Bet Sche'an

Bet Sche'an
Bet Sche'an
Wappen von Bet Sche'an
Basisdaten
hebräisch: בית שאן
arabisch: بيسان
Staat: Israel Israel
Bezirk: Nord
Koordinaten: 32° 30′ N, 35° 30′ O32.49611111111135.498888888889Koordinaten: 32° 29′ 46″ N, 35° 29′ 56″ O
Fläche: 7,33 km²
 
Einwohner: 16.900 (2009)
Bevölkerungsdichte: 2.306 Einwohner je km²
 
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Jacky Levi
Bet Sche'an (Israel)
Bet Sche'an
Bet Sche'an

Bet Sche'an?/i (hebräisch: בית שאן; arabisch ‏بيسانBaisān) ist eine Stadt in der Ebene von Bet Sche'an im Nordbezirk Israels, ca. 25 km südlich des Sees Genezareth. Sie hat etwa 16.900 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Name

Die Etymologie des hebräischen Namens Bet Sche'an ist ungesichert. Möglicherweise ist er zu interpretieren als „Haus der Gottheit Sche'an“. Seit in der Zeit Ptolemaios' II. skythische Reitereinheiten[1] in der Stadt stationiert wurden, trug sie den Namen Skythopolis (Σκυθοπολις aus Σκυθων πολις). Erst unter Antiochos IV. erhielt sie den Beinamen Nysa nach Nysa, der Amme des Stadtgottes Dionysos, die nach einer Legende aus dem 1. oder 2. Jahrhundert n.Chr. in Skythopolis begraben liegt. Der Name Skythopolis erscheint im biblischen Buch Richter 1,27 EU in einer Glosse der Septuaginta, sowie in Judit 3,10 EU. In der talmudischen Überlieferung hieß der Ort durchgängig Bet Sche'an. Der alte semitische Name lebte im arabischen Dorf Baisan weiter.

Der sich über die antike Stadt erhebende Tell trägt den arabischen Namen Tell el-Hösn, d.h. „Hügel der Stärke“.

Antike

Der in der Jordansenke gelegene Tell el-Hösn war bereits in der Bronzezeit besiedelt und ein bedeutendes Zentrum ägyptischen Einflusses in der Region. Von Thutmosis III. bis Ramses III. ist eine ägyptische Garnison nachweisbar. Möglicherweise seit dem 10. Jahrhundert gehörte Bet Sche'an zum Königreich Israel, dessen Schicksal es als eher unbedeutendes Dorf seit seiner Zerstörung 926 durch Pharao Scheschonq I. teilte. In hellenistischer Zeit kam es wohl unter Ptolemais II. in der Mitte des 3. Jahrhunderts zur Neugründung als Skythopolis. Infolge des Vierten Syrischen Krieges ging dieses 218/217 v. Chr. in den seleukidischen Machtbereich über. Die Stadtrechte gewährte jedoch erst Antiochos IV.. Die Expansion Judäas unter Johannes Hyrkanos I. brachte die Stadt unter die Kontrolle Jerusalems. Nach der römischen Eroberung wurde Bet Sche'an eine freie Stadt und Mitglied der Dekapolis, dem Bund der zehn Städte im nördlichen Palaestina.

In der Spätantike war Skythopolis bekannt als Zentrum der Leinenweberei. Im Höchstpreisedikt des Kaisers Diokletian werden Produkte aus der Stadt jeweils in der höchsten Qualitätsstufe erwähnt. Der damit verbundene Aufstieg der Stadt wird auch dokumentiert durch die Erhebung zur Provinzhauptstadt von Palaestina secunda bei der Neueinteilung der Provinz Palaestina im 4. Jahrhundert. In der Folgezeit ist Skythopolis auch als Bischofssitz bezeugt. Im 5. Jahrhundert war Bischof Severianos ein Vertreter der Entscheidungen des Konzils von Chalkedon (451), was ihm das Martyrium einbrachte. Einer seiner Nachfolger war zu Beginn des 6. Jahrhunderts Bischof Johannes, ein Vertreter des Neuchalkedonismus. Während der origenistischen Wirren wirkte Theodor von Skythopolis als Bischof. Aus der Stadt stammt u. a. der Mönch und Verfasser von zahlreicher Heiligenviten Kyrillos von Skythopolis. Ein Titularbistum der römisch-katholischen Kirche besteht bis heute. Nach der arabischen Eroberung 636 ging die Bedeutung der Stadt allmählich zurück, wenngleich eine Stadtflucht offenbar schon zuvor einsetzte. Ende des 7. Jahrhunderts muss auch ein 1998 entdeckter Hort von Goldmünzen angelegt worden sein. Das für die ganze Region verheerende Erdbeben von 749 zerstörte auch Bet Schean. Die Ruinen weisen noch heute die für eine Zerstörung durch Erdbeben typische Lage auf.

Mittelalter

1099 wurde die Siedlung im Zuge des Ersten Kreuzzugs von Tankred von Tarent erobert. Die Kreuzfahrer befestigten die damals kaum noch bewohnte Siedlung wieder und machten sie zum Zentrum der Herrschaft Bethsan im Königreich Jerusalem. 1183 wurde Bet Sche'an von Sultan Saladin erobert. In der Folgezeit gelang es den Kreuzfahrern nicht, die Herrschaft zurückzuerobern, auch wenn sie die Stadt 1264 plünderten.

Moderne Stadt

Seit dem Mittelalter bestand lediglich ein größeres Dorf. In der Zeit des Britischen Mandates über Palästina bewohnten einige tausend Menschen Bet Sche'an, darunter auch einige Dutzend Juden, die jedoch während des Arabischen Aufstandes flohen. Im Palästinakrieg diente der Tell als Stellung arabischer Kämpfer. Die meisten Bewohner flohen zu Beginn der Kampfhandlungen. Nachdem israelische Einheiten die Stadt am 12. Mai 1948 von eingenommen hatten, wurde die verbliebene arabische Bevölkerung größtenteils vertrieben.

Bet Sche'an wurde 1949 neugegründet und erhielt 1999 den Status einer Stadt.

Die antiken Stätten sind Bestandteil eines Nationalparkes. Aus Bet Sche'an stammt der Fußballklub haPoel Bet Sche'an, der einige Jahre in der ersten israelischen Liga spielte.

Städtepartnerschaft

Anmerkungen

  1. M. Avi-Yonah: Scythopolis, in: Israel Exploration Journal 12 (1962), S. 123-134.

Literatur

  • Rachel Barkay: The coinage of Nysa-Scythopolis (Beth-Shean). (Corpus Nummorum Palaestinensium 5). Jerusalem 2003. ISBN 965-90558-0-3
  • Eliot Braun: Early Beth Shan (strata XIX-XIII): G. M. Fitzgerald's deep cut on the tell. Philadelphia 2004. ISBN 1-931707-62-6
  • Frances W. James; Patrick W. McGovern: The late Bronze Egyptian garrison at Beth Shan: a study of levels VII and VIII. ISBN 0-924171-27-8
  • Amihai Mazar; Gideon Foerster: Beth-Shean. In: NEAEHL 1, 214-235.
  • Amihai Mazar: Excavations at Tel Beth-Shean 1989 - 1996. Bd. 1: From the Late Bronze Age IIB to the Medieval Period. Jerusalem 2006.
  • G. Mazor; A. Najjar: Bet She’an I. Nysa-Scythopolis. The Caesareum and the Odeum (IAA Reports 33). Jerusalem 2007.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: Urbanism at Scythopolis Bet Shean in the Fourth to Seventh Centuries. In: Dumbarton Oaks Papers 51 (1997), S. 85-146.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: Bet Shean Excavation Project – 1988/1989. In: Excavations and Surveys in Israel 1989/1990. Vol. 9, Numbers 94-95. Israel Antiquities Authority. Jerusalem 1989/1990, S. 120-128.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: The Dating of the Earthquake of the Sabbatical Year of 749 C. E. in Palestine. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies of London 55 (1992), S. 231-235.
  • Yoram Tsafrir und Gideon Foerster: From Byzantine Scythopolis to Arab Baysan: Changing Urban Concepts. In: Cathedra 64 (1992), S. 3-30. [Hebräisch]
  • Gideon Foerster und Yoram Tsafrir: Nysa-Scythopolis – A New Inscription and the Titles of the City on its Coins. In: The Israel Numismatic Journal 9 (1986/87), S. 53-58.

Weblinks

 Commons: Bet Sche'an – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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