Bund Deutscher PfadfinderInnen

Bund Deutscher PfadfinderInnen
Das "BDP Männchen", aktuelles Logo des BDP

Der Bund Deutscher PfadfinderInnen (BDP) ist ein bundesweit vertretener Pfadfinderbund/Jugendverband mit Sitz in Frankfurt am Main.

Der BDP ist nicht mehr Mitglied eines internationalen Pfadfinderdachverbandes. Kritiker werfen dem Bund Deutscher PfadfinderInnen vor, dass er keine „Pfadfinderarbeit“ mehr betreibe, sondern ein politischer Jugendverband sei.

Aufgrund der ähnlichen Abkürzungen werden der BDP (Bund Deutscher PfadfinderInnen) und der BdP (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder) oft verwechselt.

Inhaltsverzeichnis

Der BDP über sich selbst

„Veränderung durch Querdenken und die Suche nach Freiräumen für lebbare Utopien sind "typisch BDP". Die Pfadfinderei haben wir längst aus dem Wald befreit. Als Jugendverband entwickeln wir soziales, politisches sowie (inter-)kulturelles Engagement. Dabei nehmen wir eigene Bedürfnisse und Interessen wahr. Weil wir Vielfalt und kreatives Chaos lieben, versuchen wir, Grenzen aufzulösen. Beginnen wollen wir bei uns selbst, damit es so, wie es ist, nicht bleibt.“

"Der BDP ist ein antifaschistischer, antirassistischer, multikultureller, innovativer, basisdemokratischer, selbstbestimmter, keiner Partei und Erwachsenenorganisation angeschlossener Jugendverband. Also manchmal gar nicht so leicht in Wort zu fassen."

Gliederung

Unterhalb des Bundesverbandes gibt es in einer Großzahl der Bundesländer Landesverbände. Die nächstkleinere Stufe sind die Kreisverbände, gefolgt von den Ortsgruppen. Außerdem kann es innerhalb eines Landesverbandes noch Projekte geben, die wahlweise auf eine Region oder eine Stadt begrenzt sind.

Ein Vereinsmitglied ist immer Mitglied einer Ortsgruppe oder eines Projekts.

Geschichte

Bereits auf der Gründungsversammlung 1948 hatte man sich auf die Rautenlilie als gemeinsames Zeichen geeinigt

Vom 4. bis 6. Mai 1948 wurde in der britischen Besatzungszone auf Betreiben der Militärregierung in Barsbüttel eine Konferenz abgehalten. Dabei kam es zu Kontroversen zwischen den wiederentstandenen konfessionellen Pfadfinderbünden und den interkonfessionellen Bünden, die sich damals "Freie Pfadfinder" nannten und noch auf der Konferenz zum Bund Freier Pfadfinder Deutschlands zusammenschlossen.

Im Juli 1948 trafen sich Pfadfindergruppen aus der amerikanischen und der französischen Besatzungszone zu einem gemeinsamen Zeltlager in Mittenwald und erklärten in der Mittenwalder Formel eine gemeinsame interkonfessionelle deutsche Pfadfinderbewegung unter dem Namen Deutsche Pfadfinder. Auf dem ersten Führerthing am 9./10. Oktober 1948 wurde Karl Julius (Kajus) Roller zum ersten Bundesführer gewählt.

Auf dem zweiten Führerthing am 5. Dezember in Karlsruhe erfolgte der Zusammenschluss mit dem Bund Freier Pfadfinder Deutschlands zum Bund Deutscher Pfadfinder, womit mit Ausnahme des Deutschen Pfadfinderbundes (DPB) in Berlin beinahe das gesamte interkonfessionelle Pfadfindertum Deutschlands in einem Bund vereinigt war.

Auf dem ersten Bundesthing in Bad Homburg v. d. Höhe wurde die Gründung offiziell vollzogen, die Gliederung des Bundes festgelegt und die Bundesführung unter Kajus Roller als Bundesfeldmeister bestätigt.

Am 1. Oktober 1949 wurde in Altenberg bei Köln gemeinsam mit der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD) und der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) der Ring deutscher Pfadfinderbünde gegründet, der am 21. August 1950 in der World Organization of the Scout Movement (WOSM) aufgenommen wurde.

Schon früh traten in diesem Bund Spannungen zwischen der scoutistischen und bündischen Linie auf, die in den 1950er Jahren bereits zu einigen Austritten führten, aus denen selbständige Pfadfinderbünde entstanden (u. a. Pfadfinderschaft Grauer Reiter, Pfadfinderbund Großer Jäger und Pfadfinderbund Nordbaden).

Unter dem Ende 1966 einstimmig gewählten Bundesführer Moritz von Engelhardt begann die Politisierung des BDP, die von Kritikern als sozialistische Unterwanderung empfunden wurde, und schließlich zur Spaltung des Bundes führte. 1968 kündigte der Bund Deutscher Pfadfinderinnen aufgrund der Politisierung des BDP seine Zusammenarbeit auf. 1969/70 folgte die erste große Austrittswelle von Gruppen, die anschließend zur Gründung des Deutschen Pfadfinderverbandes führte. Bis zur endgültigen Spaltung des BDP gab es etliche Misstrauensanträge gegen die Bundesführung, die aber entweder keine Mehrheit fanden oder, wie Anfang 1970, die benötigte Zweidrittelmehrheit verfehlten.

1971 verließ nach einer knapp gescheiterten Vorstandswahl ein weiterer großer Teil des Verbandes den Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) und gründete den Bund der Pfadfinder (BdP). Der Weltverband der Pfadfinderbewegung (WOSM) hatte signalisiert, den Verstoß gegen den Grundsatz der internationalen Pfadfinderbewegung, unpolitisch zu sein, nicht mehr länger zu dulden. Daraufhin löste sich im Mai 1971 der Ring deutscher Pfadfinderbünde auf. Mit der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, dem vom BDP abgespaltenen BdP sowie dem durch Zusammenschluss der drei evangelischen Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände entstandenen Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder gründete sich der Dachverband am 1. Januar 1973 als Ring deutscher Pfadfinderverbände neu. Dieser Dachverband war und ist notwendig für die Mitgliedschaft im Weltverband der Pfadfinderbewegung WOSM. Etwas vereinfachend entsprach dieser Vorgang dem Ausschluss des BDP aus der internationalen Pfadfinderbewegung, da auf anderem Wege die benötigte Einstimmigkeit nicht erreicht werden konnte.

1972 gründete der BDP gemeinsam mit dem vorher aus dem Ring junger Bünde ausgeschiedenen Ring Bündischer Jugend den Bund Demokratischer Jugend (BDJ), der 1973 gemeinsam mit dem Ring deutscher Pfadfinderverbände in den Bundesjugendring aufgenommen wurde. Beide Mitglieder des BDJ zerstritten sich nach wenigen Jahren aber bereits wieder, vor allem weil der Ring Bündischer Jugend zunehmend linksradikale Tendenzen aufwies. 1976 schied der Ring Bündischer Jugend schließlich aus dem BDJ aus, der BDP führte weiterhin den Namen Bund Deutscher Pfadfinder im Bund Demokratischer Jugend.

Der BDP vertrat mehr und mehr politische und jugendpflegerische Aufgaben, pfadfinderische Aktivitäten gerieten in den Hintergrund. Im Zuge der Neuausrichtung wurden Pfadfinderkluft und -gesetze sowie das Versprechen abgeschafft. In den 80er-Jahren kam es zu offiziellen Kontakten mit dem staatlichen Jugendverband FDJ in der DDR. Des Weiteren nahm der BDP an den X. und XI. Weltfestspielen in Ostberlin (1973) und Havanna/Kuba (1978) teil. Trotz offener Kritik am deutschen und internationalen Pfadfindertum möchte man seitens des BDP die Bezeichnung Pfadfinder bis heute nicht ablegen. So hält man auch weiter an der Lilie als Bundesabzeichen in abgewandelter Form fest.

1991 erfolgte die Umbenennung von Bund Deutscher Pfadfinder in Bund Deutscher PfadfinderInnen.

siehe auch

Pfadfindergeschichte im deutschsprachigen Raum

Literatur

  • Axel Hübner, Rolf Klatta, Herbert Swoboda: Straßen sind wie Flüsse zu überqueren: Ein Lesebuch zur Geschichte des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP). Verlag Jugend und Politik, Frankfurt/Main, 1991. ISBN 978-3-88203-127-0
  • Reinhard Schmoeckel: Strategie einer Unterwanderung. Vom Pfadfinderbund zur revolutionären Zelle. Günter Olzog Verlag, München 1979, ISBN 3-7892-7141-1
  • Hansdieter Wittke: Freiheit in Bindung: der Deutsche Pfadfinderverband. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 1990. ISBN 3-88778-165-1
  • Karl Seidelmann: Die Pfadfinder in der deutschen Jugendgeschichte. Pädagogisches Verlagskontor GmbH, Halle/Saale und Freiburg 1991. ISBN 3-7826-9050-8

Weblinks


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