Bertrando d'Arvazzano

Bertrando d'Arvazzano

Bertrando d’Arvazzano (auch Bertrandus de Arvassani oder Arvesano alias Ferrariensis; * in Ferrara; † nach 27. Juli 1402) war lombardischer Fürstbischof von Paderborn 1399–1401 und kurzzeitig Titularbischof von San Leone[1] (Santa Severina in Kalabrien, Italien).

Leben

Bertrando stammt höchstwahrscheinlich von der lombardischen Familie d’Arvazzano in der norditalienischen Stadt Ferrara (heute Emilia-Romagna) ab. Nach dem Studium der Jurisprudenz und Promotion zum Dr. decretalium war Bertrando im päpstlichen Palast in Rom als Auditor causarum für die Kurie tätig. Er besaß die Pfründe eines Domherren am Bischofssitz zu Ravenna.

Papst Bonifaz IX. bemühte sich in seinem Sinne um das Ende des großen Abendländischen Schismas und suchte die Einsetzung von ihm getreuen Gefolgsleuten im Reich. Bertrando wurde am 22. Februar 1399 durch Rom für das Paderborner Bistum als Nachfolger von Bischof Johann I. ernannt. Es war in der Geschichte des Paderborner Bistums einmalig, dass ein Italiener das Amt übernehmen sollte. Entsprechend vorsichtig begleitete Rom den Amtsantritt. Schlüsselfigur war der aus Nieheim stammende Paderborner Kleriker Dietrich von Nieheim. Dietrich war inzwischen Bischof von Verden an der Aller und zuvor Abbreviator und Skriptor der päpstlichen Kanzlei und somit ein römischer Kollege Bertrandos. Bischof Dietrich sollte dafür sorgen, dass alle Einnahmen der bischöflichen Güter bis zur Ankunft Bertrandos zurück gelegt werden. Der Florentiner Handelsmann Pietro Mardelle ließ am 14. März 1399 bei der Apostolischen Kammer den für die Besitznahme des Bistums entsprechenden Betrag einzahlen.

Erst Ende 1399 zog Bertrando mit seinen Brüdern Nicola (Domherr von Ravenna) und Giovanni. Offenbar als Übersetzer diente Arnold Rynen, ein Kleriker des Erzbistums Mainz. Nach Bekanntgabe der päpstlichen Entscheidung, haben die Landstände des Fürstbistums allerdings eine negative Entscheidung zum italienischen Bischof getroffen. Die Privilegien, die Bischof Bernhard V. den Ständen gegeben hatte, sollten auch vom neuen Bischof anerkannt werden. Sie einigten sich einem in der Bistumsgeschichte einmaligen Vorgang auf die Wahl des damals 17-jährigen Wilhelm von Berg zum neuen Landesherrn. Wilhelm beschwor schon am 17. Mai 1399 das Privilegium Bernhardi.

Inzwischen traf Bertrando mit seinem kleinen Gefolge am 28. Oktober 1399 von den Toren der Stadt Paderborn ein. Wider Erwarten gewährte die Stadt Bertrando Einlass. Der Domherr Volkmar gewährte ihm in der Brenkschen Kurie Herberge. Vor dem Domkapitel wurde seine beschöfliche Bestallungsurkunde unterzeichnet. Allerdings verwehrte man ihm weiterhin die Übernahme der Landesherrschaft. Unterdessen übte Bischof Bertrando kirchliche Amtsaufgaben aus, so die Genehmigung der Statuten der Kalands-Brüderschaft in Büren und die Gewährung eines Ablasses von 40 Tagen für seine Mitglieder oder die Genehmigung von Altarstiftungen in Warburg (Januar 1400). Schon am 24. November 1399 musste sich Bertrando aber unter dem Schutz des Grafen von Everstein auf die Burg Dringenberg zurückziehen, da sich die Landstände weiterhin dem Bischof verweigerten. Wiederholt forderte er noch im Juli 1400 das Domkapitel auf, sich ihm zu unterwerfen und insbesondere das Schloss Neuhaus zu übergeben. Hier saß aber schon der junge Wilhelm von Berg, dessen Onkel mütterlicherseits am 21. August 1400 als Ruprecht I. die deutsche Königskrone erhielt. Machtpolitisch gestärkt ließ Wilhelm Bertrando in Dringenberg verhaften und in Neuhaus fest setzen. Bertrando sah sich gezwungen, das Interdikt gegenüber dem Domkapitel aufzuheben und auf Paderborn auch als Bischof zu verzichten. Mit zwei Pferden und zwanzig Gulden Reisegeld gab man ihm die Freiheit.

Schon vor der offiziellen Resignation am 31. Januar 1401 gab ihm die römische Kurie als Ausgleich am 5. November 1400 das italienische Bistum San Leone in Kalabrien (Erzbistum San Severino). Aber auch in Süditalien hatte Bertrando kein Glück. Er konnte sich gegen den örtlichen Konkurrenten ebenfalls nicht durchsetzen. Noch am 27. Juli 1402 führte Bertrando einen Rechtsstreit um ein Benefizium in der Diözese Ferrara.

Die Spur Bertrandos verliert sich mit diesem Datum.

Literatur

  • Hans J. Brandt, Karl Hengst: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Paderborn. Paderborn 1984, S. 172–174, ISBN 3-87088-381-2.

Einzelnachweise

  1. vgl. Titularbistum San Leone (The Hierarchy of the Catholic Church)



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bertrando d’Arvazzano — (auch Bertrandus de Arvassani oder Arvesano alias Ferrariensis; * in Ferrara; † nach 27. Juli 1402) war lombardischer Fürstbischof von Paderborn 1399–1401 und kurzzeitig Titularbischof von San Leone[1] (Santa Severina in Kalabrien, Italien).… …   Deutsch Wikipedia

  • Bischof von Paderborn — Die folgenden Personen waren Bischöfe, Fürstbischöfe oder Erzbischöfe des (Erz )Bistums Paderborn seit 806: Inhaltsverzeichnis 1 Bischöfe 806–1321 2 Fürstbischöfe 1321–1802/03 3 Bischöfe 1802/03–1930 …   Deutsch Wikipedia

  • Bischöfe von Paderborn — Die folgenden Personen waren Bischöfe, Fürstbischöfe oder Erzbischöfe des (Erz )Bistums Paderborn seit 806: Inhaltsverzeichnis 1 Bischöfe 806–1321 2 Fürstbischöfe 1321–1802/03 3 Bischöfe 1802/03–1930 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann III. von Hoya — Johann I. von Hoya (auch Johannes de Hoye; * 1355; † 12. Mai 1424 in Hildesheim) war Fürstbischof von Paderborn 1394–1399 und als Johann III. von Hoya Fürstbischof von Hildesheim 1399–1424. Er entstammt dem Geschlecht der Grafen der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bert — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bischöfe Paderborns — Die folgenden Personen waren Bischöfe, Fürstbischöfe oder Erzbischöfe des (Erz )Bistums Paderborn seit 806: Inhaltsverzeichnis 1 Bischöfe 806–1321 2 Fürstbischöfe 1321–1802/03 3 Bischöfe 1802/03–1930 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bischöfe von Paderborn — Die folgenden Personen waren Bischöfe, Fürstbischöfe oder Erzbischöfe des (Erz )Bistums Paderborn seit 806: Inhaltsverzeichnis 1 Bischöfe 806–1321 2 Fürstbischöfe 1321–1802/03 3 Bischöfe 1802/03–1930 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Paderborner Bischöfe — Die folgenden Personen waren Bischöfe, Fürstbischöfe oder Erzbischöfe des (Erz )Bistums Paderborn seit 806: Inhaltsverzeichnis 1 Bischöfe 806–1321 2 Fürstbischöfe 1321–1802/03 3 Bischöfe 1802/03–1930 …   Deutsch Wikipedia

  • Prince Bishopric of Paderborn — The Prince Bishopric of Paderborn,(German: Fürstbistum Paderborn ) was a former state of the Holy Roman Empire. The state was created in 1281 from the borders of the Roman Catholic Diocese of Paderborn, and lasted until 1802 with the arrival of… …   Wikipedia

  • Bishopric of Paderborn — The Bishopric of Paderborn ( de. Fürstbistum Paderborn) was a prince bishopric of the Holy Roman Empire from 1281 to 1802.HistoryThe Diocese of Paderborn was founded in 799 by Pope Leo III. In the early years it was subordinated to the bishop of… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”