- Boethos von Kalchedon
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Boethos von Kalchedon (altgriechisch: Βόηθος ὁ Χαλκηδόνος - Boëthos der Kalchedonier), Sohn des Athanaion, war ein griechischer Bildhauer und Toreut aus Chalcedon, tätig in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.
Häufig wurden diesem Boethos fast alle Werke, die mit einem antiken Künstler Boethos in Verbindung gebracht wurden, zugeschrieben. Dies muss jedoch sehr differenziert betrachtet werden, da es zwischen fünf und sieben antike Künstler namens Boethos gegeben hat.
Sicher von diesem Boethos kommen zwei Werke aus dem Heiligtum der Athena Lindia in Lindos auf Rhodos. Plinius nennt in seiner Naturalis Historia 33, 155 ein Silbergerät von der Hand des Boethos. Eine Statuenbasis aus Lindos, die sich um 184 v. Chr. datieren lässt, nennt den Boethos, Sohn des Athanaion, aus Kalchedon als Ehrenbürger und Stifter der auf der Basis stehenden Statue. Die Basis einer Statue des Königs Antiochos IV. Epiphanes, die zwischen 166 und 164 v. Chr. zu datieren ist und vor dem Apollontempel auf Delos gefunden wurde, nennt ebenfalls Boethos als Künstler. Eine letzte Signatur (ΒΟΗΘΟΣ ΚΑΛΧΗΔΟΝΙΟΣ ΕΠΟΙΕΙ - ΒΟËTHOS AUS ΚΑLCHEDON FERTIGTE (ES)) des Boethos findet sich auf einer Bronzeherme, die aus dem Wrack eines um 100 v. Chr. gesunkenen römischen Lastenseglers, dem Schiffsfund von Mahdia, durch Fischer geborgen wurde. Durch ihn wurde Alfred Merlin (1876-1965), der ihn richtig in Alter und Bedeutung einschätzte, zum Begründer der Unterwasser-Archäologie.
Das wohl berühmteste Werk des Boethos erwähnt Plinius in seiner Naturalis Historia 34, 84:
„Von Boethos, obgleich er in Silber besser war, ein Kind (aus Bronze), das eine Gans, indem er sie umarmt, erwürgt.“
Die Skulptur sei gemeinsam mit anderen Kunstwerken von Nero nach Rom gebracht und in der Domus Aurea aufgestellt worden. Später wurden sie von Vespasian im Tempel der Pax aufgestellt. Damit wird die Skulptur des so genannten Ganswürgers identifiziert, die uns heute in Form von mehreren römisch-frühkaiserzeitlichen Marmorkopien überliefert ist; die bekannteste Kopie ist jene in der Glyptothek in München.Literatur
- Andreas Linfert: Boethoi. in: Das Wrack. Der antike Schiffsfund von Mahdia. Bd 2. Rheinland, Köln 1994, 831-847. ISBN 3792714426
- Der Neue Pauly. Bd 2. Metzler, Stuttgart 1997, 726. ISBN 3-476-01470-3 (s.v. R. Neudecker: Boethos [8]-[9])
- Rainer Vollkommer: Künstlerlexikon der Antike. Bd 1. Sauer, München 2001, 118-120. ISBN 3598114125 (s.v. R. Vollkommer: Boethos II)
- Bernard Andreae: Schönheit des Realismus. Zabern, München 1998, 158-160. ISBN 3-805323484 (zum Ganswürger)
Weblinks
Boëthos in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft.
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