Znojma

Znojma

Stanislav ze Znojma (auch Stanislaus de Znoyma, deutsch Stanislaus von Znaim) (* etwa 1360 Znaim; † 1414 Neuhaus) war böhmischer Theologe und Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als armer Student wurde er zunächst 1382 an der Wiener Universität immatrikuliert. Ein Jahr darauf ging er aber bereits nach Prag. 1385 legte er die Bachelor-Prüfung ab, drei Jahre später die Meisterprüfung an der Fakultät der freien Künste (Magistra in artibus). An der Karls-Universität und theologischer Fakultät nahm er die Stelle als Lehrer an und unterrichtete unter anderem Štěpán z Pálče und Jan Hus, dessen väterlicher Freund und Examinator bei der Prüfung zum Meister 1396 er war. 1395 bis 1396 wird er zum Dekan der Fakultät, zum Doktor der Theologie ernannt und wurde 1404 zum Rektor der Universität berufen.

Person

Meister Stanislav gehörte zu Beginn zu einem Vertreter der Lehre des John Wyclif, in dessen Geist er auch einige Schriften verfasste. Er vertrat dabei die Meinung, dass bei der Gabe des Altarbrotes dieses Brot bleibe und sich nicht in das Leib Christi verwandle, wie es die katholische Kirche lehrt. Er trat auch gegen die deutschen Meister an, die gegen die anstehenden Reformen kämpften.

1405 wurde er deswegen vom Jan ze Štěkna beim Prager Erzbischof der Ketzerei beschuldigt. Er nahm daraufhin seine Meinung zurück und redete sich damit aus, dass dieses Traktat noch nicht vollendet sei und die weitere Verarbeitung die Lehre als unrichtig bezeichnen sollte. Diesen Zusatz fügte er dann auch seiner Schrift im Sinne der katholischen Kirche zu. Zweifel blieben jedoch und der deutsche Bachelor Ludolf Meistermann beschuldigte ihm beim Papst der Ketzerei.

1408 schickte ihn der König Wenzel IV. gemeinsam mit Štěpán z Pálče zum Konzil nach Pisa. In Bologna wurden beide auf Befehl der kirchlichen Obrigkeit verhaftet und erst nach Intervention des Königs und der Prager Universität wieder entlassen. Zur Entlassung beigetragen hat wohl auch die Empfehlung der Studenten aus Bologna, seinem Traktat noch hinzuzufügen, dass er sich der römischen Kirche beuge.

Die bittere Erfahrung der Gefängnisnahme entfernte beide nicht nur von den Freunden und Schülern sondern auch der Lehre Wyclifs. Ein weiterer Grund war sicherlich auch die radikalisierte Ansichten des Jan Hus und dessen Befürworter. So bezeichnete Hus den Papst als Antichristen und verweigerte dem König jeglichen Gehorsam.

Zum endgültigen Bruch mit Hus kam es 1412 während des Aufstandes gegen die Ablässe. Auch wenn er, gemeinsam mit Štěpán z Pálče den jahrmarktähnlichen Handel mit Ablässen verurteilten, wagten sie es nicht gegen die Obrigkeit zu opponieren. Hus schrieb über ihn: „…Vor Angst vor dem Papst und den Kardinälen wagten sie es nicht sich öffentlich zu äußern … Sie Hatten Angst vor der Urkunde des Königs, der die Legaten in Recht setzte.“

Stansislav verweigerte sich der Meinung von Hus in der Frage nach dem Oberhaupt der Kirche. Während Hus nur Christus akzeptierte, verteidigte Stanislav die Autorität des Papstes. Schließlich schloss er sich den Meistern an, die Hus beim Prager Erzbischof der Irrlehre bezichtigten. Wenzel IV. berief eine Schiedskommission ein, der unter anderem auch Albík z Uničova und Křišťan z Prachatic zugehörten. Deren Entscheidung lehnte aber Stanislav ze Znojma wegen ihrer Schwäche und Parteinahme ab. Zudem verkündete er gemeinsam mit Štěpán z Pálče, dass es in Böhmen keine Ketzer gebe. Der König verwies sie daraufhin 1413 wegen der Störung des Landfriedens aus dem Land.

Meister Stanislav zog sich daraufhin nach Südböhmen auf die Höfe des Jana Mladší z Hradce zurück, wo er bereits ein Jahr später starb.

Werke

Er schrieb neben Schriften zu theologischen Fragen auch einige Kommentare zu Aristoteles und den Stenzen des Peter Lombard.

Traktate

  • Tractatus primus de Eucharistia
  • De vero et falso
  • De felicitate
  • De universalibus
  • Tractatus de Romana ecclesia
  • Sermo contra quinque articulos Wiklef

Biografie

J. Spěváček: Václav IV. 1361-1419, Praha 1986

  • Stanislaus de Znoyma, De gracia et peccato Edice, Praha 1997, ISBN 80-86005-57-7
  • Rezension im 'Deutschen Archiv' Bd. 55 , Heft 1 , s 270 :
  • Mistra Stanislava ze Znojma "De vero et falso" / (Magistri Stanislai de Znojma) Ed. Vilém Herold
  • Rezension im 'Deutschen Archiv' Bd. 28 , Heft 2 , s 598-599 :
  • Stanislaus de Znoyma, - Kázání Štěknovo proti Viklefovi a Stanislavovi - Zpráva teologické komise o
  • Jan Sedlák: Eucharistické traktáty Stanislava ze Znojma (Eucharistischen Traktate des Stanislaus von Znaim), Brno 1906
  • Stansilav Sousedík: Stanislaus von Znaim († 1414). Mediaevalia Philosophica Polonorum 17 (1973) Seite 37-56.
  • Pavel Spunar: Stanislaus de Znoyma. In: Slovník latinských spisovatelů (Lexikon lateinischen Schriftsteller), Prag 1984, Seite 575-576.
  • Pavel Augusta: Kdo byl kdo v našich dějinách do roku 1918, Nakladatelství Rovina, Prachatice, 1992
  • Kolektiv dějin filosofie: Antologie z dějin českého a slovenského filozofického myšlení, Nakladatelství Svoboda, 1981
  • Bohumil Pipek: Znojemsko, Knihkupectví Klouda & Oliva, Znojmo,1925

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stanislav ze Znojma — (auch Stanislaus de Znoyma, deutsch Stanislaus von Znaim) (* etwa 1360 Znaim; † 1414 Neuhaus) war böhmischer Theologe und Philosoph. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Person 3 Werke 3.1 Traktate …   Deutsch Wikipedia

  • Hrádek u Znojma — Hrádek …   Deutsch Wikipedia

  • Břežany u Znojma — Břežany …   Deutsch Wikipedia

  • Lesná u Znojma — Lesná …   Deutsch Wikipedia

  • Dobšice u Znojma — Dobšice …   Deutsch Wikipedia

  • Želetice u Znojma — Želetice …   Deutsch Wikipedia

  • Jan Hus — (Audio|Cs Jan Hus.ogg|listen) (IPA2|ˈjan ˈɦus, alternative spellings John Hus, Jan Huss, John Huss) (c. 1372 Husinec, Bohemia ndash; July 6, 1415 Konstanz, HRE) was a Czech religious thinker, philosopher, reformer, and master at Charles… …   Wikipedia

  • Oberfröschau — Horní Břečkov …   Deutsch Wikipedia

  • Zaisa — Horní Břečkov …   Deutsch Wikipedia

  • Znaim — Znojmo …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”