Burg Frankenstein (Bad Salzungen)

Burg Frankenstein (Bad Salzungen)

p1

Frankenstein
Entstehungszeit: nach 1100
Burgentyp: Spornburg
Erhaltungszustand: Wall- und Grabenreste erhalten
Ständische Stellung: Grafen
Ort: Bad Salzungen
Geographische Lage 50° 49′ 2″ N, 10° 15′ 40″ O50.81722222222210.261111111111280Koordinaten: 50° 49′ 2″ N, 10° 15′ 40″ O
Höhe: 280 m ü. NN
Frankenstein (Thüringen)
Frankenstein

Die Burg Frankenstein war die Stammburg des bedeutenden thüringisch-fränkischen Adelsgeschlechtes der Dynasten von Frankenstein, welche aus einer Seitenlinie der Grafen von Henneberg abstammen und bis Mitte des 14. Jahrhunderts in Westthüringen und der Rhön nachweisbar sind.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die baulichen Reste der Burg Frankenstein befinden sich etwa 2 km (Luftlinie) östlich vom Stadtzentrum Bad Salzungen, unweit des Stadtteils Kloster und sind von dort über einen unbefestigten Fahrweg schnell zu erreichen. Die Burganlage befindet sich in Spornlage auf einem durch Steilabfall zur Talaue der Werra geschützten Ausläufer des Berges Frankenstein.

In Gipfellage dieses Berges – und etwa 100 m östlich der mittelalterlichen Burg – entstand um 1890 die gleichnamige Kunstruine Frankenstein mit Aussichtsturm durch den Bad Salzunger Burg- und Heimatverein Frankensteingemeinde.[2]

Geschichte

Das mittlere Werratal wurde im Hochmittelalter als Mark Breitungen angesprochen und war ein Zentrum eines ausgedehnten königlichen Güterkomplexes, der durch König Heinrich I. dem Kloster Hersfeld übergeben wurde. Zum Schutz der 1150 erbauten Klosteranlage Frauenbreitungen wurden weltliche Adelsgeschlechter – die Grafen von Henneberg – bestimmt, um 1250 wird dieses Amt von den Frankensteinern ausgeübt. Die Frankensteiner herrschten im 13. Jahrhundert über ein ausgedehntes Gebiet, zum Teil noch unbesiedeltes Land, welches Kaiser Heinrich II. dem Kloster Hersfeld als Wildbann zur Nutzung überträgt; dieses erstreckte sich von Gerstungen bis Eisenach im Norden, vom Inselsberg bis Wasungen im Osten, von Kaltennordheim bis Geisa im Süden und im Westen bis Vacha.[3] Die erste (indirekte) Erwähnung der Burg Frankenstein erfolgte 1137 als sich Ludwig, der zweite Sohn des Stammvaters Poppo von Frankenstein, nach dieser Burg nennt. 1153 sind die Burgherren als Ministerialen des Klosters Hersfeld nachweisbar.

Die Versuche der Frankensteiner, sich gegen die stärksten Mächte in der Region – Kloster Fulda und die Thüringer Landgrafen – durchzusetzen, führten zu ihrem Niedergang. 1265 wird die Burg Frankenstein von Abt Bertous von Fulda belagert und teilweise zerstört, 1295 gelang dies ebenfalls König Adolf von Nassau, wobei die Burg wohl erneut schwer beschädigt wurde. 1335 war die Burg im Zusammenhang mit einem Streit der letzten Frankensteiner Besitzer letztmalig von Bedeutung[1]

Über das spätere Schicksal ist wenig bekannt, vermutlich dienten die noch bewohnbaren Gebäudeteile dem Schutzvogt des Klosters Allendorf als Unterkunft. Die restlose Zerstörung der Burgruine im Bauernkrieg ist naheliegend.

Anlage

Historische Abbildungen und Beschreibungen der Burg Frankenstein sind nicht überliefert. Aus den Geländebefunden lässt sich auf eine mittelgroße Kernburg von etwa rechteckiger Grundform und einer Ausdehnung von etwa 80 bis 100 m zu 40 bis 60 m schließen, die zunächst durch zwei vorgelagerte sichelförmige Wälle und Gräben im Osten gegen die höhere Bergkuppe abgeriegelt wurde. Die langgestreckte Flanke im Norden wurde durch einen relativ tiefen Halsgraben (jetzt größtenteils vom Fahrweg zur Gartenparzelle verdeckt) geschützt. Die Situation an der westlichen Flanke ist wegen der jüngeren Planierungen nicht mehr sicher nachvollziehbar. Nach Süden schützte der natürliche Steilhang (ca. 30 bis 50 Meter über Talgrund). Der Zugang erfolgte demzufolge über einen in weitem Bogen aus der Ortslage Kloster Allendorf heraufziehenden Fahrweg, welcher wohl teilweise noch unter dem heutigen Weg verborgen liegt (Hohlwegreste), der Zutritt in die Burg erfolgte dann über eine mehrstufig gestaffelte Toranlage von Osten.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Burganlage oder im nahe gelegenen Gelände des ehemaligen Klosters Allendorf sind die Mehrzahl der erforderlichen Wirtschaftsgebäude der Burg zu vermuten. Unterhalb der Burg befand sich zudem bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Wassermühle.

Heutige Situation und Nutzung

Die Burganlage ist ein ausgewiesenes Bau- und Bodendenkmal der Stadt Bad Salzungen. Im westlichen Teil der Kernburg des einstigen Burggeländes wurde in der DDR-Zeit eine Gartenparzelle eingerichtet und teilweise planiert. Die im östlichen und nördlichen Bereich der Burganlage vorhandenen Wälle und Gräben sind von einem Gehölz bedeckt und so weitgehend vor Abtragung geschützt, aber unzugänglich. Große Teile des Geländes wurden im 19. Jahrhundert auf der Suche nach Steinen für den Bau der Kunstruine und anderer Gebäude in der Ortslage durchwühlt, hierdurch wurden noch um 1830 bekannte Keller- und Mauerreste vernichtet. Im Randbereich zum Ort Kloster Alendorf entstanden Spazierwege in teilweise verfüllten Grabenabschnitten und Walleinplanierungen. Der nördliche Hang wird als Weidegrund genutzt. Das östliche Gelände ist öffentlich zugänglich.

Namensdeutung

Der Herleitung des Namens Frankenstein wurde vom Volksmund überliefert: demnach war die Befestigungsanlage eine der ersten Steinburgen im Werratal, erbaut durch einen Gaugrafen der (Ost-)Frankenkönige.

Literatur

  • Albert Freiherr von Boyneburgk-Lengsfeld: Frankenstein In: Friedrich Gottschalck (Herausgeber) Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, Bd. 8, Halle 1831, S. 281–294
  • Thomas Bienert: Bad Salzungen, verschwundene Burg Frankenstein In: Mittelalterliche Burgen in Thüringen, Gudensberg-Gleichen 2000, S. 316f, ISBN 3-86134-631-1
  • Ludwig Hertel: Der Frankenstein In: Lehfeldt, Paul/Voss, Georg (Hrsg.):Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Herzogtum Sachsen-Meiningen, Heft XXXV Amtsgerichtsbezirk Salzungen S. Jena 1909.
  • Hartmut Ruck: Chronik Bad Salzungen Bad Salzungen (ohne Jahr)
  • Brückner: Landeskunde des Herzogtums Meiningen, Zweiter Teil, S. 3–68
  • Werner Eberhardt: Die Hohe Straße zwischen Salzungen und Gotha (Schweinaer Straße). In: Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens (Hrsg.): Urgeschichte und Heimatforschung. Heft 24, Weimar 1987, S. 27–33.

Einzelnachweise

  1. a b Hans Patze (Hrsg.): Thüringen. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 9, Kröner, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-31302-2, S. 124–125.
  2. Thüringer Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 5127 Bad Salzungen, Erfurt 1997, ISBN 3-86140-063-4
  3. Volker Schimpf:Die Heden-Orte in Thüringen. Online: http://cma.gbv.de/dr,cma,011,2008,a,02.pdf

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