- Bogenschütze
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Ein Bogenschütze ist eine bewaffnete Person, die mit Pfeil und Bogen auf ein Ziel schießt. Geschichtlich wurde der Bogen durch Jäger zur Jagd und durch Krieger als Waffe eingesetzt. In der Neuzeit dient der Bogen als Sportgerät und wie in den USA, Kanada oder Dänemark auch als Jagdwaffe.
Die Militärgeschichte verzeichnet je nach Kulturkreis den Einsatz von Bogenschützen sowohl beritten bei der Kavallerie wie auch als Fußsoldat.
In der römischen Legion wurden diese meist durch Auxiliartruppen zu Fuß gestellt. Bekannt waren syrische Bogenschützen mit ihrem Kompositbogen. Bei den Germanen war um die Zeit Christigeburt der Bogen ebenfalls als Jagd- und Kriegswaffe bekannt. Insbesondere nach der Teilung Roms als Weltreich erlangen im Byzantinisches Heerwesen von Ostrom Bogenschützen bedingt durch die Bedrohung aus dem Osten Bedeutung.
Der Bogen als die Waffe bei Berittenen wurde diese vor allem bei den Hunnen bekannt. Wie alle zentralasiatischen Reiterhirten waren sie gute Reiter und Bogenschützen, und beherrschten die Technik des Parthischen Manövers, bei dem in vollem Galopp nach hinten geschossen wurde. Ermöglicht wurde dies durch die Erfindung eines stabilen Sattels mit Steigbügeln. Die besten Bogenschützen trugen bunte Bänder in ihren langen Zöpfen. Die Römer kannten zwar auch leichte Sättel, aber keine Steigbügel. Durch den stabilen Halt der Steigbügel waren die hunnischen Reiter in der Lage, beidhändig vom Pferde aus zu kämpfen, da sie dieses mit den Schenkeln lenken konnten. Damit waren sie in der Kampftechnik zu Pferde den Europäern weit überlegen. Zur Zeit der Hunneneinfälle nach Europa war auf Seiten der Römer und der vorgelagerten bedrohten Völker der Bogen nicht die Hauptbewaffnung. Die römische Armee bestand vor allem aus Infanterie mit Kurzwaffen für den Nahkampf. Bei den germanischen Stämmen etwa war es üblich, den Gegner in loser Keilformation frontal im Nahkampf anzugreifen. Der Einsatz von Pfeil und Bogen für kriegerische Zwecke war zu dieser Zeit unbekannt.
In der Zeit der Wikinger im Frühen Mittelalter in Franken und in England waren die Hauptwaffen Axt, Speer, Pfeil und Bogen.
In Japan war der Bogen seit dem 8. Jahrhundert ein Bestandteil der Bewaffnung der Samurai. In der Heian-Zeit (794–1192) waren Samurai die Wache des kaiserlichen Palastes. Deren Hauptbewaffnung das Wakizashi-Schwert war. Diese Vorläufer der klassischen Samurai wurden vom Herrscher ausgestattet. Da zu Beginn der größte Vorteil dieser militärischen Einheiten in ihrer Erfahrung im Gebirgskampf und vor allem im Bogenschießen lag, blieb für den größten Teil der folgenden Feudalperiode, der Ära der Samurai-Herrschaft, der Ausdruck Yumitori deutsch für Bogenschütze der Ehrentitel eines ausgezeichneten Kriegers. Der Yumi deutsch Bogen, insbesondere der Dai-kyū deutsch für Langbogen, war wegen seiner Größe, Reichweite und großen Durchschlagskraft gefürchtet. Ein geübter Schütze konnte aus etwa 150 Metern Entfernung ein bewegliches Objekt von der Größe eines Hundes sicher treffen, aber auch Reichweiten von etwa 300 Metern waren möglich. Seine asymmetrische Form machte es möglich, ihn auch vom Pferderücken aus abzufeuern, was ihn als Reiterwaffe gefürchtet machte.
In der Zeit der Kreuzzüge im Heiligen Land zeigte sich zum wiederholten Male der überlegene Einsatz von berittenen Bogenschützen gegen gepanzerte Ritterheere, insbesondere unter für diese ungünstigen klimatischen Bedingungen.
Während des Hundertjährigen Krieges ernannte sich Edward III. im Januar 1340 selbst zum französischen König und fiel mit seinen Truppen in Frankreich ein. Sein Heer war den Franzosen zwar zahlenmäßig weit unterlegen, dennoch schlug er 1346 in Schlacht von Crécy in der Grafschaft Crécy die Franzosen vernichtend, durch den Einsatz von rund 8000 walisischen Langbogenschützen. Diese ließen das französische Ritterheer begünstigt durch eine versumpfte Niederung nicht zum Nahkampf herankommen. Dabei wurden Pfeilhagel im Bogenschuss verschossen, die die Ritter und deren Pferde von schräg oben trafen.
Die Schlacht von Azincourt (frz.: Bataille d'Azincourt, engl.: Battle of Agincourt) fand am 25. Oktober 1415 statt und auch sie gilt in der Militärgeschichte als bedeutend, weil wie zuvor bei der Schlacht von Crécy mit Langbögen bewaffnete Fußtruppen einen entscheidenden Anteil am Ausgang der Schlacht hatten. Der Angriff der schweren französischen Reiterei blieb nicht zuletzt wegen des massiven Einsatzes von Langbogenschützen ineffektiv; der Angriff der schwer gerüsteten französischen Adeligen wurde durch ihren Einsatz verlangsamt und beeinträchtigt.
Diese Schlachten zeigen beispielhaft den taktisch verfehlten Ansatz von schwerbewaffneten Ritterheeren gegen leicht Bewaffnete in für diese günstigem Gelände.
Mit dem Aufkommen von Handfeuerwaffen trat der Bogen als militärische Bewaffnung ebenso wie für die Jagd in den Hintergrund und wurde von der Büchse als einem treffsicheren, gezogenen Gewehr abgelöst. Dennoch blieben Bogenschützen noch bis Ende des 19. Jahrhunderts eine bei nicht industrialisierten Völkern beliebte und unter gewissen Bedingungen durchaus wirksame Waffengattung, etwa in den nordamerikanischen Indianerkriegen.
Nachfolger der Bogenschützen im militärischen Sinne wurden die Jäger. Mit Aufkommen der ersten Kampfpanzer verstanden sich die Panzerjäger als Nachfolger und führten wie in der Bundeswehr den Bogen in ihren Verbandswappen.
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Commons: Bogenschützen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Truppengattung (historisch)
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