Berufsfachschule in Deutschland

Berufsfachschule in Deutschland

Die Berufsfachschulen sind Einrichtungen der beruflichen Ausbildung, das heißt, für ihren Besuch wird keine Berufsausbildung oder berufliche Tätigkeit vorausgesetzt.[1] Im Schuljahr 2009/2010 gab es in der BRD 2.523 Berufsfachschulen mit insgesamt 23.559 Klassen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Bildungsgänge der Berufsfachschule

Die Bildungsgänge dauern in Vollzeitform (Regelform) mindestens ein Jahr, in Teilzeitform entsprechend länger. An Berufsfachschulen werden teilqualifizierende Bildungsgänge, die einen Teil der Berufsausbildung (zum Beispiel berufliche Grundbildung) vermitteln, sowie vollqualifizierende Bildungsgänge mit Berufsabschluss angeboten. Die Bildungsgänge der Berufsfachschule sind in einer Rahmenvereinbarung über die Berufsfachschulen der KMK (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland) geregelt.

Mit Berufsabschluss

Nach Bundesrecht

Schulische Ausbildungsberufe

Die Ausbildung in diesen Bildungsgängen vermittelt die erforderlichen Qualifikationen zur Ausübung eines anerkannten Ausbildungsberufes nach Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung. Die Dauer dieser Bildungsgänge geht zwischen zwei und drei Jahren Vollzeit und orientiert sich an dem Zeitraum für vergleichbare Ausbildungen im dualen System (betriebliche Ausbildung). Der Status des Auszubildenden bleibt jedoch „Schüler“ (da die Bezeichnung Studium heute auch für Bildungsgänge an Berufsfachschulen verwendet wird, werden die "Teilnehmer" oftmals auch als Studenten bezeichnet). Einige Bundesländer geben für die Zeit der Ausbildung eine Aufwandsentschädigung (Mobilitätszuschuss). Diese Entschädigung ist jedoch i.d.R. an bestimmte Bedingungen wie zum Beispiel Anwesenheit gebunden.

Berufe des Gesundheitswesens

Die Ausbildung in den Berufen des Gesundheitswesens richtet sich nach den entsprechenden Vorschriften des Bundes. Beispiele hierfür sind die Physiotherapie oder die Gesundheits- und Krankenpflege und die Ergotherapie.

Berufe des Sozialwesens

Sozialassistent/-in, Heilerziehungspfleger/-in, Erzieher/-in Pflegeassistent/-in, Kinderpfleger/-in, Hauswirtschafter/-in, Hauswirtschaftshelfer/-in

Nach Landesrecht

Assistentinnen/Assistenten

Der Bildungsgang dauert zwei bis drei Jahre, Voraussetzung ist ein mittlerer Bildungsabschluss oder ein als gleichwertig anerkannter Abschluss. In der Regel werden folgende Unterscheidungen in der Dauer gemacht:

  • zwei Jahre für Ausbildungen, die nicht mit Fachhochschulreife kombiniert sind (hier kann die Fachhochschulreife anschließend (1-jährig) erreicht werden (additives Modell)
  • drei Jahre Kombination der Fachhochschulreife mit der beruflichen Ausbildung (integratives Modell)

Für die Assistenten gelten gesonderte Rahmenvereinbarungen der KMK („Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung von technischen Assistenten/technischen Assistentinnen an Berufsfachschulen“, „Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung zum kaufmännischen Assistenten/zur kaufmännischen Assistentin an Berufsfachschulen“). In der Regel dauert eine Assistenzausbildung, beispielsweise zum „Staatlich geprüften kaufmännischen Assistenten für Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Industrie“ an einer Höheren Berufsfachschule, zwei Jahre in Vollzeitform. Außerdem kann zusätzlich der schulische Teil der Fachhochschulreife, also Fachabitur, erlangt werden. Für eine schulische Berufsausbildung sprechen die folgenden Gründe:

  • Alternative zur Ausbildung im Betrieb: Wenn im dualen System der gewünschte Ausbildungsplatz nicht gefunden wurde, dann ist die Berufsfachschule eine Möglichkeit, dennoch einen beruflichen Abschluss zu erlangen.
  • Vorbereitung auf das (Fach-)Abitur: Der Weg zum Abitur über das berufliche Bildungswesen ist für viele Absolventen mit mittlerem Abschluss der attraktivere Weg.
  • Orientierungsphase: Vielen Schülern fehlt nach dem mittleren Abschluss die Orientierung, welchen beruflichen Weg sie einschlagen sollen. Nach einer Ausbildung an der Berufsfachschule machen sie oft eine zweite Ausbildung im Betrieb. Die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, steigen, da die Absolventen der Berufsfachschule mit einschlägigen Vorkenntnissen aufwarten können.
Technische Berufe

Staatlich geprüfter denkmaltechnische/r AssistentIn denkmaltechnischer Assistent
Staatlich geprüfter AssistenIn für Automatisierungs- und Computertechnik Assistent für Automatisierungs- und Computertechnik
Staatlich geprüfter Gestaltungstechnischer AssistentIn Gestaltungstechnischer Assistent
Staatlich geprüfter Industrietechnologe mit verschiedenen Schwerpunkten nur an der Siemens Technik Akademie
Staatlich geprüfter Assistent für Informations- und Kommunikationstechnik

Kaufmännische Berufe

Staatlich geprüfter Wirtschaftsinformatiker; Ausbildung: Höhere Berufsfachschule für Wirtschaftsinformatik

Staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent; Ausbildung: Höhere Berufsfachschule für Wirtschaft und Sozialversicherung

Staatlich geprüfter (Internationaler) Touristikassistent

Künstlerische Berufe

Die Ausbildung an einer Berufsfachschule für Musik ist nur in Bayern möglich, die Ausbildung zum Schauspieler/zur Schauspielerin an einer Schauspielschule. In München, Köln, Stuttgart, Hamburg und Osnabrück existieren mehrere Berufsfachschulen für Mediengestalter in den Ausbildungsrichtungen Bild und Ton bzw. Print und Digital (z. B. führen die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, Akademie U5 oder Mediadesign Hochschule diese Ausbildungsgänge im Rahmen der angegliederten Berufsfachschulen durch). Eine Schulische Ausbildung in Malerei und Illustration kann man an der Schule für Bildende Kunst und Gestaltung in Berlin absolvieren. In Hessen gibt es eine Berufsfachschule (Staatliche Zeichenakadademie Hanau) mit dem Abschluss zum/zur Goldschmied/in, Metallbildner/in, Silberschmied/in und Schmucksteinfasser/in.

Ohne Berufsabschluss

In Bundesländern mit Berufsschulpflicht wird innerhalb einer 1-jährigen Ausbildung eine berufliche Orientierung angeboten. Unter besonderen Umständen können gleichzeitig Abschlüsse der Sekundarstufe 1 nachgeholt werden.

Berufliche Grundbildung und Fachoberschulreife (FOR, Mittlerer Schulabschluss)

An Berufsfachschulen wie der Wirtschaftsschule werden oft folgende Fächer unterrichtet: BWL mit Rechnungswesen, Textverarbeitung, Datenverarbeitung, Geschichte, Deutsch, Mathematik, Englisch, Physik oder Chemie, Französisch, Projekte und Wirtschaftsgeografie. Die Bildungsgänge dauern ein oder zwei Jahre. Gegebenenfalls kann die Grundbildung ganz oder teilweise auf eine nachfolgende Berufsausbildung im dualen System (nach einer Berufsgrundbildungs-Anrechnungsverordnung oder einer Berufsfachschul-Anrechnungsverordnung) angerechnet werden, das heißt, die nachfolgende Berufsausbildung verkürzt sich entsprechend. Diese Regelung wird aber aufgrund des sehr anspruchsvollen Stoffes in der Berufsschule nicht häufig angewandt.

Mit erweiterten beruflichen Kenntnissen und Fachhochschulreife

In einigen Bildungsgängen der Schulform Berufsfachschule steht neben dem Erwerb der Fachhochschulreife ein vertiefter Einblick in ein Berufsfeld im Vordergrund. Diese „erweiterten beruflichen Kenntnisse“ bieten nach dem Abschluss entweder einen qualifizierteren Einstieg in eine entsprechende, ggf. verkürzte Berufsausbildung, oder sind Grundlage für die Aufnahme eines Studienganges an einer Fachhochschule, oder in Ausnahmefällen an einer Universität.

Vorseminar

Die „erweiterten beruflichen Kenntnisse“ bieten nach dem Abschluss einen qualifizierteren Einstieg in einen Studiengang, zum Beispiel der Erwerb der für ein Studium erforderlichen Fremdsprachenkenntnisse. Diese Art der Berufsfachschule ist auch als „Vorseminar“ bekannt.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg-Peter Pahl, Berufsfachschule - Ausformungen und Entwicklungsmöglichkeiten W.Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 2010, 978-3-7639-4201-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berufsfachschule. Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK), abgerufen am 18. Oktober 2011.
  2. Berufliche Schulen. Schulen und Klassen nach Schularten. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 18. Oktober 2011.

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