Zillbach

Zillbach
Zillbach
Gemeinde Schwallungen
Koordinaten: 50° 42′ N, 10° 18′ O50.70388888888910.295555555556330Koordinaten: 50° 42′ 14″ N, 10° 17′ 44″ O
Höhe: 330–350 m ü. NN
Einwohner: 400
Eingemeindung: 1. Apr. 1992
Postleitzahl: 98590
Vorwahl: 036848

Zillbach ist ein Dorf mit etwa 400 Einwohnern und gehört zur Gemeinde Schwallungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen (Thüringen).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Jagdschloss und Kirche (um 1910)

Lage

Der Ort Zillbach befindet sich im nordwestlichen Teil des Landkreises, etwa zehn Kilometer (Luftlinie) westlich der Stadt Schmalkalden und etwa 17 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Meiningen. Zillbach liegt auf einer Hochfläche der Vorderrhön in der Nähe des Werratals.

Berge und Erhebungen

Höchste Erhebungen sind der Oberer Vogelherd (464,9 m ü. NN), das Wasunger Dickicht (453 m ü. NN), die Mannshöhe (450,3 m ü. NN), der Distelkopf (440,4 m ü. NN) und der Platz am Pirschhaus Zehn Buchen (448 m ü. NN). Ein Großteil dieser Berge und Erhebungen sind durch Aufforstungen wieder bewaldet.

Gewässer

Der namensgebende Zillbach hat eine Gesamtlänge von etwa sechs Kilometer. Er entspringt am Ortsrand von Zillbach, fließt in östlicher Richtung und mündet bei Schwallungen in die Werra. Der Zillbach wurde auch durch die Anlage von Fischteichen und als Mühlwasser intensiv genutzt.

Geschichte

Georg Ernst, Fürst zu Henneberg-Schleusingen

Das Gebiet der heutigen Ortslage wurde zunächst als Waldbezirk in Urkunden der Grafen von Henneberg und der Frankensteiner erwähnt. Die früheste Erwähnung und damit Grundlage des Ortsjubiläums im Mai 2010 war eine Niederschrift des Ortsnamens am 17. März 1185 in der Schreibweise "Czyllbach".[1] Dieses Waldgebiet wurde nach den hennebergischen Urkunden von 1461 bis 1505 durch zwei hessische Glasmacherfamilien (Glasmacher-Sippe Rattig und Cunz Gunckel) für die Einrichtung einer Waldglashütte gepachtet.[2]

Die von den Glasmachern nach wenigen Jahrzehnten ausgelichteten Wälder begünstigten die Anlage eines Jagdschlosses, welches 1543 durch Georg Ernst von Henneberg-Schleusingen erbaut wurde und bis 1759 bestand. Es wurde als ein kreisrunder, turmartiger Baukörper beschrieben und machte auf Besucher einen sehr wehrhaften Eindruck. Rings um das von einer schützenden Mauer umgebene Hauptgebäude entstanden in der Folgezeit weitere Wirtschafts- und Lagergebäude.

Nach den Erbschaftsverträgen mit dem Herzögen von Sachsen fielen die Territorien der Henneberger Grafen 1583 an das Herzogtum Sachsen-Coburg-Eisenach, das zunächst gemeinschaftlich von den Brüdern Johann Casimir und Johann Ernst in Coburg regiert wurde. Johann Ernst ließ ab 1587 ein eigenes Schloss in Marksuhl erbauen, die im Eisenacher Landesteil des Fürstentums lag. Von dort unternahm er regelmäßig Jagdausflüge in seine Landesteile. Auch der jagdliebende Eisenacher Herzog Johann Georg I. machte Marksuhl von 1662 bis 1672 zu seinem Residenzort, von dort besuchte er die im Umkreis errichteten Jagdschlösser bei Ruhla, Eisenach und in Zillbach.

In der Nachbarschaft des abgelegenen Zillbacher Schlosses wurden ab 1693 mit Erlaubnis von Herzog Johann Georg von Sachsen-Eisenach erste Wohnhäuser für Bauern, Bedienstete und Waldarbeiter errichtet. Diese Siedlung benötigte eine landwirtschaftliche Anbaufläche - hierzu wurden bis 1751 etwa 600 Acker Wald gerodet. Der Herzog gestattete die Errichtung weiterer Wohnhäuser - als Doppelhäuser, sie kosteten 100 Gulden. Diese Siedlung wurde ab 1784 als Colonie des Kammergutes bezeichnet und durch weitere Gebäude ergänzt. 1790 erfolgte der Neubau des heutigen Schlosses. Die landwirtschaftlichen Erträge waren nach Anfangserfolgen rasch zurückgegangen und führten zu wachsender Not und Elend bei der verschuldeten Dorfbevölkerung. Mehrere Einwohner erwarben durch die Einführung von handwerklichen Zusatzbeschäftigungen - etwa dem Holzschuhmachergewerbe, dem Kork- und Meerschaumschnitzen für den Ort eine Vorbildrolle. Dieses Gewerbe ging jedoch später durch den Wegzug nach Ruhla im Ort zu Grunde. 1879 wurden, basierend auf der Volkszählung von 1875 statistische Angaben zum Ort, inzwischen zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach gehörend, publiziert. Zillbach gehörte damals als Exklave im Meiniger Herzogtum zum Amtsgerichtsbezirk Kaltennordheim und hatte in diesem Jahr 85 Wohnhäuser mit 476 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 204,8 ha davon Höfe und Gärten 11 ha, Wiesen 61,4 ha, Ackerfläche 119,0 ha. Der gemeindeeigene Wald betrug lediglich 3,5 ha. Die Fläche von Teichen, Bäche und Flüsse betrug 0,8 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbaumplantagen entfielen 8,4 ha. Weiterhin gehörte zum Zillbacher Gebiet der großherzogliche Forstbezirk mit einer Gesamtfläche von 2659,6 ha sowie der von der Zillbacher Forstinspection mitverwaltete Schwallunger Forst, ebenfalls zu dieser Zeit eine Exklave, mit einer Größe von 1755 ha. Das Dorf hatte einen Viehbestand von 4 Pferden, 141 Rindern, 18 Schafen, 56 Ziegen und 49 Schweinen und 7 Bienenstöcke.[3]

Persönlichkeiten

Heinrich Cotta kam als „Kind des Waldes“ im Forsthaus Kleine Zillbach zur Welt
  • Heinrich Cotta, einer der Begründer der Forstwissenschaft, ist hier geboren und gründete hier seine erste Lehranstalt. In unmittelbarer Nähe des Ortes schuf er ein einmaliges Waldareal mit etwa 200 verschiedenen Baumarten, das heute noch zu sehen ist.
  • Bernhard von Cotta (* 1808 im Forsthaus Kleine Zillbach; † 1879 in Freiberg; Sohn von Heinrich Cotta, Geologe und Bergbau-Wissenschaftler.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

In Zillbach gibt es ein Café, eine Gaststätte, einen Getränkehandel, eine Softwarefirma, ein Nagelstudio, ein Seniorenheim, einen Steinmetzbetrieb, eine Forstbaumschule und eine Schreinerei.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Ort Zillbach beging im Mai 2010 seine 825-Jahrfeier mit einer Festwoche.[4]

Das heutige Jagdschloss Zillbach ist ein schlichtes Gebäude und zählt zu den Schloßbauten der Herzöge von Sachsen-Eisenach. In ihm entstand 1795 eine Forstlehranstalt, welche auch Johann Wolfgang von Goethe in amtlicher Eigenschaft mehrfach besuchte. Es existiert ein forsthistorisches Museum in der Ortsmitte.

Sport

Das Dorf besitzt unter anderem auch noch einen Sportverein mit einer Fußballmannschaft, die sich aktiv an den Fußballspielen in der Umgebung beteiligt.

Literatur

  • Hartmut Burkhardt: Das Walddorf Zillbach und Heinrich Cotta. Mitteilungen der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (Sonderdruck). Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Gotha 1997, 32 S.
  • Ulrich Knothe (Red.): Das 800jährige Zillbach und seine Erbepflege. Eine Anthologie von Reden und Aufsätzen über Heinrich Cotta, Bernhard von Cotta und Carl Emil Diezel. Kulturbund der DDR, Bezirksleitung Suhl, und Bezirksvorstand der Gesellschaft für Natur und Umwelt, Suhl 1985, 60 S.

Einzelnachweise

  1. Höhepunkt Festumzug: 800 Meter Geschichte und Gegenwart. In: Südthüringer Zeitung STZ, Lokalseite Schmalkalden, Ausgabe vom 25. Mai 2010. Onlinemagazin. Abgerufen am 28. Mai 2010.
  2. Johannes Mötsch; Staatsarchiv Meiningen (Hrsg.): Gemeinschaftliches hennebergisches Archiv. Section VI. Bestandsnummer 410106, Meinigen 2000, S. 635.
  3. C. Kronfeld, Landeskunde des Großherzogthumes Sachsen-Weimar-Eisenach. Zweiter Teil. Weimar 1879. S. 84.
  4. Jubel, Trubel, Zammete und Käs. Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Zillbach. In: Südthüringer Zeitung STZ, Lokalseite Schmalkalden-Meiningen Onlineausgabe vom 21. Mai 2010. Abgerufen am 27. Mai 2010.

Weblinks


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