Zschornewitzer Kleinbahn

Zschornewitzer Kleinbahn
Burgkemnitz–Oranienbaum
Kursbuchstrecke: 181a (1944)
Streckennummer: 152 k
Streckenlänge: 16,9 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
von Halle (Saale)
Haltepunkt, Haltestelle
0,0 Burgkemnitz (ehem. Bf)
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Berlin
   
Kohlebahn nach Ferropolis–Oranienbaum
   
3,5 Zschornewitz
   
6,2 Golpa
   
7,4 Möhlau
   
Kohlebahn von Burgkemnitz–Ferropolis
   
12,6 Jüdenberg
   
von Dessau
Bahnhof, Station
16,9 Oranienbaum
Strecke – geradeaus
nach Wörlitz

Die Zschornewitzer Kleinbahn GmbH wurde 1918 gegründet; 53 % ihrer Anteile übernahmen die Elektrowerke AG Zschornewitz, ein Tochterunternehmen des AEG-Konzerns, weitere 27 % die Provinz Sachsen. Der Sitz der Bahnverwaltung war in Grube Golpa (Post Zschornewitz) angesiedelt.

Die 17 Kilometer lange normalspurige Strecke zweigt in Burgkemnitz von der Anhalter Bahn ab und führt über Zschornewitz–Golpa–Großmöhlau nach Oranienbaum.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung bis 1945

Altes Stellwerk bei Jüdenberg

Die Bahn war durch die Verbindung von zwei Grubenbahnen entstanden: Von Süden war am 8. Januar 1895 durch die Friedrich Albert-Baggerwerke Golpa-Jeßnitz die Strecke von Burgkemnitz nach Golpa in Betrieb genommen worden. Zwei Jahre später entstand im Norden die Verbindung von Oranienbaum bis zur Grube Margarethe. Diese Strecke wurde 1908 von der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn-Gesellschaft (DWE) erworben, die das fehlende Zwischenstück nach Golpa herstellte. Nach dem Verkauf dieser Bahn an die Elektrowerke AG Zschornewitz am 21. Juni 1918 kam es zur Gründung der neuen Gesellschaft. Sie verband ab 1. April 1919 mit Personen- und Güterverkehr die Staatsbahnstrecke Wittenberg–Bitterfeld und die Dessau–Wörlitzer Eisenbahn. Ab 15. Oktober 1920 führte für einige Jahre die Anhaltische Landes-Eisenbahngemeinschaft den Betrieb der Kleinbahn, obwohl nur 2 km der Strecke im Lande Anhalt lagen. Sie war aber auch später nicht mit der Kleinbahnabteilung der Provinzialverwaltung in Merseburg verbunden, der die Mehrzahl der Kleinbahnen in der Provinz Sachsen angeschlossen waren.

Fahrplan

Der Personenverkehr von Burgkemnitz nach Oranienbaum war stets sehr gering; er wurde nach und nach auf nur ein Zugpaar täglich reduziert, das 1932 auch noch wegfiel; dagegen blieb das Angebot bis Golpa erheblich umfangreicher. Die Statistik nennt für 1939 als Fahrzeugbestand fünf Dampflokomotiven, einen Akku-Triebwagen mit Beiwagen, einen Pack- und acht Güterwagen, aber keinen Personenwagen.

1941 endeten die – immerhin werktags neun – Personenzüge bereits in Zschornewitz, fuhren aber teilweise 1944 wieder bis Golpa und 1946/47 sogar bis Großmöhlau. Nachdem seit 1938 von hier bis Oranienbaum auch kein regelmäßiger Güterverkehr bedient wurde, war diese Teilstrecke (zeitweise) abgebaut, so dass zwischen 1942 und 1945 – trotz des kriegsbedingten Treibstoffmangels – eine Omnibuslinie Golpa–Oranienbaum betrieben werden musste.

Entwicklung seit 1945

Nach Kriegsende wurde die Bahn am 22. März 1946 der SAG für Brennstoffindustrie übergeben, die sie 1950 wieder in eine Grubenanschlussbahn verwandelte, auf der noch bis 1. Juli 1955 werksinterner Personenverkehr bedient wurde. Inzwischen hatte im Sommer 1953 das VEB Braunkohlenkombinat Golpa die Bahn übernommen. Nach der Wende wurde die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) neue Eigentümerin.

Am 1. Juli 1997(?) übernahm die Anhaltische Bahn Gesellschaft mbH (ABG) die „Grubenbahn Gräfenhainichen“, die zunächst von der Ferropolis Bergbau- und Erlebnisbahn e.V. (FBE) betrieben wurde. Seit 2007 ist die ABG auch Betriebsführer der Strecke. Am 1. Juni 2008 wurde die Teilstrecke Oranienbaum–Ferropolis nach umfangreichen Reparaturarbeiten wieder eröffnet. An jedem ersten Sonntag im Monat von Juli bis Oktober wird Personenverkehr von Wörlitz nach Ferropolis (Ferropolisbahn) angeboten. In Oranienbaum besteht Anschluss an die Dessau-Wörlitzer-Eisenbahn.[1] Die ABG wollte die Grubenbahn bis Ende 2010 an ein anderes Eisenbahninfrastrukturunternehmen abgeben.[2] Die Zörbiger Eisenbahn GmbH (ZEG), als bisher einzige Interessentin, ertüchtigte im Sommer 2010 das Streckennetz.[3] Jedoch kam es aus finanziellen Gründen nicht zum bereits vereinbarten Kauf, so dass die Zukunft der Grubenbahn auch angesichts der zwischenzeitlichen Insolvenz der ABG offen ist.[4]

In Ferropolis befand sich ein Grubenbahnmuseum der FBE mit Fahrzeugen, die unter anderem im ehemaligen Tagebau Golpa-Nord eingesetzt wurden.[5] Die Fahrzeuge wurden jedoch Anfang 2010 abtransportiert.[6]

Nachdem die Strecke Burgkemnitz–Zschornewitz–Golpa–Jüdenberg inzwischen abgebaut worden ist, wird heute eine Strecke von Burgkemnitz (mit Anschluss an die Anhalter Bahn) über Gräfenhainichen und Jüdenberg nach Oranienbaum mit einer Abzweigung nach Ferropolis benutzt.

Literatur

  • List, Röper, Zieglgänsberger: Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen - Sachsen-Anhalt. Stuttgart 1998

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fahrplan 2010 der DWE. Abgerufen am 9. März 2011.
  2. "Abgabe einer Eisenbahninfrastruktur nach § 11 AEG" mit Netzplan. 9. November 2009, abgerufen am 2. Januar 2011.
  3. Vgl. Dirk Skrzypczak: Zörbiger Eisenbahn lässt alte Route in Schuss bringen. Mitteldeutsche Zeitung, 1. Juli 2010, abgerufen am 2. Januar 2011.
  4. Vgl. Dirk Skrzypczak: Noch rollt nur der Geisterzug. Mitteldeutsche Zeitung, 22. November 2010, abgerufen am 2. Januar 2011.
  5. Bilder des ehemaligen Grubenbahnmuseums Ferropolis. Abgerufen am 9. März 2011.
  6. Bilder vom Abtransport der Fahrzeuge. Freie Bergbau- und Erlebnisbahn e.V., 2010, abgerufen am 18. September 2010.

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