- Deventer
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Gemeinde Deventer
Flagge
WappenProvinz Overijssel Bürgermeister Andries Heidema Sitz der Gemeinde Deventer Fläche
– Land
– Wasser134,38 km²
131,30 km²
3,08 km²CBS-Code 0150 Einwohner 98.773 (31. Dez. 2010[1]) Bevölkerungsdichte 735 Einwohner/km² Koordinaten 52° 15′ N, 6° 10′ O52.2511111111116.16Koordinaten: 52° 15′ N, 6° 10′ O Bedeutender Verkehrsweg A1, N344, N348 Vorwahl 0570 Postleitzahlen 7411 - 7437 Website www.deventer.nl Deventer ( anhören?/i) ist eine Gemeinde in der Provinz Overijssel (Niederlande).
Inhaltsverzeichnis
Orte
Zur Gemeinde gehören die Stadt gleichen Namens sowie u. a. die Dörfer Schalkhaar, Lettele, Okkenbroek, Diepenveen, mit einer mittelalterlichen Kirche und Bathmen.
Lage und Wirtschaft
Die Stadt liegt an der Stelle, wo die niederländische Autobahn A1 von Amsterdam nach Hengelo und weiter über die deutsch-niederländische Grenze nach Osnabrück (Europastraße 30) sowie die Eisenbahnlinie Amsterdam-Osnabrück-Berlin die IJssel überqueren. In Deventer gibt es einen kleinen Binnenhafen.
Die Wirtschaft Deventers ist geprägt von der Druck- und Verpackungsindustrie. Produkte aus Deventer sind z.B. Blechdosen und Kunststoffbecher. Weiter gibt es eine Fabrik von Heizkesseln und viele kleinere Industrie- und Handelsunternehmen. In Deventer stehen einige Fachhochschulen, u.a. für Umwelttechnik. Der Konzern Dutch Solar fertigt hier im Auftrag verschiedener Photovoltaik-Unternehmen Solarzellen und Solarmodule.
Geschichte
Die Stadt Deventer, auf deren Grundgebiet schon vor Anfang des 4. Jahrhunderts Germanen lebten, wurde vor dem 8. Jahrhundert gegründet. Der angelsächsische Missionar Lebuin (= Liafwin - „lieber Freund“) gründete dort 768 oder 769 eine Kirche. Der Ort an einer kleinen Anhöhe am Fluss IJssel war damals schon ein wichtiger Handelsplatz. Als die Wikinger den Ort 882 zerstörten, wurde Deventer bald wieder aufgebaut und mit Erdwällen befestigt.
Im 9. und 10. Jahrhundert war Deventer vorübergehend Sitz des Utrechter Bischofs. Eine Münze von hier aus dem 11. Jahrhundert findet sich im Münzfund von Sandur auf den Färöern. Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Knotenpunkt von Handelswegen und schloss sich der deutschen Hanse an. Vor allem der Handel mit Stockfisch aus Skandinavien war bedeutend. Im 15. Jahrhundert fand in der Stadt fünfmal im Jahr ein Jahrmarkt statt. Als im 16. und 17. Jahrhundert die Seewege über Holland immer wichtiger wurden und der Wasserpegel in der IJssel sank, so dass große Schiffe den Fluss nicht länger benutzen konnten, verlor die Stadt vorübergehend stark an Bedeutung. Im 18. Jahrhundert wurde eine Eisengießerei gegründet, und zwischen 1850 und 1930 wuchs die Industrie stark, um nach 1970 wieder an Wichtigkeit einzubüßen.
In der Zeit Napoléon Bonapartes hatte Deventer stark unter der Besatzung durch französische Truppen zu leiden. Nach 1815 war es bis nach dem Zweiten Weltkrieg, der Deventer nicht unberührt ließ (die IJsselbrücke und die Häuser in deren Nähe wurden 1944 und 1945 einige Male von anglo-amerikanischen Flugzeugen bombardiert) eine wichtige Garnisonsstadt für u.a. Husaren und Kavallerie. Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne sind ein Shopping-Center und ein Kino entstanden.
Die in den 1930er Jahren erbaute Kaserne in Schalkhaar diente 1941 bis 1945 den deutschen Besatzern zur Ausbildung „deutschfreundlicher“ Polizisten. Der Komplex dient heute als Internierungsanlage für Asylbewerber.
Kulturelle Bedeutung
Deventer, wo schon vor 1500 Bücher gedruckt wurden, war im Spätmittelalter ein Zentrum von Kultur und Wissenschaft von überregionaler Bedeutung. Das Athenaeum illustre, eine Art Gymnasium, wurde u.a. von Erasmus von Rotterdam besucht. Auch die Gruppe Brüder vom gemeinsamen Leben oder Devotio moderna um Geert Groote, die viel Einfluss auf Religion und Philosophie hatte, entstand im 15. Jahrhundert in Deventer und im Kloster Windesheim fünf km südlich von Zwolle.
Der Maler und Kunstfälscher Han van Meegeren, der von 1930-1945 Fälschungen von Vermeer-Bildern herstellte und verkaufte, wurde in Deventer geboren und ausgebildet. Sein Grab befindet sich auf dem Algemene Begraafplaats, Raalterweg 29 in dem Dorf Diepenveen, das zu der Gemeinde Deventer gehört.
Die verhältnismäßig starke türkische Minderheit verfügt seit 2003 über eine moderne Moschee, die auch für Integrationsprojekte und kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit den autochthonen Einwohnern der Stadt benutzt wird.
Für den Spielfilm Die Brücke von Arnheim wurde die Stadt und die Brücke als Kulisse genutzt. In Arnheim befanden sich zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits modernere Bauten in der Nähe der Brücke, sodass Deventer für die Außenaufnahmen und Kampfszenen auf der Brücke optisch besser geeignet erschien.
Sehenswürdigkeiten
In der historischen Altstadt fallen drei historische Gebäude besonders auf:
- die Stadtwaage (Waag) am Marktplatz namens Brink, 1545 erbaut, 2002 restauriert, jetzt Stadtmuseum;
- die Große - oder Lebuinuskirche, mit hohem Turm, und
- die Bergkirche mit zwei Türmen, die sich im so genannten Bergviertel befindet.
Beide Kirchen stammen aus dem 13. Jahrhundert und haben innen Fresken. Die Bergkirche ist jetzt ein Museum für moderne Kunst.
Sport
Ein bekannter Sportverein der Stadt sind die Profifußballer Go Ahead Eagles, die lange Zeit in der Eredivisie gespielt haben.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich findet am letzten Wochenende vor Heiligabend das viel besuchte (2005: 135.000 und 2006: 200.000 Zuschauer) Dickens-Festival (mit Weihnachtsmarkt) statt, wobei Szenen aus den Romanen des englischen Autors von Einwohnern des Bergviertels nachgespielt werden. An einem Wochenende Anfang Juli wird jedes Jahr ein internationales Stelzenläufer-Theaterfestival gehalten (Deventer op Stelten).
Am ersten Sonntag im August ist das Ufer der IJssel Kulisse eines großen Büchermarkts. In Deventer findet freitags und samstags ein großer Markt statt. Der Markt am Samstag auf De Brink ist der am meisten besuchte und bietet die größte Auswahl.
Söhne und Töchter der Stadt
- Aegidius Albertinus (1560–1620), barocker Schriftsteller und Übersetzer, Begründer der volkssprachlichen Literatur in Bayern
- Willem Amsinck (* 1542) Tuchhändler, in Deventer geboren, ausgewandert nach Hamburg, Stammvater der hamburgischen Patrizierfamilie Amsinck
- Jan Bruins (1940–1997), Motorradrennfahrer
- Harry Decheiver (* 1970), Fußballspieler
- Jacob van Deventer (* um 1500), Kartograf
- Taco van Glins (1619-1673), Rechtswissenschaftler
- Geert Groote (1340–1384), Theologe und Bußprediger
- Etty Hillesum (1914–1943), jüdische Frau, die im NS-Regime in Auschwitz starb, siehe ihr Tagebuch und Vermächtnis Het verstoorde leven (Titel der deutschen Ausgabe: Das denkende Herz)
- Wolter Robert van Hoëvell (1812–1879), Publizist
- Guusje ter Horst (* 1952), Politikerin
- Barry Hulshoff (* 1946), Fußballspieler
- Bert van Marwijk (eigentlich Lambertus van Marwijk, * 1952), Fußballspieler und -trainer
- Han van Meegeren (1889–1947), Maler und Kunstfälscher
- Johann Adam Reincken (1643–1722), niederländisch-deutscher Organist und Komponist
- Willem Scholten (1927–2005), Politiker
- Jan Pieterszoon Sweelinck (1562–1621), Organist und Komponist
Weblinks
Commons: Deventer – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
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