Bibliothek des Assurbanipal

Bibliothek des Assurbanipal

Die über 25.000 Tontafeln umfassende Bibliothek des Aššurbanipal (auch Aschschurbanipal, Assurbanipal) in Ninive war einst die größte Schriftsammlung des Alten Orients und gehört zu den bedeutendsten Funden der Assyriologie, aus der man ein immenses Wissen über die Kulturen des alten Mesopotamien schöpfen konnte und die einen großen Beitrag zur Entzifferung der Keilschrift lieferte.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau der Bibliothek

Inhalt

Sie enthält Texte aller Art: Epen (wie zum Beispiel eine Abschrift des berühmten Gilgamesch-Epos), Mythen, Gebete, Beschwörungen, Lieder, Rechtsurkunden wie zum Beispiel eine Abschrift des Codex Hammurapi, Wirtschafts- und Verwaltungstexte, Briefe, Verträge, astronomische, mathematische, medizinische und historische Texte, sowie Texte der umfassenden Omenliteratur.

Die Texte sind im assyrischen und babylonischen Dialekt der akkadischen Sprache und auch in Sumerisch abgefasst. Zahlreiche Texte liegen sowohl in sumerischer als auch in akkadischer Sprache vor, darunter enzyklopädische Werke und Wörterbücher. Für einen einzigen Text wurden sechs Abschriften erstellt, was eine große Hilfe bei ihrer Entzifferung darstellte.

Entstehung

Ihre Entstehung geht direkt auf den neuassyrischen Königs Aššurbanipal zurück, sein Interesse an geschriebenen Texten ließ ihn die Tontafelsammlung in seinem Palast anlegen. Schon seine Vorgänger Tiglat-pileser I. und Sargon II. legten kleine Palastbibliotheken an, doch keiner entfaltete einen solchen Sammeleifer wie Assurbanipal. Es wurden Schreiber in die verschiedenen Teile des Reiches entsandt, um dort Abschriften von allen Texten anzufertigen oder Assurbanipal bestellte von den größeren Archiven der Tempel (z. B. in Babylon) Abschriften, welche die Priester dann anfertigten und nach Ninive schickten. Manchmal ließ er jedoch auf seinen Feldzügen auch ganze Tontafelsammlungen beschlagnahmen und in seine Hauptstadt verschleppen. Stets war er auf die Erweiterung seiner Bibliothek bedacht.

Verwaltung

Zahlreiche lexikalische Listen und Kommentare bezeugen, wie sehr man um die Archivierung und Bearbeitung der Texte und auch das Studium von Schrift und Sprache bemüht war. Darüber hinaus lag Assurbanipal auch viel an der Ordnung in seiner Bibliothek. Jede Tafel wurde mit seinem Namen versehen und außerdem sind in den Kolophonen auch die Originaltafeln angeführt, nach denen die Abschrift erstellt wurde. Neuerwerbungen wurden detailliert verbucht, die Bibliothek enthielt einst hunderte „Kodizes“ (mit Wachs überzogene Klapptafeln, die mehrfach beschrieben werden konnten), wie aus Aufzeichnungen hervorgeht, jedoch hat sich leider keine dieser Tafeln erhalten.

Auswirkungen

Einzig und allein das ungewöhnlich starke Interesse Assurbanipals erhielt der Nachwelt einige bedeutende Werke der Keilschriftliteratur. In einigen Fällen sind die wesentlich älteren Texte nur durch Abschriften aus seiner Bibliothek überliefert.

Assurbanipal rühmte sich, als einziger assyrischer König die Keilschrift lesen und schreiben zu können. Er schrieb über sich selbst: „Ich habe gelernt, was der weise Adapa gebracht hat, habe mir den verborgenen Schatz, die gesamte Tafelschreiberkunst angeeignet, bin in die Wissenschaft von den Vorzeichen am Himmel und auf der Erde eingeweiht, diskutiere in der Versammlung der Gelehrten, deute mit den erfahrensten Leberschauern die Leberomina. Ich kann komplizierte, undurchsichtige Divisions- und Multiplikationsaufgaben lösen, habe schon immer kunstvoll geschriebene Tafeln in schwer verständlichem Sumerisch und mühsam zu entzifferndem Akkadisch gelesen, habe Einblick in die Schriftsteine aus der Zeit vor der Sintflut, die ganz und gar unverständlich sind.“

Auch Assurbanipals Königsinschriften zeichnen sich durch besondere literarische Qualität aus.

Der Kern der Tontafelsammlung wurde im 19. Jahrhundert im Nordwestpalast von Ninive ausgegraben und befindet sich heute im Britischen Museum.

Literatur

  • Klaas R. Veenhof: Geschichte des Alten Orients bis zur Zeit Alexanders des Großen, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-51685-1
  • Elena Cassin, Jean Bottero, Jean Vercoutter (Hrsg.): Die Altorientalischen Reiche III. Das Ende des 2. Jahrtausends, Fischer, Frankfurt am Main (Fischer Weltgeschichte, Bd. 4) ISBN 3-89350-989-5

Weblinks


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