Bockenheimer Mundart-Dichterwettstreit

Bockenheimer Mundart-Dichterwettstreit

Der Pfälzische Mundartdichterwettstreit in der pfälzischen Ortsgemeinde Bockenheim an der Weinstraße ist ein literarischer Wettbewerb in Rheinland-Pfalz, der 1953 vor allem dank der Bemühungen von Hans Niederberger ins Leben gerufen wurde und alljährlich im Oktober durch den eingetragenen Verein Förderkreis Mundarttage Bockenheim zusammen mit der Ortsgemeinde veranstaltet wird. Er ist damit der älteste der vier pfälzischen Mundartwettbewerbe, die regelmäßig ausgetragen werden. Die drei anderen sind der Mundartdichter-Wettstreit Gonbach (seit 1984), der Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe (seit 1988) und der Sickinger Mundartwettstreit (seit 1991).

Inhaltsverzeichnis

Wettbewerb

Ausschreibung

Der Wettbewerb ist ausgeschrieben für Autoren, welche Pfälzer Mundart schreiben und sprechen können. Sie müssen nicht aus der Pfalz stammen; üblicherweise bewerben sich auch Teilnehmer aus anderen deutschen Gegenden oder aus Übersee. Hierzu zählt u. a. der US-Staat Pennsylvania, wo ein pfälzischer Auswandererdialekt, das Pennsylvania Dutch, überdauert hat. Einzige ausgeschriebene Sparte ist Lyrik. Traditionell findet die Endrunde mit den Gedichtvorträgen im Festzelt statt, das auf dem zentralen Festplatz neben dem Bürgerhaus Emichsburg und dem Haus der Deutschen Weinstraße aufgebaut wird.

Seit 2009 können Wettbewerbsbeiträge auch online eingereicht werden[1].

Hauptpreis

Die durch die Mitgliederversammlung des Förderkreises berufene Jury, deren Zusammensetzung über die Jahre eine sehr große Kontinuität aufweist, zeichnet die zehn besten Gedichte aus. Dabei beeinflussen Thema und Inhalt, die Reinkeit der Mundart sowie die Vortragskunst die Bewertung. Die ersten drei Ränge werden bekanntgegeben und sind mit Geldpreisen bedacht; die Teilnehmer, die auf den Plätzen vier bis zehn landen, erfahren ihren Rang nicht und erhalten jeweils den gleichen Anerkennungspreis. Die Wettbewerbsergebnisse werden ein Jahr lang auf der Website des Förderkreises präsentiert[2].

Erfolgreichster Teilnehmer insgesamt ist der 1929 geborene Gerd Runck, der in Bockenheim schon mehr als 30 Preise erhalten hat; viermal gewann er dabei die Konkurrenz, einmal mit einem 2. Platz. Albert Bleyer gewann den Wettbewerb fünfmal, war aber wesentlich seltener als Runck unter den Platzierten. Drei Dichtern gelang es nach 1990, den Wettbewerb zweimal zu gewinnen: Alexander Schroth (1995 und 2000), Anneliese Thürwächter (1999 und 2006; 1987 bereits Auszeichnung mit dem Dr.-Wilhelm-Dautermann-Preis) sowie Manfred Dechert (2001 und 2007).

Sonderpreise

Von der gleichen Jury werden auch Sonderpreise vergeben:

  • Der Dr.-Wilhelm-Dautermann-Preis erinnert an ein langjähriges Jurymitglied und honoriert mundartliterarische Neuerscheinungen.
  • Der Preis fer Neie (Preis für Neue) kann an einen Dichter verliehen werden, der sich erstmals dem Wettbewerb stellt.
  • In den 1990er Jahren verschwand der damalige Jakob-Böshenz-Preis für das literarische Gesamtwerk aus der Palette der Bockenheimer Mundartauszeichnungen, als der Gewinner Michael Bauer ihn 1991 zurückgab, nachdem er von Böshenz’ Sympathien für die Machthaber in der Zeit des Nationalsozialismus erfahren hatte.

Liste der Preisträger

  1. 1953: Friedrich Köhler (mit einem 2. Platz; 1. Preis nicht vergeben)
  2. 1954: Wolfram Hockel
  3. 1955: Fritz Blümlein
  4. 1956: Susanne Faschon
  5. 1957: Jakob Hill
  6. 1958: Friedrich Wetzler
  7. 1959: Erwin Burgey
  8. 1960: Liesl Ott
  9. 1961: Jakob Hill
  10. 1962: Helmut Metzger
  11. 1963: Liesl Ott
  12. 1964: Kurt Kölsch
  13. 1965: Heinrich Kraus
  14. 1966: Konrad Betz
  15. 1967: Albert Bleyer
  16. 1968: Albert Bleyer
  17. 1969: Albert Bleyer
  18. 1970: Karl Bauer
  19. 1971: Helmut Metzger
  20. 1972: Albert Bleyer
  21. 1973: Friedel Römer
  22. 1974: Susanne Regenauer
  23. 1975: Gerd Runck (mit einem 2. Platz; 1. Preis nicht vergeben)
  24. 1976: Erwin Burgey
  25. 1977: Kurt Baumann
  26. 1978: Gerd Runck
  27. 1979: Gerd Runck
  28. 1980: Albert Bleyer
  29. 1981: Ilse Rohnacher
  30. 1982: Günter Speyer
  31. 1983: Marliese Klingmann
  32. 1984: Marcel Schuschu
  33. 1985: Heiderose Heintz
  34. 1986: Eugen Damm
  35. 1987: Ilse Rohnacher
  36. 1988: Nikolaus Hofen
  37. 1989: Gerhard Ranssweiler
  38. 1990: Gerd Runck
  39. 1991: Helga Schneider
  40. 1992: Gerhard Ranssweiler
  41. 1993: Guido Defland
  42. 1994: Norbert Schneider
  43. 1995: Alexander Schroth
  44. 1996: Rudy Kupferschmitt
  45. 1997:
  46. 1998: Relinde Niederländer
  47. 1999: Anneliese Thürwächter
  48. 2000: Alexander Schroth
  49. 2001: Manfred Dechert
  50. 2002: Peter Eckert
  51. 2003: Karin Ruppert
  52. 2004: Wolfgang Ohler
  53. 2005: Wilfried Berger
  54. 2006: Anneliese Thürwächter
  55. 2007: Manfred Dechert
  56. 2008: Gerd Becht

Bockenheimer Mundarttage

Seit 1978 finden alljährlich an einem Maiwochenende von freitags bis sonntags die Bockenheimer Mundarttage statt. Dabei referieren z. B. Dialektologen vor Publikum über Mundartthemen und diskutieren darüber – traditionell im Dialekt – auf dem Podium. Dieser Programmpunkt nennt sich „Pälzer Dischbediere“ – Pfälzer Disputieren. Weitere Bestandteile der Festtage sind z. B. Theaterstücke oder Gottesdienste in Pfälzer Mundart.

Der bei den Mundarttagen vergebene Preis der Emichsburg ist nach der mittelalterlichen Burg im Ortsteil Kleinbockenheim benannt und würdigt besondere Verdienste um Mundart, Dialektliteratur und regionale Kultur.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Online-Bewerbung
  2. Ergebnisse

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