- Berufsverkehr
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Berufsverkehr (auch Hauptverkehrszeit oder Rushhour) bedeutet dichter Verkehr, der durch die Fahrt der Menschen zu und von ihren Arbeitsstätten entsteht, insbesondere morgens und am späten Nachmittag. Hinzu kommt, besonders morgens, der Verkehr der Schüler zu ihren – zunehmend weiter entfernten – Schulen.
Die funktionale Teilung moderner Stadtentwicklung in Bildungs-, Arbeits- und Wohnbezirke hat dazu geführt, dass zu Arbeits- bzw. Schulbeginn und -ende viele Menschen auf den gleichen Wegen von bzw. zu ihren Wohnungen fahren müssen, und das meist nicht als Fahrgemeinschaft. Sowohl im öffentlichen als auch im individuellen Nahverkehr kommt es in Ballungszentren während dieser Zeiten zu einem sehr hohen Verkehrsaufkommen. Besonders an Verkehrsknotenpunkten und anderen Nadelöhren, sowie bei Unfällen oder sonstigen Störungen kommt der Verkehr mit Straßenfahrzeugen häufig zum Erliegen. Flexible Arbeitszeiten konnten hier eine Entlastung durch Entzerrung bringen, dessen Effekt wurde allerdings durch die intensivere Nutzung des motorisierten Individualverkehrs zunichte gemacht.
International sind diese Phänomene noch deutlich ausgeprägter. Insbesondere dort, wo der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nicht angemessen ausgebaut ist, bricht der Kfz-Verkehr teilweise über Stunden zusammen. In einigen Metropolen wie Lagos entwickeln sich die Hauptverkehrsachsen im Berufsverkehr zu Handelsplätzen, auf denen go-slow-traders den Autofahrern ihre Waren anbieten. Entsprechende Ansätze, etwa Scheibenputzer an Ampeln, gibt es inzwischen auch in europäischen Städten. Aber auch der ÖPNV ist oftmals im Berufsverkehr überlastet, an der Oberfläche wird er zudem vom starken Individualverkehr behindert.
Die Verkehrslast im Berufsverkehr durch den Individualverkehr bringt u. a. folgende Probleme mit sich: Starker Ausbau von Straßen (Flächenverbrauch), Staus, hoher Energieverbrauch zusätzlich durch uneffektive Fahrweise, Umweltverschmutzung, Smog, Stress und entsprechende Gesundheitsbelastungen. Die Öffentlichen Verkehrsmittel müssen kapazitätsmäßig so ausgestattet sein, dass die große Nachfrage gut befriedigt werden kann, obwohl die starken Belastungen nur relativ kurze Zeit stattfinden. Eine genügend große Zahl von Fahrzeugen muss angeschafft und unterhalten werden, obwohl viele davon während der anderen Zeit nicht benötigt werden.
Auswege
Als Auswege werden diskutiert:
- Fahrgemeinschaften statt Einzelfahrten
- Verkehrsleitsysteme zur Entzerrung des Verkehrs
- Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs
- Sonderfahrstreifen mit ÖPNV-Bevorrechtigung zur Beschleunigung und Fahrzeug- (und Personal-)einsparung
- häufigere Fahrten mit erweitertem Platzangabot zu den Stoßzeiten
- größere Fahrzeugeinheiten
- Jobtickets
- Ausbau und Förderung des Fahrradfahrens
- verstärkte Anwendung flexibler Arbeitszeiten
- stadtplanerische Mischung von Wohnen und Arbeiten
- Verlagerung von Arbeitsplätzen durch Heimarbeit
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