Ägidius Albertinus

Ägidius Albertinus
Aegidius Albertinus, Kupferstich 1630.

Aegidius Albertinus (* 1560 in Deventer, Niederlande; † 9. März 1620 in München) war ein einflussreicher Schriftsteller und Übersetzer der Gegenreformation.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Albertinus stammt aus dem Niederlanden, jedoch ist weder das Datum seiner Geburt noch sein Werdegang dokumentierbar. Lediglich die umfassenden Sprachkenntnisse dieses Mannes, der 1593 mit dreiunddreissig Jahren als gemachter Mann aus Spanien am Münchner Hof eintrifft, lassen auf langjährige Studien im Ausland schließen. Schon 1597 darf er sich Hofratssekretär nennen, und ab 1601 übernimmt er auch das Amt des Hofbibliothekars.

Sein enormes Œuvre (52 Werke) besteht vor allem aus Übersetzungen spanischer, aber auch italienischer, französischer und lateinischer Autoren. Sein urwüchsiger deutscher Stil erinnert eher an Autoren des vorherigen Jahrhunderts als an zeitgenössische Dichter. Philosophisch vertritt er die Belange der katholischen Gegenreformation und befürwortet die Hexenverfolgungen. Sein für die Entwicklung der deutschen Literatur bedeutendster Beitrag ist ohne jeden Zweifel die Übertragung des Schelmenromans Der Landstörtzer Gusman von Alfarche 1615, die nachweislich viele deutsche Barockdichter, darunter Abraham a Sancta Clara, Johann Beer, Grimmelshausen, Moscherosch, Christian Reuter und Daniel Speer beeinflusste.

Werke (Auswahl)

  • Christi Königreich und Seelengejaidt, hrsg. Rainulf A. Stelzmann. Bern 1983
  • De Conviviis...Von Gastereyen, hrsg. Herbert Walz. Bern 1983
  • Hirnschleiffer, hrsg. Lawrence Stilo Larsen. Stuttgart 1977
  • Institutiones vitae aulicae oder Hofschul, hrsg. Erika Alma Metzger. Bern 1978
  • Der Landstörtzer Gusman von Alfarche, hrsg. Jürgen Mayer. Hildesheim 1975
  • Lucifers Königreich und Seelengejaidt, hrsg. Rochus von Liliencron. Berlin 1884
  • Verachtung des Hoflebens und Lob des Landlebens, hrsg. Christoph Schweitzer. Bern 1987
  • Der Welt Thurnierplatz. Leipzig 1975
  • Der Welt Tummel- und Schaw-Platz…. Krüger, Augsburg u.a. 1612 und öfter (Übersetzung des Reductorium morale des Petrus Berchorius)

Literatur (Auswahl)

  • Werner Beck: Die Anfänge des deutschen Schelmenromans. Zürich 1957
  • Anne Dreesbach: Aegidius Albertinus. In: Wurst, Jürgen und Langheiter, Alexander (Hrsg.): Monachia. München: Städtische Galerie im Lenbachhaus, 2005. S. 57. ISBN 3-88645-156-9
  • Guillaume van Gemert: Die Werke des Aegidius Albertinus. Amsterdam 1979
  • Friedrich Prinz: "Sie nehmen den Armen das Brot". München 1985.
  • Herbert Walz: Der Moralist im Dienste des Hofes. Bern 1984

Werk- und Literaturverzeichnis

  • Gerhard Dünnhaupt: "Aegidius Albertinus (1560-1620)", in: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Bd. 1. Stuttgart: Hiersemann 1990, S. 191-238. ISBN 3-7772-9013-0

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Alemān — Alemān, Mateo, span. Romanschriftsteller, geboren um 1550 in Sevilla, war lange Zeit beim Reichsschatz angestellt, entsagte infolge eines ärgerlichen Rechtshandels seinem Amt und wanderte um 1609 nach Mexiko aus, wo er wahrscheinlich starb. Sein… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schelmenroman — Schelmenroman, deutsche Bezeichnung für einen Roman in dem gusto picaresco (Spitzbubenstil), der, nachdem Mendoza in seinem »Lazarillo de Tormes« (1553) ein Muster der Gattung aufgestellt hatte, in Spanien sehr beliebt war und sich auch über das… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tür — Mit der Tür ins Haus fallen: etwas unvorbereitet vorbringen wie einer, der, anstatt erst an die Türe zu klopfen und dann ins Haus zu treten, die Tür einstürmt. So erklärt 1639 Lehmann (S. 826 ›Vngeschicklichkeit‹ 1): »Der vngeschickt fält mit der …   Das Wörterbuch der Idiome

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”