AMAP

AMAP

Die AMAP (Advanced Modular Armour Protection, deutsch etwa fortschrittlicher modularer Panzerschutz) ist ein mehrstufiges modulares System zur Panzerung und zum aktiven Schutz von Fahrzeugen. Das System wird vom deutschen Unternehmen IBD Deisenroth Engineering (Ingenieurbüro Deisenroth), das sich auf die Entwicklung und Produktion von Schutzsystemen für militärische Fahrzeuge spezialisiert hat, entwickelt und vertrieben.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Hintergrund

Die AMAP ist der Nachfolger und die Weiterentwicklung der MEXAS-Panzerung, die 1994 vorgestellt wurde.[1] Sie wurde in den Jahren 2000 bis 2006 nach dem neuen NATO-Standard 4569 beziehungsweise AEP 55 entwickelt. Die Panzerung beruht zum Teil auf keramischen Nanopartikeln, die eine dünne und leichte Panzerung ergeben.[2]

AMAP verfolgt dabei ein mehrstufiges Konzept zum Schutz des Fahrzeuges. Die erste Stufe zielt darauf ab, dass das Fahrzeug zunächst nicht erfasst wird, das heißt insbesondere durch eine Unterdrückung der Signatur und Geräuschentwicklung nicht aufgeklärt werden kann. Sollte trotzdem ein Geschoss oder Lenkflugkörper auf das Fahrzeug abgeschossen werden, greift die zweite Stufe, die die anfliegende Bedrohung zerstören soll; gelingt dies nicht, soll die dritte Stufe - die eigentliche passive Panzerung - den Durchschlag der panzerbrechenden Munition verhindern. Die vierte Stufe soll darüber hinaus durch geeignete Maßnahmen die Besatzung im Falle eines Treffers vor dessen Auswirkungen schützen.[3]

Produkte

Die Leopard 2A4 von Singapur wurden nach ihrem Kauf mit AMAP zusätzlich gepanzert.

AMAP ist aufgrund der Modularität und verschiedenen Ausbaustufen in der Lage, flexibel an verschiedene Fahrzeugtypen, wie Panzer, LKW oder Geländewagen, und Einsatzszenarien angepasst zu werden, und enthält passive und aktive Schutzelemente.

Folgende „Module“ sind heute verfügbar:

  • AMAP-ADS (Active Defence System): AMAP-ADS ist das abstandsaktive Schutzsystem der AMAP-Familie. Es ist als Hardkill-System konzipiert, das heißt, es zerstört die anfliegende Bedrohung. Es ist dabei in der Lage, Projektile bis zu einer Geschwindigkeit von 2000 Meter pro Sekunde zu erfassen und zu bekämpfen. Der Schutz vor Panzerabwehrlenkwaffen, RPGs, Wuchtgeschossen und projektilbildenden Ladungen ist damit gewährleistet. Die Erfassung erfolgt dabei mit opto-elektronischen Sensoren. Das System deckt dabei einen hemisphärischen Bereich um das zu schützende Objekt ab. Durch ein Gewicht von 150 bis 500 Kilogramm können auch leichtere Fahrzeuge geschützt werden.[4] AMAP-ADS wird von der ADS Gesellschaft für aktive Schutzsysteme mbH, einem im Jahre 2007 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen von IBD Deisenroth und Rheinmetall Defence, weiterentwickelt und hergestellt. Das AMAP-ADS wird in Schweden auch als AAC (Active Armor Concept) auf der Splitterskyddad Enhetsplattform getestet und in Frankreich als Shark vermarktet.
  • AMAP-AIR: sehr leichte Panzerung für Flugzeuge und Hubschrauber. Schützt den Eurocopter Tiger.[5]
  • AMAP-B (B steht für Ballistic Protection) bietet einen Basisschutz gegen ballistische Waffen.[6]
  • AMAP-SC (Shaped Charge) wurde speziell zum Schutz vor Hohlladungsgeschossen entwickelt und kann mit dem ballistischen Schutz kombiniert werden.[7]
  • AMAP-IED (Improvised Explosive Device) soll Schutz vor projektilbildenden Ladungen bieten und bildet damit eine Erweiterung zu den anderen Panzerungen.[8]
  • AMAP-L (Liner Systems): AMAP-L ist ein Liner-System zum Schutz der Besatzung bei einem Treffer. Der Liner ist eine Art Innenverkleidung der Panzerung und soll das Abplatzen von Splittern auf der Innenseite verhindern.[9]
  • AMAP-M (Mine Protection) ist ein spezielles Minenschutzsystem für Fahrzeuge. Es schützt vor Minen und Minen, die projektilbildende Ladungen erzeugen.[10]
  • AMAP-R (R für Roof): Der Dachschutz AMAP-R bietet einen Grundschutz vor Fragmenten und kleineren Granaten. Mit einer Erweiterung (Level 2) ist er auch in der Lage, vor einer projektilbildenden Ladung, beispielsweise der Submunition der SMArt 155, zu schützen, die auf die normalerweise schwache Oberseite des Fahrzeuges abgefeuert wird.[11]
  • AMAP-S (Signature) soll einen Schutz vor Aufklärung und Erfassung bieten. Es arbeitet mit einer Unterdrückung der Radar, Infrarot- und optischen Signatur und Reduzierung der Geräuschentwicklung.[12]
  • AMAP-T (Transparent) ist das Modul für Panzerglas. Das Panzerglas ist ein Mehrschichtsystem aus Glas, Keramik und anderen Bestandteilen und in den Schutzklassen 1 bis 4 verfügbar.[13]
  • AMAP-MPS (Multi-Purpose Seat): AMAP-MPS ist ein Fahrzeugsitz, der die Besatzung vor den direkten Einwirkungen eines Treffers schützen soll. Der Sitz ist von der Basisstruktur des Fahrzeuges abgekoppelt und schützt so vor dem Inertialschock, der, beispielsweise durch die Explosion einer Mine unter dem Fahrzeug, auf das Fahrzeug wirkt.

Verwender

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Unternehmensgeschichte auf der Webseite von IBD Deisenroth Engineering (engl., abgerufen am 4. Februar 2009)
  2. Bericht zur AMAP. Defence Update. Abgerufen am 18. Oktober 2009.
  3. Konzept der AMAP auf der Webseite von IBD (engl., abgerufen am 8. Februar 2009)
  4. Broschüre von IBD zur AMAP-ADS (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  5. Veröffentlichung auf der Herstellerwebseite vom 17. Mai 2010, Ballistic Protection for Tiger Combat Helicopter - Mr. Ulf Deisenroth, President of IBD: "The introduction of our technologies in the Tiger attack helicopter platform, as well as the close cooperation with Eurocopter, marks an important step for IBD to support with our latest achievements in the survivability area and thereby enhance the protection for the integrated system."
  6. Broschüre von IBD zur AMAP-B (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  7. Broschüre von IBD zur AMAP-SC (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  8. Broschüre von IBD zur AMAP-IED (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  9. Broschüre von IBD zur AMAP-L (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  10. Broschüre von IBD zur AMAP-M (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  11. Broschüre von IBD zur AMAP-R (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  12. Broschüre von IBD zur AMAP-S (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)
  13. Broschüre von IBD zur AMAP-T (engl., pdf-Datei, abgerufen am 7. Februar 2009)

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