Bilguer

Bilguer
Rudolph von Bilguer

Paul Rudolph (oder Rudolf) von Bilguer (* 21. September 1815 in Ludwigslust, Mecklenburg-Schwerin; † 16. September 1840 in Berlin) war ein deutscher Schachspieler. Bekannt wurde er insbesondere als geistiger Vater und Namensgeber des Handbuchs des Schachspiels, einem Standardwerk der Schachtheorie, das auch der Bilguer genannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater, A. Louis von Bilguer, war mecklenburgischer Oberst und Stadtkommandant von Güstrow. Paul Rudolph war der jüngere von zwei Brüdern unter fünf Geschwistern. Seine Ausbildung erhielt er ab 1829 am großherzoglichen Pageninstitut in Schwerin, wo er sich vor allem in Mathematik auszeichnete. Auf Drängen der Eltern trat er 1833 als Offiziersanwärter beim preußischen 24. Infanterieregiment in Neu-Ruppin ein, das vom Großherzog von Mecklenburg-Schwerin befehligt wurde. Ab Herbst 1837 besuchte er im Range eines Leutnants die Kriegsschule in Berlin. Doch im gleichen Jahr erkrankte er an Tuberkulose und musste schließlich im April 1839 den Dienst quittieren.

Für die die militärische Laufbahn war Rudolph von Bilguer ohnehin wenig geeignet; seine Hauptinteressen betrafen vielmehr Schach und Literatur. Wegen seiner kurzen Dienstzeit erhielt er keine Pension. Im Sommer 1840 erblindete er fast gänzlich und erlag nach kurzer Zeit dem erwähnten Lungenleiden.

Bilguer hatte nach den Worten von Tassilo von Heydebrand und der Lasa „lebhaft blaue Augen, röthliches Haar und starken Bart“.[1] Festgehalten wurde sein Aussehen durch eine Lithographie (nach einem zuvor gefertigten Originalbild), die in späteren Auflagen des nach ihm benannten Handbuchs abgedruckt wurde.

Berliner Schachmeister

Rudolph von Bilguer gehörte der Berliner Schachgesellschaft an und schloss sich der Gruppe von Berliner Meistern an, die später nach dem Siebengestirn als „Plejaden“ bezeichnet wurden. Deren Oberhaupt war der ältere Meister Ludwig Bledow (siehe Berliner Schule).

Bilguer stand im Ruf, ein ausgezeichneter Spieler zu sein, was auch die von ihm erhaltenen Schachpartien bestätigen. Aufsehen erregte insbesondere seine Fähigkeit zum Blindspiel. Besondere Erwähnung findet eine Simultanvorstellung vom 19. März 1840. Dabei spielte Rudolph von Bilguer insgesamt drei Partien. Beide Blindpartien wurden von ihm gewonnen, dagegen verlor er die Brettpartie. Diese damals bestaunte Leistung wurde dann zwei Jahrzehnte später von Paul Morphy und Louis Paulsen deutlich übertroffen.

Beitrag zur Schachtheorie

Obwohl er als sehr begabter Meister galt, liegt Bilguers Bedeutung für die Geschichte des Spiels auf dem Gebiet der Schachtheorie. Im Jahr 1839 veröffentlichte er eine wegweisende Eröffnungsmonographie unter dem Titel Das Zweispringerspiel im Nachzuge. Die Eröffnung wurde seither vor allem in Deutschland auch als Preußische Verteidigung bezeichnet. Es setzte sich aber der von Bilguer stammende Name „Zweispringerspiel“ durch. In dem Buch waren die Eröffnungsvarianten tabellarisch aufgeführt und mit sorgfältigen Anmerkungen versehen.

Schließlich entwarf Bilguer, aufbauend auf dem Schema seiner Zweispringerspiel-Abhandlung, den Plan für das Handbuch des Schachspiels. Das neuartige, in der Konzeption revolutionäre Schachbuch erschien drei Jahre nach seinem Tod unter der Redaktion seines Freundes Tassilo von Heydebrand und der Lasa. Bilguer wurde als Autor bezeichnet, und diese postume Ehrung wurde in den späteren, gründlich überarbeiteten Auflagen bis ins 20. Jahrhundert weitergeführt.

Werke

Einzelnachweise

  1. Tassilo von Heydebrand und der Lasa: Paul Rudolph v. Bilguer, a.a.O.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bilguer — Bilguer, 1) Johann Ulrich v. B., geb. 1720 in Chur, wurde 1741 erster Chirurg in einem württembergischen Reiterregimente, trat mit diesem in preußische Dienste, wurde 1757 Generalchirurgus, 1762 Leibchirurgus der Königin von Preußen, 1794 vom… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Bilguer — Bilguer, Paul Rudolf von, Schachspieler, geb. 21. Sept. 1815 in Ludwigslust, gest. 16. Sept. 1840 in Berlin, Sohn eines mecklenburgischen Obersten, erhielt seine Bildung im Pageninstitut zu Schwerin, trat später in den preußischen Militärdienst… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bilguer — Bilguer, Paul Rud. von, Schachspieler, geb. 21. Sept. 1815 zu Ludwigslust, gest. 10. Sept. 1840 zu Berlin; schrieb: »Handbuch des Schachspiels« (7. Aufl. 1891) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Bilguer [1] — Bilguer, Paul Rudolph von, berühmter Schachspieler, geb. 1809 in Mecklenburg, diente im preuß. Militär, verließ aber seine Stelle, um sich dem Schachspiele zu widmen, worin er es bald zu großer Kunst und dem Ruf eines der ersten Spieler brachte.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Bilguer [2] — Bilguer, Johann Ulrich von. berühmter Wundarzt, geb. 1720 zu Chur, erwarb sich besondere Verdienste um die preuß. Armee während des 7jährigen Krieges, wurde 1794 in den Reichsadelstand erhoben und starb 1796. Seine Dissertation »De membrorum… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Paul Rudolf von Bilguer — Paul Rudolf von Bilguer, auch Paul Rudolph von Bilguer (* 21. September 1815 in Ludwigslust; † 16. September 1840 in Berlin) war ein deutscher Schachspieler. Bekannt wurde er insbesondere als geistiger Vater und Namensgeber des Handbuchs des… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Rudolph von Bilguer — Rudolph von Bilguer Paul Rudolph (oder Rudolf) von Bilguer (* 21. September 1815 in Ludwigslust, Mecklenburg Schwerin; † 16. September 1840 in Berlin) war ein deutscher Schachspieler. Bekannt wurde er insbesondere als geistiger Vater und… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Rudolf von Bilguer — Le lieutenant Rudolf von Bilguer. Paul Rudolf von Bilguer (né le 21 septembre 1815 à Ludwigslust dans le Mecklembourg et mort prématurément de la tuberculose le 16 septembre 1840 à Berlin) était un champion allemand du jeu d échecs. Fils d un… …   Wikipédia en Français

  • Paul Rudolf von Bilguer — Paul Rudolf (or Rudolph) von Bilguer (21 September 1815 ndash; 16 September 1840) was a German chess master and chess theoretician from Ludwigslust, Mecklenburg Schwerin.To the modern chess world he is known above all as the co author of the… …   Wikipedia

  • Handbuch des Schachspiels — Das Handbuch des Schachspiels (umgangssprachlich der Bilguer) ist der Titel eines erstmals 1843 erschienenen Buches über Schachgeschichte, Schacheröffnungen und Schachendspiele. Die Konzeption stammt von Paul Rudolf von Bilguer, der in der 1830er …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”