- Berlin: Die Sinfonie der Großstadt
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Filmdaten Originaltitel: Berlin: Die Sinfonie der Großstadt Produktionsland: Deutschland Erscheinungsjahr: 1927 Originalsprache: Deutsch Stab Regie: Walther Ruttmann Drehbuch: Karl Freund
Carl Mayer
Walther RuttmannMusik: Edmund Meisel Kamera: Robert Baberske
Reimar Kuntze
Karl Freund
László SchäfferSchnitt: Walther Ruttmann Berlin: Die Sinfonie der Großstadt ist ein deutscher experimenteller Dokumentarfilm von Walther Ruttmann aus dem Jahr 1927.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der Film beginnt mit einer Bahnfahrt: Eine Dampflokomotive fährt durch Wiesen, Lauben- und Wohngebiete in die Stadt hinein, und grenzt so das Umland von der Großstadt ab. Nach einem Schwenk über die Dächer Berlins zeigt der Film die Straßen der Stadt, immer wieder unterbrochen von der Ansicht der Turmuhr des Berliner Rathauses. Langsam füllen sich die morgendlich leeren Straßen mit Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Immer schneller wird der Rhythmus der Stadt und des Films, und schneller auch die Blenden von den Straßen zu Fabriken und in die Büros. Mit dem 12-Uhr-Glockenschlag fällt die Geschwindigkeit in sich zusammen und beginnt sich aber am Nachmittag erneut zu beschleunigen. Erst zum Abend hin kehren Entspannung und langsam Ruhe ein: Ruttman zeigt auch Freizeitaktivitäten am Wasser und im Park und abends in den Vergnügungsetablissements der Stadt, bevor eine weitere Zugfahrt den Abschluss bildet.
Hintergrund
Der dokumentarische Film beschreibt einen Tag in der Großstadt Berlin, die in den 1920er Jahren einen industriellen Aufschwung erlebte, und gibt auch heute noch einen Einblick in die Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu dieser Zeit.
Ruttmann konzipierte seinen Film als dokumentarisches Kunstwerk, das die Großstadt Berlin als lebenden Organismus darstellen soll. Im langsamen Erwachen der Stadt, in der Hektik des Tages und im langsameren Ausklingen am Abend sah er eine Analogie zu einer Sinfonie und unterstrich dies im Filmschnitt. Für die damalige Zeit ungewöhnlich, setzte Ruttmann zahlreiche kurze Schnitte ein, um die Lebendigkeit und Hektik der Stadt plastischer werden zu lassen. Als einer der ersten sinfonischen Filme nutzte Berlin: Sinfonie einer Großstadt die Ende der 20er Jahre entwickelte technische Möglichkeit, Filme exakt und in vielen kleinen Schnitten zu schneiden und wieder zu kleben. Auf diese Weise konnte auf die Möglichkeiten einer abwechslungsreichen Filmmusik mit filmischen Mitteln reagiert werden - und umgekehrt.
Von Edmund Meisels Originalmusik zu dem Film ist nur eine Klavierfassung erhalten.
In den 70er Jahren hatte zunächst der amerikanische Filmmusiker Arthur Kleiner eine Fassung der Meiselschen Vorlage für zwei Klaviere und Schlagzeug als Provisorium eingespielt. Der Komponist Günther Becker schrieb 1982 eine solche Version aus, deren 5. Akt nochmals von Emil Gerhardt überarbeitet wurde. In dieser Form kam das Stück u. a. in Los Angeles, London, Brüssel und Florenz zur Aufführung. Der französische Komponist Pierre Henry hat sich in seinem monumentalen elektroakustischen Werk La Ville. Die Stadt. Metropolis Paris – Berlin (1984/85) explizit auf den Film von Ruttmann bezogen. 1987 schrieb dann Mark-Andreas Schlingensiepen im Auftrag der Berliner Festspiele eine große Orchesterpartitur nach Meisel, die in der Berliner Waldbühne mit dem RIAS-Jugendorchester zur Aufführung kam und inzwischen beim Musikverlag Ries & Erler erschienen ist. Anschließend veröffentlichte Schlingensiepen eine weitere Fassung für 16 Instrumentalisten, die u.a. auch vom Klangforum Wien unter seiner Leitung gespielt wurde. 1993 hat Timothy Brock mit dem Olympia Chamber Orchestra Berlin: Die Sinfonie der Großstadt neu vertont. (Diese Fassung liegt der DVD-Ausgabe von 1996 zugrunde.)
Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der Uraufführung haben das ZDF und ARTE 2007 eine neue Orchestrierung der Originalmusik bei Bernd Thewes in Auftrag gegeben. Thewes' Fassung klingt illustrativ-pathetischer als die von Brock. Sie wurde zusammen mit der restaurierten Fassung des Film am 24. September 2007 im Friedrichstadtpalast vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Frank Strobel uraufgeführt.
Nachfolger
Im Jahr 1950, nach dem Krieg kam ein Film mit ähnlichem Namen, die Symphonie einer Weltstadt mit Aufnahmen aus dem Jahr 1930 heraus. 2002 kam als Reminiszenz und als Fortsetzung Thomas Schadts Film Berlin: Sinfonie einer Großstadt in die Kinos, der, ebenfalls als Schwarz-Weiß-Film mit musikalischer Untermalung, wieder einen Tag der Stadt Berlin zeigt, nur 80 Jahre später. Zwar handelt es sich ebenfalls um einen Film mit dokumentarischem Anspruch, doch ist bei Schadt von der Aufbruchsstimmung der 20er Jahre und dem Puls der Technik nicht mehr viel zu spüren. Vielmehr dominieren lange Szenen und langsame Schwenks. Der Film zeigt die Brüche und Wunden, die Berlin in Folge des Krieges und der darauffolgenden Jahre gesellschaftlich wie im Stadtbild erlitten hat.
Literatur
- Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms. 1910 - 1930. Citadel-Filmbücher. Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10212-X
Weblinks
- Berlin. Die Sinfonie der Grosstadt bei Filmportal.de (u.a. zeitgenössische Rezensionen, Uraufführungsplakat, Zensurkarte, Fotos)
- Berlin: Die Symphonie der Großstadt in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Der Film zum Download bei Archive.org
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