Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung PEFC

Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung PEFC
Logo des PEFC

Das Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC) (deutsch: Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung PEFC) ist ein internationales Waldzertifizierungssystem. Es ist die weltweit größte unabhängige Organisation zur Sicherstellung und kontinuierlichen Verbesserung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung unter Gewährleistung ökologischer, sozialer und ökonomischer Standards.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Nach dem Beitritt nicht-europäischer Mitglieder im Jahre 2002 wurde der ursprüngliche Name Pan European Forest Certification auf der siebten Generalversammlung des PEFC im Oktober 2003 geändert in Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (Programm zur Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen)[1].

PEFC basiert inhaltlich auf den Vereinbarungen, die durch die Europäischen Ministerkonferenzen zum Schutz der Wälder in Europa festgelegt wurden, und ist gegen Ende der 1990er Jahre vor allem aufgrund der Initiative von Vertretern der Forst- und Holzwirtschaft wie dem Deutschen Forstwirtschaftsrat gegründet worden. Verschiedene Umweltorganisationen, Sozialverbände, die Holzwirtschaft u.a. Vereinigungen beteiligen sich bei PEFC. Die Mitarbeit steht diesen frei und soll auch bisher nicht beteiligten Interessengruppen weiterhin ermöglicht werden.

Waldzertifizierung

Derzeit sind weltweit 198,7 Mio. Hektar Wald nach PEFC zertifiziert, in Deutschland sind es mit 7,2 Mio. Hektar zwei Drittel des heimischen Waldes.

PEFC-Standards

Die von den Waldbesitzern einzuhaltenden PEFC-Standards entsprechen den Grundsätzen einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Hier ein Auszug aus der Leitlinie für nachhaltige Waldbewirtschaftung zur Einbindung des Waldbesitzers in den regionalen Rahmen:

  • Mischbestände aus standortgerechten Baumarten sind zu erhalten bzw. aufzubauen,
  • Kahlschläge sind grundsätzlich zu unterlassen,
  • ein angemessener Totholzvorrat ist zu erhalten,
  • beim Einsatz von Maschinen ist der Boden besonders zu schonen
  • der Einsatz von Pestiziden ist zu vermeiden (Gutachten erforderlich),
  • auf die geschützten Biotope und Schutzgebiete sowie die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wird besondere Rücksicht genommen

Anfang 2005 trat eine revidierte Fassung der Standards für Deutschland in Kraft. Die Änderungen berücksichtigten die jüngeren Entwicklungen innerhalb der MCPFE und auch die Erkenntnisse, die sich bei Kontrollen der zertifizierten Betriebe ergeben hatten (so wurde offenbar, dass das Befahren der Bestandesfläche eine der häufigsten Missachtungen der Reglementierungen darstellt). Die Neuerungen finden primär Ausdruck in sechs Leitfäden, die den Betrieben die Umsetzung der Standards erleichtern sollen (z.B. zu Totholzmanagement). Berücksichtigt werden zudem einige Notsituationen wie Vorkehrungen für den Fall einer Ölhavarie.

Zertifizierungsprozess

In Deutschland ist das PEFC-System wie folgt aufgebaut: Es findet eine regionale Zertifizierung statt. Auf der Grundlage eines regionalen Waldberichts, der alle relevanten Daten zu den Wäldern in einem Bundesland erfasst und alle fünf Jahre ein Monitoring der Entwicklung erlaubt, können sich Waldbesitzer zur Einhaltung der PEFC-Standards verpflichten. Jährlich wird eine repräsentative Zahl der teilnehmenden Forstbetriebe von unabhängigen Zertifizierern geprüft (im Jahr 2007 wurden 52 % der PEFC-zertifizierten Fläche über die Stichproben kontrolliert). Werden Verstösse festgestellt, droht dem Waldbesitzer der Ausschluss aus dem PEFC-System. Nach dem Ausschluss darf der Waldbesitzer sein Holz nicht mehr als PEFC-zertifiziert verkaufen.

Aufgrund des regionalen Ansatzes ist PEFC kosteneffizient und insbesondere für die in Europa typischen Familienforstbetriebe geeignet. Andere Länder, deren jeweiliges System vom internationalen PEFC-Dachverband anerkannt sein muss, die aber nicht die kleinparzellierten Besitzstrukturen haben, bedienen sich auch einer Gruppen- oder einer einzelbetrieblichen Zertifizierung. Das PEFC Council, welchem nationale Vertretungen in 31 Staaten auf fünf Kontinenten angehören, wurde 1999 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Genf.

Produktkettenzertifizierung

Für den Holzfluss vom Wald zum Verbraucher hat das PEFC-System eine Produktkettenzertifizierung entwickelt. Darin sind zwei Möglichkeiten vorgegeben: Entweder die physische Trennung oder die Input-Output-Bilanzierung. Das PEFC-Logo darf nur dann auf einem Produkt erscheinen, wenn mindestens 70 % des enthaltenen Holzes PEFC-zertifiziert ist. Für nicht PEFC-zertifiziertes Material, welches in gekennzeichneten Produkten verarbeitet wird, muss nachgewiesen werden, dass dies nicht aus umstrittenen Holzquellen wie illegalem Einschlag stammt.

Akkreditierung von Zertifizierern

Die Unabhängigkeit der Zertifizierer soll bei PEFC dadurch gewährleistet werden, dass entsprechend international gültiger ISO-Vorschriften die Zertifizierer nicht durch das PEFC selbst akkreditiert, d.h. zur Überprüfung der zertifizierten Betriebe zugelassen werden. Dies setzt eine Zulassung bei der nationalen Akkreditierungsstelle voraus.

Kritik

Kritik am PEFC wird vor allem durch Nichtregierungsorganisation im Umweltbereich, wie z.B. Robin Wood geübt[2]. Bemängelt werden folgende Punkte:

  • die regionale Zertifizierung, welche dazu führe, dass einzelne Betriebe nicht unbedingt auf die Einhaltung der Kriterien untersucht würden.
  • Vorab-Kontrollen würden nicht durchgeführt, sondern lediglich spätere Stichproben veranlasst. Das mache das System billiger, aber nicht besser.
  • Die Standards seien nicht "performance-based" (sie seien also so formuliert, dass den Forstbetrieben ein relativ weiter Interpretationsspielraum bei der Umsetzung der Standards verbleibe und somit kein Waldbesitzer seine Bewirtschaftsungspraxis umstellen müsse).

Der forstpolitische Hintergrund der Debatten um Zertifizierungsschemata wie PEFC ist bei der Bewertung der Kritik seitens forstpolitischer Akteure wie Robin Wood relevant. Bei kritischen Diskussionen werden Vergleiche insbesondere zum ersten weltweiten Zertifizierungssystem FSC gezogen, dessen Gründung (zu dieser Zeit mit dem Primärziel des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung tropischer Regenwälder) auf Initiative der großen internationalen Umwelt-NGOs Greenpeace und WWF im Rahmen der UNCED beschlossen wurde. Die Entscheidung zur Schaffung eines alternativen Zertifizierungsschemas ist als Reaktion auf die Gründung des FSC zu verstehen, da die Mehrheit der kleinen privaten Forstbetriebe die Konzeption des FSC für zu bürokratisch und somit unnötig kostenintensiv betrachtete, und sich zudem in den Entscheidungsgremien stark unterrepräsentiert fühlte (der Forst- und Holzsektor als Ganzes hat dort ein Stimmgewicht von einem Drittel). Des weiteren wird mitteleuropäischen Forstbetrieben a priori nicht nachhaltiges Wirtschaften unterstellt (siehe 2. Kritikpunkt). Eine verkürzte Darstellung der kritischen Debatten zeigt daher eine Positionierung der Forst-, Holz- und Papierwirtschaft für das PEFC, die Umweltverbände argumentieren dagegen.

Kritik wird jedoch auch von unabhängigen Organisationen geübt. Im Jahre 2002 bewertete ÖkoTest PEFC nur mit "ausreichend", während FSC und "Naturland" mit "sehr gut" bewertet wurden[3].

Weblinks

Quellen

  1. PEFC News, General Assembly Special Issue vom 17. November 2003, abgerufen am 20. März 2008
  2. Robin Wood: Die Öko-Kontras und der verwirrte Engel, Magazin 4/2003
  3. ÖkoTest: Auf dem Holzweg?

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