Bund jüdischer Soldaten

Bund jüdischer Soldaten
Ehrenmal des Reichsbundes auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd
1920 vom Reichsbund jüdischer Frontsoldaten als Antwort auf die Anschuldigungen fehlenden Patriotismus herausgegebener Handzettel

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) wurde im Februar 1919 auf Initiative von Leo Löwenstein gegründet. Seine Zielsetzung war die Abwehr des Antisemitismus in Deutschland unter Berufung auf die Tatsache, dass im Ersten Weltkrieg etwa 85.000 deutsche Juden gekämpft hatten, von denen etwa 12.000 fielen.

„Der RJF sieht die Grundlage seiner Arbeit in einem rest­losen Bekenntnis zur deutschen Heimat. Er hat kein Ziel und kein Streben außerhalb dieser deutschen Heimat und wendet sich aufs schärfste gegen jede Bestrebung, die uns deutsche Juden zu dieser deutschen Heimat in eine Fremd­stellung bringen will.“

Der RjF hatte schnell mehr als 30.000 Mitglieder und die Mitgliederzahl stieg zeitweise auf etwa 55.000. Das Veröffentlichungsorgan war „Der Schild”.

Neben einem Gedenkbuch Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen 1914-1918 mit den Namen der 12.000 gefallenen Juden gab der RjF 1924 eine Neuauflage des Buches Jüdische Flieger im Weltkrieg von Felix Aaron Theilhaber heraus, auf dem Titel das Flugzeug des Kampffliegers Fritz Beckhardt, das mit einem Hakenkreuz verziert war.

Im Unterschied zu den Zionisten strebte der RjF die Assimilation der Juden in die deutsche Gesellschaft an. Dieses Ziel sollte unter anderem dadurch gefördert werden, dass Juden Ausbildungen in Berufen vermittelt wurden, die ihnen jahrhundertelang versperrt gewesen waren, vor allem in der Landwirtschaft, aber auch im Handwerk. Mit zunehmendem Druck auf die Juden nach der Machtübernahme der NSDAP ergab sich dann in dieser Zielsetzung eine Gemeinsamkeit mit den Zionisten: Die Ausbildungen, die von zionistischen Kreisen im Rahmen der Hachschara durchgeführt wurden, erleichterten nach dem Verlassen Deutschlands die Begründung neuer Existenzen in den Auswanderungsländern.

1936 wurde dem RjF jegliche politische Tätigkeit untersagt, und 1938 wurde der Reichsbund ganz aufgelöst.

Bund jüdischer Soldaten

Der am 8. November 2006 gegründete „Bund jüdischer Soldaten (RjF) e. V.“ will nicht die Tradition des RjF fortführen. Er „sieht seine Aufgabe vielmehr in der Bewahrung des Andenkens an die jüdischen Soldaten, die in den Armeen der deutschen Staaten, der Armee des Kaiserreiches und der Weimarer Republik dienten, die in den Kriegen des 19. Jahrhunderts und vor allem im Ersten Weltkrieg für Deutschland kämpften und ihr Leben ließen“. Der Vorsitzende Michael Berger - am Militärgeschichtlichen Forschungsamt tätig - gibt Ende 2007 eine vage "zweistellige" Mitgliederzahl preis. Das Bundesverteidigungsministerium und das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr schätzen zugleich, dass heute etwa 200 Juden in der Bundeswehr dienen, die meisten von ihnen Kontingenteinwanderer aus Osteuropa.

Literatur

  • Michael Berger: Eisernes Kreuz und Davidstern. Die Geschichte Jüdischer Soldaten in Deutschen Armeen. trafo verlag, Berlin 2006. ISBN 3-89626-476-1
  • Ulrich Dunker: Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten 1919 -1938. Geschichte eines jüdischen Abwehrvereins. Droste, Düsseldorf 1977 ISBN 3770004795
  • Hans-Christian Kokalj: „Kampf um die Erinnerung“. Jüdische Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs und ihr Widerstand gegen die rechtspopulistische Propaganda in der Weimarer Republik., in: Tobias Arand (Hg.), Die „Urkatastrophe“ als Erinnerung. Geschichtskultur des Ersten Weltkriegs, Münster 2006, S. 81-98 ISBN 3-934064-67-1

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reichsbund jüdischer Frontsoldaten — Ehrenmal des Reichsbundes auf dem jüdischen Friedhof in Köln Bocklemünd …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Glaube — Torarolle mit Jad (Zeigestab) Die jüdische Religion basiert auf den religiösen Überlieferungen des jüdischen Volkes. Diese Überlieferungen teilen sich auf in eine schriftliche (Tora) und die mündliche Lehre (Mischna, Talmud, Schulchan Aruch usw.) …   Deutsch Wikipedia

  • Bernhard-Weiß-Medaille — Die Bernhard Weiß Medaille ist eine von einem privaten Verein vergebene Ehrung für Angehörige der Bundeswehr oder mit ihr in besonderer Beziehung stehenden Personen, die sich auf herausragende Weise für die jüdische Traditionspflege sowie… …   Deutsch Wikipedia

  • RjF — Ehrenmal des Reichsbundes auf dem jüdischen Friedhof in Köln Bocklemünd …   Deutsch Wikipedia

  • Bernhard Weiß (Jurist) — Bernhard Weiß (1930) …   Deutsch Wikipedia

  • Isidor Weiß — Bernhard Weiß Bernhard Weiß (* 30. Juli 1880 in Berlin; † 29. Juli 1951 in London) war promovierter Jurist und Vizepolizeipräsident in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik …   Deutsch Wikipedia

  • ZdJiD — Das Leo Baeck Haus in der Berliner Tucholskystraße: Sitz des Zentralrates der Juden in Deutschland Der am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründete Zentralrat der Juden in Deutschland, die größte Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und… …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralrat der Juden — Das Leo Baeck Haus in der Berliner Tucholskystraße: Sitz des Zentralrates der Juden in Deutschland Der am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründete Zentralrat der Juden in Deutschland, die größte Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und… …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralrat der Juden in Deutschland — Das Leo Baeck Haus in der Berliner Tucholskystraße: Sitz des Zentralrates der Juden in Deutschland seit 1999 Der Zentralrat der Juden in Deutschland (ZdJ) ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die größte Dachorganisation der jüdischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Judenzählung — Deutsche Kavalleristen des Reserve Husaren Regiments 11 im Schützengraben, 1916 Die „Judenzählung“ oder „Judenstatistik“ vom 1. November 1916 war eine staatlich angeordnete statistische Erhebung zum Anteil der Juden an allen Soldaten des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”