- Buddhistisches Konzil
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Buddhistische Konzile dienen zur Beratung und Abklärung der authentischen Lehren des Buddha (563–483 oder 448–368 v. Chr.) bzw. ihrer wortgetreuen Weitergabe und der Fassung in kanonischer Form.
Der so entstandene buddhistische Kanon bildet die Grundlage der Lehre. Bereits mit dem zweiten Konzil entstand die Teilung in Hinayana- und Mahayana-Schulen. In der Regel waren die Konservativen auf den Konzilien stärker vertreten, ab dem dritten dienten sie hauptsächlich der Festlegung des Palikanon.
Nach den ersten vier Konzilien, die im Abstand von je etwa drei bis fünf Generationen abgehalten wurden, trat eine lange Unterbrechung ein. Erst in der Neuzeit wurde durch ein weiteres fünftes Konzil an die konziliare Tradition der buddhistischen Frühzeit angeknüpft.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Zur Lebenszeit des Buddha war es in Indien unüblich, Texte schriftlich niederzulegen, solches taten nur Händler. Sie wurden stets mündlich durch Auswendiglernen, Wiederholen und Aufsagen tradiert und dies geschah über Jahrhunderte hinweg mit großer Genauigkeit.
Nach dem Tod des Buddha wurde eine umgehende Kanonisierung für notwendig gehalten. Hierzu trafen sich (laut Pali-Kanon, DN 16) kurz nach dem Ableben Buddhas 500 erfahrene Mönche. Auf den folgenden Konzilien wurden Neuentwicklungen in der buddhistischen Gemeinschaft diskutiert und die kanonischen Texte definiert. Es entwickelten sich heterogene Strömungen, die sich zu eigenen Schulen entfalteten, und die eigene Konzile von häufig regionaler Bedeutung einberiefen.
Für das Große Fahrzeug (Mahayana) haben weder der kanonisierte Dreikorb noch die Konzilien eine so große Bedeutung. Obwohl auch das Mahayana ein reiches kanonisches Schrifttum hat, ist kein Mahayana-Konzil bekannt, und die Vielfalt im Mahayana ist entsprechend. Soweit einzelne Schulen des Mahayana eine zentrale Führung haben, wie Gelugpa, Jōdo-Shinshū und Sōtō-shū, gibt es Ansätze von verbindlichen Richtlinien und synodalen Beratungen.
Zur Rezitation bestimmter Texte gab es Spezialisten, sogenannte bhāṇaka. Deshalb lautet auch die Einleitung aller Sūtras (Lehrreden): „So hab ich’s gehört“ (pali: evam me suttam).
Die einzelnen Konzile
Erstes Konzil (Rajagriha)
Auf dem ersten Konzil („der Fünfhundert“), das sich unmittelbar nach dem Verlöschen des Erleuchteten in einer Höhle bei Rajagriha (Rājagṛha, Pali: Rājagaha) zusammenfand, soll Ānanda, der für sein hervorragendes Gedächtnis bekannt war, die Lehrreden wiedergegeben haben. Mahakashyapa trug das Abidharma vor und Upali die Mönchsregeln.
Die Überlieferung berichtet, auf diesem Konzil sei ein Kanon der Lehre (dharma) und einer der Ordensdisziplin (vinaya) zusammengestellt worden. Ein Text, der darüber berichten soll, Kāśyapasaṃgīti-sūtra ist im chinesischen Kanon erhalten (Taishō Nr. 2027).
Zweites Konzil (Vaishali)
Das zweite Konzil fand etwa 110 Jahre nach dem Erlöschen des Buddha in Vaiśālī (pali: Vesālī) statt. Für dieses ist ein Redakteur, zumindest des Vinaya, gesichert. Hauptzweck der Versammlung war jedoch, die „Häretiker“ der Mahāsanghika zur Räson zu bringen, was nicht erreicht wurde, als sich diese weigerten, die Beschränkungen der „Alten“ (Stahvira) anzunehmen. So bestand zum Beispiel die Streitfrage, ob ein Mönch Salz (nein: als Lebensmittel, ja: als Medizin) über Nacht besitzen dürfe.
Die erste Spaltung der Sangha geschieht, die Mahasanghika-Schule trennt sich von den Traditionalisten. Es geht um die Frage der Mahasanghikas, ob die Sutras und das Vinaya bereits als endgültig feststehen. Diese Spaltung kennzeichnet die ersten Anfänge des Mahayana-Buddhismus.
Drittes Konzil (Pataliputra)
Ein drittes Konzil, unter Leitung des Mönches Moggaliputta Tissa an dem nur die „Alten“ (= Theravadins) teilnahmen, hat während der Herrschaft und auf Veranlassung des Kaisers Aśoka (unsicher: um 268- unsicher: 232 v. Chr.) in Pātaliputra (heute: Patna) stattgefunden, auf dem noch letzte Ergänzungen zum Pali-Kanon (besonders Abidhamma) vorgenommen wurden. Der Hauptzweck war jedoch eine „Säuberung“ der Sangha. Im Vasumitra-Manuskript findet sich die Beschreibung fünf häretischer Punkte, die geklärt werden sollten. Es entstehen die Sarvastivadin und Vibhajjavadin-Schulen.
Historisch ist nicht gesichert, ob es eines oder mehrere „Dritte“ gegeben hat. Insbesondere beschreibt das Theravada-Dipavamsa einen anderen Verlauf.
Bald danach soll der Sohn des Kaisers, Mahinda, den Buddhismus nach Ceylon gebracht haben, wo unter König Vaṭṭagāmaṇī Abhaya (regierte von 89 bis 77 v. Chr.) der Pali-Kanon schließlich aufgezeichnet wurde.
Die zwei vierten Konzile (Sri Lanka und Kashmir)
Sri Lanka um 30 v. Chr.: Es soll in Tambapanni, dem heutigen Aluvihara bei Matale, ein Konzil stattgefunden haben, dessen Zweck die Niederlegung des Kanon war, da nicht alle Mönche über ein ausreichend gutes Gedächtnis verfügten, den ganzen Text zu behalten.
Kashmir 1. Jahrhundert: Üblicherweise gilt außerhalb des Theravada, jedoch das im ersten oder zweiten Jahrhundert auf Anregung des Kuṣāṇ-Herrschers Kaniṣka, abgehaltene Konzil der Sarvastivada, das entweder in Jālandhara (Punjab) oder Kuṇḍvana (Kaschmir) stattfand, als viertes. Teilgenommen haben sollen 500 Mönche unter Leitung von Vasumitra. Als Hauptergebnis gilt der Kommentar Mahā-Vibhāshā („große Exegese“).
Zu dieser Zeit bestanden schon 18 Schulen des Buddhismus. Führend waren beim Konzil die Sarvāstivādins. Der Wortlaut der Texte sei festgelegt worden und auf Kupferplatten eingeritzt worden, die wiederum in einem Reliquienschrein aufbewahrt worden sind. Platten und Schrein wurden bis heute nicht wieder entdeckt.
Theravada-Konzil von 1788 (Bangkok)
König Phra Phuttayodfa Chulalok (Rama I.) von Siam berief 1788 ein eigenes Konzil im „Wat Phra Si Sanphet“ (dem heutigen Wat Mahathat) ein, mit dem erklärten Ziel die Pali-Texte zu revidieren. Basierend darauf erschien unter Anregung von Chulalongkorn (Rama V.) 1893–1894 die erste vollständige Druckausgabe in siamesischer Schrift in 39 Bänden in Bangkok, die wiederum als Vorlage für Neumanns deutsche Übersetzung diente.
Es fanden besonders in Thailand und Burma weitere kleinere Konzile statt, die aber nur von lokaler Bedeutung, eher Synoden, waren.
Theravada-Konzil von 1871 (fünftes Konzil, Mandalay)
Dieses fand 1868–1871 unter König Mindon Min in Mandalay statt. Unter der Leitung von Mahathera Jagarabhivamsa, dem Ew. Narindabhidhaja, und dem Ew. Mahathera Sumangalasami rezitierten fünf Monate lang 2400 Mönche und Nonnen das Tipitaka, um zu einem bereinigten Text zu kommen.
Der festgelegte Kanon wurde auf 729 Marmortafeln in der Kuthodaw-Pagode in Mandalay eingemeißelt.
Theravada-Konzil von 1954 (sechstes Konzil, Rangun)
Abgehalten 1954–1956 zur 2500-Jahrfeier des Verlöschens, im Kaba Aye Rangun, Burma, legte letztmalig eine verbindliche Theravada-Fassung des Pali-Kanon fest, den Chaṭṭhasaṇgīti Piṭakaṃ [1]. Als Versammlungshalle wurde die Höhle des ersten Konzils nachgebildet. Es nahmen Mönche aus allen Ländern des Theravada teil. Auch die deutschen Mönche Nyanatiloka und Nyanaponika nahmen teil. Seit 2000 ist ein von Thailand ausgehender Streit über den Inhalt des festgelegten Kanons ausgebrochen.
Siehe auch
Literatur
- Mukherjee, Biswadeb; The Riddle of the First Buddhist Council – A Retrospection; in: Chung-Hwa Buddhist Journal, No.7, pp.452–473, 1994
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorie:- Geschichte des Buddhismus
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