Buchswald Grenzach-Wyhlen

Buchswald Grenzach-Wyhlen
Naturschutzgebiet Buchswald
Buchswald (Baden-Württemberg)
DEC
Lage: Deutschland, Baden-Württemberg, Landkreis Lörrach
Nächste Stadt: Grenzach-Wyhlen
Fläche: 0,94 km²
Gründung: 1. Januar 1939

Der Buchswald ist ein Naturschutzgebiet bei Grenzach-Wyhlen, Landkreis Lörrach, im Südwesten Baden-Württembergs. Er ist einer der letzten und größten Wildstandorte von Immergrünem Buchsbaum (Buxus sempervirens) in Deutschland. Nirgends sonst in Deutschland bildet der Buchs so dichte, ausgedehnte, bis zu vier Meter hohe Bestände. Weitere Buchswälder gibt es in Deutschland nur an der Mosel, ansonsten z.B. in der Provence, in der Macchia Istriens, in Südengland (South Downs) oder im Riesengebirge.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Grenzach-Wyhlen liegt am Hochrhein, unmittelbar an der Schweizer Grenze bei Basel. Der Buchswald ist Teil des Gemeindewaldes, der zum Forstbezirk Kandern gehört. Er zieht sich, in mehrere Teilflächen aufgeteilt und von zahlreichen Wegen durchzogen, östlich vom sogenannten Grenzacher Horn, in einer Höhenlage zwischen 290 und 460 Meter über NN, über mehrere Kilometer an der Oberkante des Dinkelberg-Südhanges entlang.

Schutzstatus

Der Buchswald ist seit 1. Januar 1939 amtlich ausgewiesenes Naturschutzgebiet (NSG) mit der offiziellen Gebietsbezeichnung Buchswald bei Grenzach (Gebietsnummer der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU): NSG 3.018). Er ist außerdem ein Teil des Natura 2000-Gebietes Wälder bei Wyhlen nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Das Gesamtgebiet umfasst neben dem 93,6 Hektar großen Buchswald weitere Schutzgebiete ganz oder teilweise: das Ruschbachtal (NSG 3.150), den Altrhein Wyhlen (NSG 3.047), den Leuengraben (NSG 3.167), das Grenzacher Horn und die Rheinhalde (Landschaftsschutzgebiet, LSG 3.36.003).

Entstehung

Der Grenzacher Buchswald besteht nicht rein aus Buchs, sondern liegt in einem naturnahen Laubmischwald (Flaumeiche, Rotbuche, Linden, Ahorn) in der Oberrheinische Tiefebene, an einem Südhang oberhalb des Hochrhein-Tales. Diese Region Deutschlands weist besonders geeignete Klimawerte auf, mit relativ seltenen Niederschlägen und milden Wintern. Schon seit der Römerzeit wurden die unterhalb des Waldes gelegenen Lagen daher für den Weinbau genutzt, den „Grenzacher Roten“ . Milde Winde aus dem Tal sorgen in den sonnenreichen Sommern für ein angenehmes Klima. Solche naturnahen Wälder trockenwarmer (thermophiler) Standorte zeichnen sich häufig durch einen für Mitteleuropa ungewöhnlichen Reichtum an Gehölzarten aus, der nur noch von Auenwäldern übertroffen wird. Man findet dort auch Hohlwege und weitere seltene Pflanzen, wie zum Beispiel wildwachsende Europäische Stechpalmen (Ilex aquifolium), das Immenblatt (Melittis melissophyllum) und fast das einzige deutsche Vorkommen des Frühlingsahorns (Acer opalus).

Der Buchs ist in Mitteleuropa seit dem Ende des Eiszeitalters heimisch. Seit dem frühen Mittelalter ist er in Wyhlen nachgewiesen, geht aber wohl schon auf die Römerzeit zurück. Bereits die Römer verwendeten Buchs zur Einfassung ihrer Gärten, auch in den von ihnen eroberten Gebieten in Mittel- und Westeuropa ist diese Verwendung nachgewiesen. Unweit von Grenzach-Wyhlen, auf der gegenüberliegenden Rheinseite, befand sich die Römerstadt Augusta raurica, heute das schweizerische Kaiseraugst. In Grenzach selbst ist eine Villa rustica (heute Römermuseum) und auch in der Umgebung sind mehrere ausgegraben worden. Der Ortsname Wyhlen geht auf Villa zurück (ze wilon = bei den Villen). Erst im 3. Jahrhundert nach Christus folgten den Römern die Alemannen.

Der Buchswald in Sage und Brauchtum

Der Buchs ist im kultischen und kulturellen Leben der Wyhlener Bevölkerung seit Jahrhunderten stark verankert. So ist es bis heute Brauch, bei festlichen Anlässen aus Buchs gefertigte Kränze zum Schmuck von Kirche und Häusern zu verwenden.

Eine alte Überlieferung besagt folgendes: Das ehemalige Wyhlener Kloster Himmelspforte (heute ein Altersheim) wurde im 14. Jahrhundert von räubernden Soldaten bedroht. In der Klosterkapelle befand sich ein besonders wertvolles Gnadenbild (Marienstatue mit Jesuskind). Ein Wald- oder Buchsgeist versteckte die Statue im Buchswald und rettete sie so. Jedenfalls war sie "wie von Geisterhand" verschwunden. Durch Zufall wurde sie später von einem Wanderer im Buchswald entdeckt und ins Kloster zurückgebracht. Aufgrund dieser Begebenheit entwickelte sich eine Wallfahrt zu der Kapelle "Maria im Buchs", die seit dem 15. Jahrhundert belegt ist.

Die Buchsgeist-Sage wurde (nach ersten Ideen bereits 1962) im Jahr 1969 zum Anlass genommen, eine Brauchtum und Tradition verkörpernde Fasnachtsclique zu gründen, die „Buchsgeister“, mit den Symbolfiguren „Buchswiebli“ und „Buchsmännli“. „Buchs“ und „Rolli-Dudel“ bilden die Symbole der Wyhlener Narrenzunft „Rolli-Dudel“. Wenn am Dreikönigstag (Anfang Januar) die offizielle Fasnachtssaison der Narrenzunft beginnt, wird die fasnächtliche Symbolfigur des „Butzemommel“ aus dem Buchswald geholt und zu neuem Leben erweckt.

Literatur

  • Verein für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen (Hrsg.): Unterwegs im Wald von Grenzach-Wyhlen. Buchswald - Ruschbachtal - Vogelwelt - Geschichte - Geologie - Wanderwege am Dinkelberg. Verlag Bernhard Albert Greiner, 2005. ISBN 3935383789
  • Gerhard Fuchs, et al. (Mitarb.), Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (Hrsg.): Der Buchswald bei Grenzach (Grenzacher Horn). (Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden-Württembergs; 9), Institut für Ökologie und Naturschutz, Karlsruhe 1979. ISBN 3-88251-035-8.

Weblinks

47.5547222222227.67416666666677Koordinaten: 47° 33′ 17″ N, 7° 40′ 27″ O


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