Brunnenturm

Brunnenturm
Der Brunnenturm von Süden, rechts der Palas and die Obere Zäune
Der Brunnenturm (Bildmitte) und angrenzende Stadtteile, Ausschnitt auf dem Murerplan von 1576.
Der Napfbrunnen, im Hintergrund die Spiegelgasse

Der Brunnenturm ist ein spätmittelalterlicher Wohnturm im Quartier Rathaus (Kreis 1) der Schweizer Stadt Zürich. Der auch als Lamparterturm bekannte Adelsturm aus dem 13. Jahrhundert wurde wiederholt renoviert und umgebaut und ist nach verschiedenen Besitzwechseln bis heute erhalten. Der Brunnenturm steht an der «Oberen Zäune» am oberen Ende des Napfplatzes vor dem Restaurant «Turm».

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Adelsturm und das angrenzende Wohnhaus (Palas) wurden um das Jahr 1250 inmitten der Altstadt errichtet. Von 1357 bis 1429 war er im Besitz von lombardischen Händlern und Geldausleihern, weshalb er auch als Kawertschenturm bezeichnet wurde.[1] 1429 verkaufte der Lampartner Thoman Velleti das Haus an Götz Escher, Stammvater der Familie Escher vom Luchs, in deren Besitz die Liegenschaft bis 1810 verblieb. Von 1429 bis um das Jahr 1550 wurde das Gebäude Escherturm, dann nach dem auf dem Vorplatz errichteten Brunnen Brunnenturm genannt.

1810 ging der Wohnturm von Junker Georg Escher, alt Gerichtsherr von Berg am Irchel, an den Lehrer Kaspar David Hardmeier über, der darin eine Privatschule gründete. Nachfolgende Nutzer waren 1819 die Blindenanstalt der Zürcher Hülfsgesellschaft, 1826 die Blinden- und Taubstummenanstalt, 1838 die Armenschule der Hülfsgesellschaft und 1836 die städtische Gemeindeschule. Nach einem weiteren Umbau wurde die Liegenschaft ab 1879 als Volks- und Gewerbeschule, später als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Die bislang letzte umfassende Renovation und baugeschichtliche Untersuchungen erfolgten 1942; seither zählt die Anlage zu den zahlreichen Kulturdenkmälern in der Zürcher Altstadt.[2] Seit 1971 ist ein Elterbildungszentrum mit Kindertagesstätte des Schul- und Sportdepartements der Stadt Zürich in Palas und Turm untergebracht.[3][4]

Anlage

Der Wohnturm umfasst eine Grundfläche von rund 10 auf 10 Metern und ist 17 Meter hoch, mit Buckelquadern an den Ecken und einem Zeltdach. Der vierstöckige, rund 19 Meter lange Palas an der Ostseite wurde in ähnlicher Bauweise errichtet. Auf seiner dem wenig später angefügten Palas zugewandten Seite weist der Turm eine deutlich geringere Mauerstärke auf, weshalb ein Anbau bereits wohl bei der Planung der Gesamtanlage vorgesehen war. Die Fassade des Palas – das Portal und die spätgotischen Kreuzstockfenster – wurde um das Jahr 1545 vom Steinmetz Christen Gyger umgestaltet, wie zwei Steinmetzzeichen beweisen. Ein umfassender Umbau der Innenräume von Turm und Palas im barocken Stil wurde 1668 durchgeführt, gefolgt 1877/78 von einem Umbau vor allem der Innenräume, wobei die barocke Gestaltung des Wohnhauses teilweise rückgängig gemacht wurde.[5]

Der Napfplatz und sein Brunnen

Der 1567/68 errichtete Brunnen stand über dreihundert Jahre lang direkt vor dem Brunnenturm, auf dem im Volksmund Napfplatz genannten Altstadtplatz, an dem die Napfgasse,[6] die Spiegelgasse und die Obere Zäune zusammentreffen.[7][8] 1876 wurde der Brunnen in das untere Drittel des Platzes verschoben, die beschädigte Säule samt Standbild entfernt und das alte Becken durch ein marmorenes ersetzt. Die heutige Säule und die Brunnenfigur von Arnold Hünerwadel und Johann Riegendinger stammen aus dem Jahr 1911 beziehungsweise 1937.[9] Die alte Brunnensäule ist seit 1910 im Schweizerischen Landesmuseum zu sehen.[6]

Siehe auch

Bildergalerie

Literatur

  • Dölf Wild (Konzept und Inhalt): Stadtmauern. Ein neues Bild der Stadtbefestigungen Zürichs. Schrift zur Ausstellung im Haus zum Rech (Stadtgeschichte und Städtebau in Zürich; Schriften zu Archäologie, Denkmalpflege und Stadtplanung, 5), Amt für Städtebau, Archäologie und Denkmalpflege, Zürich 2004. ISBN 3-905384-05-1
  • Christine Barraud Wiener, Peter Jetzler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Neue Ausgabe I. Die Stadt Zürich I: Stadt vor der Mauer, mittelalterliche Befestigung und Limmatraum. Basel 1999. ISBN 3-909164-70-6
  • Jürg E. Schneider, Jürg Hanser: Fenster und Fassaden im Alten Zürich. In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins. 7. Jhg. Nr. 2. Basel 2002.
  • Jürg E. Schneider, Jürg Hanser : Der "Brunnenturm". Obere Zäune 26. In: Zürcher Denkmalpflege, Stadt Zürich, Bericht 1987/88. Zürich 1991.
  • Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hrsg.): Das Bürgerhaus der Schweiz, Band IX: Das Bürgerhaus der Stadt Zürich. Orell Füssli, Zürich 1921.

Weblinks

 Commons: Brunnenturm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Italienische (lombardische) respektive jüdische Geldwechsler, Geldverleiher und im heutigen Sinn Bankiers wurden abwertend als Kawertschen respektive Cahursiner (Caurtschin) bezeichnet. Lampart(n)er leitet sich von Kauderwelsch/Rotwelsch für Lombardei ab.
  2. Die Daten sind der Hinweistafel am Brunnenturm (Obere Zäune 26) entnommen.
  3. Stadt Zürich: Schul- und Sportdepartement
  4. Fachschule Viventa der Stadt Zürich
  5. Brunnenturm auf dickemauern.de, abgerufen am 31. Oktober 2008
  6. a b Gang dur Alt-Züri: Die Napfgasse in der Grossen Stadt verbindet die Münstergasse mit der oberen Zäune. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahre 1301 als Nadilgasse, ab 1529 als Napfgasse, benannt nach dem ab 1357 erwähnten Hausnummer 6 (ab 1450 Haus «zum Napf»), ein Erblehen des Fraumünsterstifts.
  7. Die Spiegelgasse ist nach der Hausnummer 2 «zum Spiegel» benannt.
  8. Gang dur Alt-Züri: Die oberen Zäune stammt von einem oberen und unteren Pfahlgehege zwischen dem «Steinhaus» (Hirschengraben) der Familie Manesse und dem Brunnenturm. Diese ehemaligen Zäune gehörten vom 10. bis 12. Jahrhundert zur sogenannten ersten Stadtbefestigung.
  9. Altstadt Zürich: Napfbrunnen, Napfplatz
47.3715088.544297

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