beta (99,999999 %) alpha (0,000001 %)
232Th
alpha

234Th
beta






Actinium Z = 89











225Ac
alpha

227Ac
beta (98,62 %) alpha (1,38 %)
228Ac
beta











Radium Z = 88








221Ra
alpha

223Ra
alpha
224Ra
alpha
225Ra
beta
226Ra
alpha
227Ra
alpha
228Ra
beta










Francium Z = 87









221Fr
alpha (99,9 %) beta (0,1 %)

223Fr
beta (99,994 %) alpha (0,006 %)














Radon Z = 86






217Rn
alpha
218Rn
alpha
219Rn
alpha
220Rn
alpha

222Rn
alpha
223Rn
beta













Astat Z = 85





215At
alpha

217At
alpha (99,99 %) beta (0,01 %)
218At
alpha (99,90 %) beta (0,10 %)
219At
alpha (99,99 %) beta (0,01 %)
















Polonium Z = 84

210Po
alpha
211Po
alpha
212Po
alpha
213Po
alpha
214Po
alpha
215Po
alpha (99,999977 %) beta (0,000023 %)
216Po
alpha

218Po
alpha (99,98 %) beta (0,02 %)
















Bismut Z = 83

209Bi
alpha
210Bi
beta (99,99987 %) alpha (0,00013 %)
211Bi
alpha (99,72 %) beta (0,28 %)
212Bi
beta (64,06 %) alpha (35,94 %)
213Bi
beta (97,91 %) alpha (2,09 %)
214Bi
beta (99,98 %) alpha (0,02 %)
215Bi
beta


















Blei Z = 82 206Pb
207Pb
208Pb
209Pb
beta
210Pb
beta (˜100% alpha (1,9·10−6 %)
211Pb
beta
212Pb
beta

214Pb
beta


















Thallium Z = 81 205Tl
206Tl
beta
207Tl
beta
208Tl
beta
209Tl
beta
210Tl
beta





















Quecksilber Z = 80

206Hg
beta
























Neutronenzahl N =  124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142   143   144   145   146   147   148   149   150 
 
Legende:
Uran-Radium-Reihe
Uran-Actinium-Reihe
(Plutonium-) Thorium-Reihe
Neptunium-Reihe
(Pfeile nicht maßstäblich)
 
Wahrscheinliche Fortsetzung
Wahrscheinliche Fortsetzung
Wahrscheinliche Fortsetzung
Wahrscheinliche Fortsetzung

 

Historische Bezeichnungen

In der klassischen Zeit der Erforschung der radioaktiven Zerfallsreihen wurden die verschiedenen Nuklide mit anderen Namen bezeichnet, an denen sich die Zugehörigkeit zu einer natürlichen Zerfallsreihe und die Ähnlichkeit in den Eigenschaften erkennen ließ (z. B. sind Radon, Thoron und Actinon alles Edelgase)[3]:

Aktueller Name Historischer Name Langversion des Namens
238U U Uran
235U AcU Actinuran
234U UII Uran II
234Pa UZ Uran Z
234mPa UX2 Uran X2
234Th UX1 Uran X1
231Th UY Uran Y
230Th IO Ionium
228Th RdTh Radiothor
227Th RdAc Radioactinium
228Ac MsTh2 Mesothor 2
228Ra MsTh1 Mesothor 1
226Ra Ra Radium
224Ra ThX Thorium X
223Ra AcX Actinium X
223Fr AcK Actinium K
222Rn Rn Radon
220Rn Tn Thoron
219Rn An Actinon
218Po RaA Radium A
216Po ThA Thorium A
215Po AcA Actinium A
214Po RaC' Radium C'
212Po ThC' Thorium C'
211Po AcC' Actinium C'
210Po RaF Radium F
214Bi RaC Radium C
212Bi ThC Thorium C
211Bi AcC Actinium C
210Bi RaE Radium E
214Pb RaB Radium B
212Pb ThB Thorium B
211Pb AcB Actinium B
210Pb RaD Radium D
210Tl RaC" Radium C"
208Tl ThC" Thorium C"
207Tl AcC" Actinium C"

Die Uran-Radium-Reihe würde in dieser alten Bezeichnungsweise folgendermaßen aussehen:

U → UX1 → UX2 (→ UZ) → UII → Io → Ra → Rn → RaA → RaB → RaC → RaC' (oder RaC") → RaD → RaE → RaF → 206Pb

Einzelnachweise

  1. Radioanalytisches Labor Buheitel: Delayed-Coincidence Liquid Scintillation Spectrometry (DCLSS). (geprüft am: 2008-03-02)
  2. D. C. Hoffman, F. O. Lawrence, J. L. Mewherter, F. M. Rourke: Detection of Plutonium-244 in Nature. In: Nature. 234, 1971, S. 132–134 (doi:10.1038/234132a0).
  3. C. M. Lederer, J. M. Hollander, I. Perlman: Table of Isotopes. 6. Auflage, Wiley & Sons, New York 1968

Siehe auch

Weblinks


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