- Bund der Danziger
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Der Bund der Danziger e.V. (BdDA) ist ein Verband von vertriebenen Bewohnern der früheren Freien Stadt Danzig und Mitglied im Bund der Vertriebenen (BdV). Der BdDA setzt sich aus 11 Landesverbänden sowie aus Einzelmitgliedern zusammen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Unter den Heimatvertriebenen gehörten die Danziger zu den ersten, die sich organisierten.
Im Juni 1945 schlossen sich in Lübeck unter Führung des Oberkonsistorialrats (weiland Pfarrer an der St. Marien Kirche zu Danzig) Gerhard M. Gülzow eine Reihe von Danzigern zu einem Danziger Hilfskomitee zusammen. Mit über 7.000 beherbergte Lübeck damals die größte Zahl Danziger Flüchtlinge unter allen Städten Deutschlands und eignete sich besonders als Mittelpunkt zur Sammlung von ca. 70.000 Danziger Staatsangehörigen in Schleswig-Holstein. Dieses Hilfskomitee machte es sich zur Aufgabe, die zerstreuten und auseinandergerissenen Familien durch Schaffung der Danziger Heimatkartei wieder zusammenzuführen und den in Not geratenen Landsleuten Unterstützung zu gewähren. Die Danziger Heimatkartei hatte 1956 bereits ca. 220.000 Einträge. Das Arbeitsfeld dehnte sich aus, mehr Mitarbeiter fanden sich ein. An anderen Plätzen wurden ähnliche Hilfseinrichtungen geschaffen.
Entstehung
Der BdDA wurde am 15. März 1946 in Hamburg und Lübeck gleichzeitig – mit Sitz in Lübeck mit Genehmigung der lokalen, der britischen und der deutschen Behörde – gegründet (vgl. - Gornig S. 117, vgl. Böttcher, S. 68) und ins Vereinsregister eingetragen. Aus allen deutschen Besatzungszonen trafen Beitrittserklärungen von Danziger Staatsangehörigen in großer Zahl ein. Nach kurzem Bestehen wurde die Arbeit des BdDA durch die Verordnung der britischen Militärbehörde unterbrochen; jede weitere Tätigkeit wurde untersagt, da sein Bestehen nach Ansicht der Behörde gegen eine Verordnung des Alliierten Kontrollrates verstoße. Die Tätigkeit wurde durch den Oberkonsistorialrat Gülzow dennoch (illegal) fortgesetzt. Ende Juli 1948 erhielt der BdDA mit den vorgelegten Statuten die endgültige Tätigkeitsgenehmigung von der Militärregierung.
Zu ersten Vorstandsmitgliedern wurden gewählt und nach der Wiederinbetriebnahme in der Aufsichtsratssitzung am 21. August 1948 bestätigt: Oberstudienrat Dr. Könnemann, Lübeck; Vorsitzer: Geschaftsführer Burde, Flensburg; Landtagsabgeordneter Josef Cierocki, Eutin; Gewerbetreibender Hintz, Lübeck; Pfarrer Mahlau, Hamburg; Bücherrevisor Pfeiffer, Lübeck; kaufmännischer Angestellter Zocher, Bremen. Dazu als Delegierter der Gesamtvertretung: Kaufmann Ziehm, Hamburg. Der erste Aufsichtsrat setzte sich zusammen aus a) den Bezirksbeauftragten: Oberinspektor Chall, Oldenburg i. 0.; Kaufmann Domanski, Hamburg; Frau Anni Kalähne, Bremen; Frau Rechtsanwalt Dr. Kurowski, St. Tönis; Ingenieur Menge, Braunschweig; Pfarrer Walter, Stuttgart (Standiger Vertreter für Pfarrer Walter: kaufmannisdier Angestellter Krzoska, Gießen/Lahn), b) den Gesamtbeauftragten: Rechtsanwalt Dr. Sternfeld, Lübeck; Vorsitzer: Verlagsleiter Dr. Gspann, Heidelberg; Dr. jur. Dr. rer. tech. Langguth, Hamburg; Rechtsanwalt Dr. Marx, Bad Kissingen; Kaufmann Ziehm, Hamburg.
Aufgaben und Ziele
Die Aufgabe des BdDA war laut § 2 der Statuten: die gemeinsamen Interessen der Danziger zu vertreten, insbesondere in allen sozialen und wirtschaftlichen, arbeitsrechtlichen und beamtenrechtlichen Fragen, die Belange der Danziger bei Behörden Körperschaften, Verbänden etc. wahrzunehmen und bedürftigen Danzigern soziale und karitative Hilfe zu leisten. Der BdDA ermöglichte damit den Danzigern in weltweiter Zerstreuung sich zur Wahrung ihrer Rechte und zur Erhaltung des Heimatgedankens zusammenzuschliessen. Ferner legitimierte sich der Danziger durch die Mitgliedschaft im BdDA als Danziger Staatsbürger (eine Versicherung eigener Danziger Staatsangehörigkeit wurde von Anfang an auf der Mitgliedsbeitrittserklärung auch verlangt).
Struktur und Organisation
Unter Vorsitz aktiver Danziger an Orten, an denen sich größere Anzahlen Danziger befanden, wurden Ortsstellen des BdDA gegründet. Der BdDA setzt sich derzeit aus überwiegend folgenden 11 Landesverbänden zusammen: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westphalen und Rheinland-Pfalz. Außer der Mitglieder aus den Landesverbänden kennt der BdDA noch Einzelmitgliedschaften, die sich aus im Ausland lebenden Danzigern oder Danzigern zusammensetzen, die in keinem Danziger Landesverband Mitglied sind. Doppelmitgliedschaften sind in der Satzung des BdDA ausgeschlossen. Die einzelnen Landesverbände (wie z. B. Hamburg) haben als e. V. eigene Rechtsfähigkeit. Durch den Charakter der Mitgliedsgesellschaft des BdDA als beinahe komplett bestehend aus der (vertriebenen bzw. zur Flucht gezwungenen) Bevölkerung der Freien Stadt Danzig entspricht dieser dem hauptsächlichen Kern der Danziger Bevölkerung und damit der Wählerschaft des Rates der Danziger, einer Art Vertretungsorgan der Freien Stadt Danzig im Exil (RdDA). Dieser Rat der Danziger ist somit kein direkter Bestandteil des BdDA und kann auch in der Zukunft auf Grund des unpolitischen Charakters des BdDA nicht zu diesem werden, dennoch aus dem Naturell der übersichtlichen Gesellschaft der Danziger von unter 400.000 Menschen heraus, in diesem durchaus verzahnt d. h. es kann zu personellen Überschneidungen kommen.
Bundesvorsitzende des Bund der Danziger e. V. waren:
- Dr. Rudolf Könnemann - von 1946/48 bis 1977,
- Oberstudienrat Helmut Roick - von 1977 bis 2002,
- Dipl.-Ing. Werner Hewelt, von 2002 bis 2009,
Seit 2009 ist Dieter Teubler (Bad Säckingen) Bundesvorsitzender.
Haus, Museum und Presseorgan
Der Sitz des BdDA in Lübeck befand sich bis zum 15. Mai 2009 im Hause des Museums Haus Hansestadt Danzig[1], das vom Förderverein Danziger Förderkreis e. V. getragen wird und das über die historische Entwicklung der Stadt (und der früheren Freien Stadt) Danzig informiert; mangels Erfolgsaussicht, den BdDA durch die Delegiertenversammlung aufzulösen, entschied sich der direkt vor den Neuwahlen am 27. Juni 2009 amtierende Vorstand, den Sitz des BdDA wenige Wochen vor diesen Neuwahlen aus dem angestammten Sitz im Museum Haus Hansestadt Danzig an einen neuen Standort zu verlegen. Seit September 2009 befindet sich der neue Sitz des Bundes in der Fleischhauerstraße 37 in 23554 Lübeck, jedoch mit dem Ziel in der Zukunft wieder an den alten Standort in der Engelsgrube 66 zurückzukehren.
Der Bund verlegte beginnend mit der ersten Ausgabe vom November 1948 ein eigenes Mitteilungsblatt für die Vereinsmitglieder, das i. d. R. einmal monatlich aktuelle und historische Themen, welche die Stadt Danzig und die Freie Stadt Danzig betreffen, präsentiert. Die erste Ausgabe (Nr. 1 vom November 1948) erschien unter dem Namen Rundschreiben für die Mitglieder des Bundes der Danziger e. V., Lübeck, gefolgt von der Nummer 2 vom Januar 1949 unter dem Namen Mitteilungsblatt für die Mitglieder des Bundes der Danziger e. V., Lübeck, welchen Namen diese Publikation bis zur 10. Nummer im Dezember 1949 (Weihnachtsausgabe) behielt. Ab der nächsten Nummer, d. h. der Januar Ausgabe 1950 bis heute heißt das Blatt durchgehend Unser Danzig. Beginnend mit den Inhalten des Jahres 1957 erscheinen jährlich nachträglich in einer Januarausgabe Inhaltsverzeichnisse mit Titeln und Sachregister aller Ausgaben des Vorjahres. Seit dem 31. Dezember 2008 ist die Herausgabe von UNSER DANZIG unterbrochen, wird jedoch laut Aussage des seit dem 27. Juni 2009 amtierenden Vorstands noch 2009 wieder aufgenommen. Dies geschah derart, dass die bis dahin getrennt erscheinenden Mitteilungsblätter "Der Westpreusse" und "Unser Danzig" offiziell seit dem Januar 2009 als Gemeinschaftsausgabe unter dem Titel Der Westpreusse – Unser Danzig erscheint.[2]
Aktuelle Entwicklungen und Bestrebungen
Der bis zum 27. Juni 2009 amtierende Vorstand des BdDA hat die Delegierten (die vereinsrechtlich als Mitgliederversammlung gelten) zu der Bundesdelegiertenversammlung am 20. September 2008 ohne zuvorgehende inhaltliche Ankündigung vor die Abstimmungen über drei Anträge zu folgenden Änderungen zum 31. Dezember 2008 gestellt:
- Einstellung des Mitteilungsblattes 'Unser Danzig' und Überführung seiner Teile in das Mitteilungsblatt 'Der Westpreusse – Unser Danzig'[3],
- Fusion des BdDA mit der Landsmannschaft Westpreußen e. V. in zukünftig 'Landsmannschaft Danzig-Westpreußen e. V.',
- Auflösung des BdDA.
Diese Anträge begründete der BdDA-Bundesvorstand mit der schwindenden Mitgliederzahl sowie der finanziellen Lage des Vereins. In Ermangelung jedweder Fristen zur Vorbereitung auf Änderungsanträge dieser Größenordnung, stimmten die Delegierten vorbehaltlich folgender Nebenbedingungen dennoch mehrheitlich für die o. g. Anträge:
- Es handelt sich bei den Anträgen um Grundsatzentscheidungen, am BdDA Änderungen vornehmen zu müssen, die zum Erlangen der Ausführungswirksamkeit der Abstimmung mit noch vorzulegenden Alternativkonzepten der Landesverbände bedürfen,
- Den Landesverbänden wird Gelegenheit zur Unterbreitung von Alternativkonzepten zur Neuorganisation des BdDA eingeräumt, unter denen durch die Delegiertenversammlung das beste für die Zukunft gewählt wird.
Die Auflösung des BdDA war am Widerstand der Landsmannschaft der Danziger Hamburg e. V. und anderer Befürworter der Erhaltung dieses Dachverbands im Zuge des daraus resultierenden Rechtsstreits auch während der weiteren Bundesdelegiertenversammlungen mehrfach gescheitert; Am 27. Juni 2009 folgte eine Delegiertenversammlung mit Neuwahlen, die ein fast komplett neues Management hervorgebracht haben. Der neue Vorstand wird überwiegend von den Vertretern jener Landesverbände gebildet, die sich in der aktuellen Verbandsentwicklung September 2008 bis Juni 2009 für den Erhalt des BdDA einsetzten.
Literatur
- Heinz Lingenberg: Lübeck und Danzig - Zur Eröffnung des Hauses Hansestadt Danzig in Lübeck. in: Der Wagen 1984, S. 69 - 80.
Weblinks
- http://www.da.vc - Webseite des Bund der Danziger e. V.
Einzelnachweise
Kategorien:- Vertriebenenorganisation
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