- Bieber (Rodau)
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Bieber Bieberbach Höhe Obermühle in Offenbach-Bieber
Daten Gewässerkennzahl DE: 247928 Lage Hessen, Deutschland Flusssystem Rhein Abfluss über Rodau → Main → Rhein → Nordsee Quelle im Feld („Am grünen Born“) nahe Dreieich-Götzenhain im Kreis Offenbach
50° 0′ 22,6″ N, 8° 44′ 27,5″ O50.006278.74096180Quellhöhe 180 m ü. NN Mündung hinter dem Mühlheimer Wohngebiet Markwald in die Rodau 50.1157168.835131103Koordinaten: 50° 6′ 57″ N, 8° 50′ 6″ O
50° 6′ 57″ N, 8° 50′ 6″ O50.1157168.835131103Mündungshöhe 103 m Höhenunterschied 77 m Länge 16,8 km Einzugsgebiet 51,81 km2[1] Abflussmenge MNQ: 67 l/s
MQ: 224 l/sDie Bieber, auch der (oder die) Bieberbach genannt, ist ein Zufluss des Baches Rodau in Hessen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
An ihren Ufern standen zahlreiche Mühlen (alleine in Bieber fünf Mühlen). Im Mittelalter führte die Bieber weitaus mehr Wasser als heute, sodass Fischfang möglich war. Da die Bieber auf dem Gebiet der Biebermark floss, durften nur Märker fischen. Im 20. Jahrhundert verschlechterte sich die Wasserqualität stark, da Abwasser der an dem Bach gelegenen Orte in die Bieber geleitet wurde. Durch den Bau von Kläranlagen konnte die Wasserqualität verbessert werden. Die Bieber ist stellenweise kanalisiert und im Offenbacher Stadtteil seit 1963 verrohrt. Am 9. August 1981 kam es infolge schwerer Regenfälle, besonders im Einzugsgebiet des Bieberbaches, zu schweren Überflutungen in der Ortsmitte von Bieber. Ab dem Jahr 2007 beginnen umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen in der Bieberer und Mühlheimer Gemarkung (siehe unten).
Der Bach ist wahrscheinlich der Namensgeber des heutigen Offenbacher Stadtteils Bieber und damit indirekt auch für den Bieberer Berg, das gleichnamige Stadion und die historische Biebermark. Die früheren Schreibweisen des Ortsnamens wie Bieberau und Bieberaha lassen darauf schließen, denn die die Wortendungen -aha und -au bedeuten in den alten germanischen Sprachen soviel wie Wasser. Der Name selbst ist wohl keltischen Ursprungs und steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Tier Biber (keltisch: bevere), das allerdings in geschichtlicher Zeit nicht am Bach nachgewiesen ist. Der im Mittelalter wüst gewordene Ort Rennigishausen befand sich am Ufer der Bieber. Die dazugehörige Mühle wird seit April 2009 archäologisch ausgegraben.[2]
Der Paterhäuser Hof bei Heusenstamm sowie Obermühle und Käsmühle bei Offenbach-Bieber (Teil der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute), alle am Ufer des Baches gelegen, sind beliebte Ausflugsziele in der Region.
Naturraum
Die Bachaue ist ein wichtiges Kaltluftentstehungsgebiet für die kreisfreie Stadt Offenbach am Main. Zwischen dem Offenbacher Stadtwald (zwischen Heusenstamm und Bieber) und dem Mühlheimer Wald durchfließt der Bach fast nur offenes Wiesen- und Ackerland. Der Talraum wird als Landschaftsschutzgebiet geschützt und nur durch die Bebauung des gleichnamigen Ortes Bieber unterbrochen.
Die Bieber durchfließt auf etwa 600 Meter Länge das Naturschutzgebiet Erlensteg von Bieber (östlich des Bachverlaufes zum Teil im Bieberer Wald gelegen) mit Orchideenwiesen.[3] Hier und in dem sich nördlich anschließenden Landschaftsschutzgebiet Bieberbach Süd, bis zum Ortseingang von Bieber, wird die Wasserführung des Baches durch oberflächennahes Sickerwasser und die Einmündung mehrerer Drainagegräben aus dem benachbarten Wald verbessert.
Außerdem durchfließt die Bieber im Landschaftsschutzgebiet Bieberbach Süd einen ökologisch wertvollen Bereich mit Nass- und Feuchtwiesen. Hier werden viele teilweise gefährdete Vogelarten angetroffen. An Fischarten existieren in der Bieber Gründling und Schmerle. Artenreiche Mähwiesen dienen an den Ufern des inzwischen wieder klaren Baches neben dunklen Bruchwäldern als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Zu den Vogelarten zählen Habicht und Wachtel.
In der Nachbarschaft der Bieber befindet sich bei Heusenstamm das Naturschutzgebiet Nachtweide von Patershausen.
Der ökologische Gewässerzustand ist im Bereich Dietzenbachs "gut", im Bereich Heusenstamms "unbefriedigend" und im Bereich Biebers auf der Südseite des Ortes "mäßig" auf der Nordseite bis zur Mündung in die Rodau "gut" (Stand: 2007). Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie in Wiesbaden stuft die Bieber gemeinsam mit der Rodau zu den "am stärksten verschmutzten Gewässern in Hessen ein[4]. So führe der Bach einen extrem hohen Anteil von geklärtem Wasser. Die Gewässergüteklasse entspräche der Stufe III bis IV (sehr stark verschmutzt). Dabei gehe es weniger um die tatsächliche Qualität des Wassers, sondern das Verhältnis von natürlichem Bachwasser zu geklärtem Wasser. Das Landesamt empfiehlt daher nicht im Bach zu baden. Kleinkrebse oder kleine Schnecken befinden sich nur in eingeschränkter Zahl in der Bieber und Kieselalgen finden hier ebenfalls keine günstigen Lebensbedingungen.
Renaturierungsmaßnahmen
Auf Mühlheimer Gemarkung sollten ab November 2007 die Renaturierungsmaßnahmen beginnen. Zwischen Käsmühle und Ulmenstraße im Wohngebiet Markwald möchte die Stadt Grundstücke aufkaufen und künftig als Retentionsfläche nutzen. Bei Hochwasser könnte dieses Gelände als Überflutungsfläche dienen. Hierfür stehen Fördergelder der EU in Höhe von 51.900 Euro zur Verfügung.
Zwischen Ulmenstraße und Mündung der Bieber in die Rodau soll der Bach wieder an die Auenlandschaft in der Umgebung angeschlossen werden. Außerdem sollen Sand- und Kiesbänke angelegt und Nebenarme und Stillwasserzonen eingerichtet werden. Die Kanalisierung an dieser Stelle würde damit beendet. Auch hierfür stehen Fördergelder der EU zur Verfügung (397.340 Euro).
Auch auf Bieberer Gemarkung, am Abschnitt zwischen Bieber und Käsmühle, begannen 2007 umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen. So soll auch die durchgängige Wiesenlandschaft von Bieber bis zur Mündung wiederhergestellt werden und in Zukunft wieder durch Landwirte gepflegt werden. Eigentlich sollten die Arbeiten im Frühjahr 2007 beginnen,wurden jedoch aus Witterungsgründen auf Herbst 2007 verschoben.
Auf dem Heusenstammer Stadtgebiet sind ebenfalls Renaturierungsmaßnahmen geplant.[5] Zunächst soll der der nördliche Teil des Baches zwischen Woogbrücke und Stadtgrenze renaturiert werden. Geplant ist durch Verankerung von Totholz im Bach, die Herausbildung von Schlingen und Schleifen zu Fördern. Auch durch Geschiebe aus Feinkies soll diese Mäandrierung unterstützt werden. Durch Ruhesteine im betonierten und schnellfließenden Bereich möchte man die Fischwanderung unterstützen, da dadurch Fischen die Möglichkeit gegeben wird sich hinter diesen Steine auszuruhen. Mit der Anpflanzung von Erlen und Stieleichen soll eine Auenwaldbegrünung geschaffen werden. Die Arbeiten in Heusenstamm könnten im Herbst 2009 beginnen, wenn bis dahin alle Genehmigungen vorliegen. Der Eigenanteil der Stadt Heusenstamm für diese Maßnahmen beträgt circa 60.000 Euro.
Der südlich der Stadt Heusenstamm gelegene Teil des Baches soll ebenfalls renaturiert werden. Zuvor muss sich die Stadt Heusenstamm über die Einzelheiten mit der Stadt Dietzenbach verständigen.
Bachverlauf
Die Gesamtlänge der Bieber von der Quelle bis zur Mündung in die Rodau beträgt beträgt 16,8 Kilometer. Die Bieber entspringt im Feld („Am grünen Born“) nahe Dreieich-Götzenhain im Kreis Offenbach und fließt von dort Richtung Nord-Ost durch den Wald zur Kreisstadt Dietzenbach. Ein weiteres Quellflüssschen ist der Kirschborn. Der Bach durchfließt Dietzenbach und vereinigt sich hinter dem Patershäuser Hof mit dem Schmittgraben, einem kleineren Bach, welcher südlich von Dietzenbach entspringt. Bis kurz hinter dem Dietzenbacher Rathaus ist der Bach als Bieberbach bezeichnet, trägt dann den Namen Liliengraben bis zur Vereinigung mit dem Schmittgraben. Der weitere Lauf führt die Bieber durch den Wald und durch Heusenstamm. Hinter dem Heusenstammer Schloss wird der Bach unter der A 3 längs der S-Bahn in Richtung des gleichnamigen Offenbacher Stadtteils Bieber geführt. Hinter der Obermühle ist die Bieber unterirdisch verrohrt und kommt erst wieder am anderen Ende Biebers ans Tageslicht. Durch die Bieberer Gemarkung an der Käsmühle nimmt der Bach seinen Weg weiter in Richtung Mühlheim. Hinter dem Mühlheimer Wohngebiet Markwald mündet die Bieber dann in die Rodau.
Zuflüsse
- Kirschborn (einer der beiden Quellbäche)
- Stirngraben
- Stiergraben (in Dietzenbach)
- Schmittgraben (bildet sich hinter dem Industriegebiet Steinberg aus Kaupenwiesengraben und Gehrengraben)
- Kaupenwiesengraben (entspringt südlich von Hexenberg und läuft östlich von Dietzenbach am Waldrand)
- Gehrengraben (entspringt westlich von Hexenberg, fließt zwischen Hexenberg und Dietzenbach)
Einzelnachweise
- ↑ Kartenservice zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Hessen
- ↑ Offenbach-Post vom 10. April 2009
- ↑ www.offenbach.de: Informationen zu Biotopen im Offenbacher Stadtgebiet
- ↑ http://www.op-online.de/nachrichten/muehlheim/extrem-hoch-belastet-423368.html op-online.de: "Extrem hoch belastet"
- ↑ Offenbach-Post vom 28. März 2009
Weblinks
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