- Gerstungen
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Wappen Deutschlandkarte 50.962510.059722222222205Koordinaten: 50° 58′ N, 10° 4′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Wartburgkreis Höhe: 205 m ü. NN Fläche: 75,51 km² Einwohner: 6.033 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 80 Einwohner je km² Postleitzahl: 99834 Vorwahl: 036922 Kfz-Kennzeichen: WAK Gemeindeschlüssel: 16 0 63 097 Gemeindegliederung: 7 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:Wilhelmstr. 53
99834 GerstungenWebpräsenz: Bürgermeister: Werner Hartung Lage der Gemeinde Gerstungen im Wartburgkreis Gerstungen ist eine Gemeinde im Wartburgkreis, Thüringen, Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Gerstungen liegt im Bundesland Thüringen an der Grenze zu Hessen an der Werra und der A 4 zwischen dem Richelsdorfer Gebirge im Westen und dem Naturpark Thüringer Wald im Osten. Nachbargemeinden sind Herleshausen im Norden, die kreisfreie Stadt Eisenach im Nordosten, Marksuhl im Südwesten, Berka/Werra im Süden und Wildeck im Westen.
Geschichte
Für die Frühgeschichte Gerstungens liegen keine schriftlichen Nachweise vor. Die Endung -ungen deutet, wie die ähnliche Endung -ingen, auf eine germanische Gründung hin, doch lässt sich diese nicht sicher nachweisen. Eine im Codex Eberhardi, welcher aus dem 12. Jahrhundert stammt, erwähnte Schenkung Gerstungens an das 744 gegründete Kloster Fulda durch den fränkischen König Karlmann gilt als erste urkundliche Erwähnung.
Heinrich IV. war während des Sachsenkrieges mehrmals in Gerstungen. 1074 fanden hier die Verhandlungen zwischen dem aufständischen sächsischen und thüringischen Adel und dem König statt. Schließlich wurde der Frieden von Gerstungen geschlossen. Der König musste der Zerstörung seiner Burgen in Nordthüringen und im Harz zustimmen. 1174 wurden die Herren von Gerstungen erstmalig erwähnt.
Die ehemalige Burg war dreiseitig von Wassergräben geschützt. Es gilt so gut wie sicher, dass das Schloss bzw. jetzige Museum genau auf der Stelle der hochmittelalterlichen Burg steht. Mit ihr sicherte man zu dieser Zeit den Werraübergang, eine „Kurzer Hesse“ genannte Furt.[2][3]
Mitte des 14. Jahrhunderts wurde vom Bistum Fulda das Amt Gerstungen geschaffen. In Folge eines Brandes musste die Katharinenkirche 1588 erneuert werden, ihr Vorgängerbau an gleicher Stelle gelegen, diente auch als Burgkirche.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten 550 Kriegsgefangene aus der Sowjetunion beim Bau der Autobahnbrücke über das Richelsdorfer Tal Zwangsarbeit verrichten. Weitere 90 Arbeitskräfte waren bei kleineren Firmen und in der Landwirtschaft eingesetzt. 53 Arbeitskräfte mussten in Oberellen zwangsarbeiten. An 107 Todesopfer der Zwangsarbeit erinnert seit 1977 ein Mahnmal auf dem Friedhof von Untersuhl.[4]
Der Bahnhof Gerstungen war von 1963 bis 1990 der drittgrößte Grenzbahnhof der DDR. Er wurde ab 1961 vom Rangier- zum Kontrollbahnhof ausgebaut, einschließlich von Gleissperren. Im September 1961 hatte das ZK der SED die Anweisung zum Bau der Reichsbahn-Ausweichstrecke Gerstungen–Förtha (13 km) erteilt, damit nicht mehr der „Hessische Zipfel“ mit Fluchtmöglichkeit für DDR-Bürger durchfahren werden musste.[5]
Eingemeindungen
Untersuhl wurde am 1. Januar 1960 eingemeindet.[6] Neustädt und Sallmannshausen folgten am 8. März 1994.[6] Am 16. März 2004 wurden die ehemals selbständigen Orte Lauchröden, Oberellen und Unterellen eingemeindet.[7]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl:
- 1994 – 4019
- 1995 – 4042
- 1996 – 4057
- 1997 – 4054
- 1998 – 3957
- 1999 – 3910
- 2000 – 3911
- 2001 – 3885
- 2002 – 3859
- 2003 – 3863
- 2004 – 6344
- 2005 – 6324
- 2006 – 6290
- 2007 – 6194
- 2008 – 6114
- 2009 – 6077
- 2010 – 6033
- Datenquelle: ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik - Werte vom 31. Dezember
Wappen
Das teilweise redende Bild ist seit dem 18. Jahrhundert in den Siegeln der Gemeinde zu finden. Das Gerstunger Wappentier – der Storch – nistet von alters her in Gerstungen auf dem Schloss. Außerdem symbolisiert er die typische Pflanzen-Tier-Gemeinschaft (Flussniederung mit Lachen). Der Halm im Schnabel des Vogels ist Gerste, diese ist im Ortsnamen enthalten und wird, seitdem hier Ackerbau betrieben wird, angebaut. Stroh steht für das Storchennest auf dem Schloss; der grüne Grund symbolisiert die Werraniederung und das Wellenband die Werra – das Wellenband soll die Ortsteile Neustädt und Sallmannshausen vertreten. [8]
Gemeindegliederung
(Einwohnerzahlen vom 31. Dezember 2005)
- Gerstungen (3.688) mit Untersuhl und Lutzberg
- Lauchröden (1.021)
- Oberellen (861) mit Clausberg, Frommeshof und Hütschhof
- Unterellen (553)
- Neustädt (311)
- Sallmannshausen (156)
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Gerstungen setzt sich aus 20 Gemeinderatsmitgliedern zusammen.
- SPD/Freie Wähler: 8 Sitze
- CDU: 4 Sitze
- LAD: 4 Sitze
- WGU: 2 Sitze
- FDP: 1 Sitz
- BV: 1 Sitz
(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[9]
Bürgermeister
Zum hauptamtlichen Bürgermeister wurde Werner Hartung (SPD/FW) am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[10]
Gemeindepartnerschaft
Wirtschaft und Infrastruktur
Gewerbegebiete
- Das Gewerbegebiet Oberhalb der Bahn befindet sich am nordwestlichen Ortsrand von Gerstungen. Es verfügt über eine Gesamtfläche von etwa 24 ha (Stand 2009).
- Das Gewerbegebiet Auf der Höhe befindet sich am westlichen Ortsrand von Gerstungen. Es verfügt über eine Gesamtfläche von 11,2 ha (Stand 2009) und ist voll erschlossen.
- Das Gewerbegebiet Auf der Aue befindet sich am nördlichen Ortsrand von Unterellen.
- Auf der Industriebrache der Gerstunger Ziegelei ist ein weiteres Gewerbegebiet in Planung.[11]
Verkehr
Gerstungen war früher innerdeutscher Grenzbahnhof an der Thüringer Bahn. Bis der Grenzbahnhof 1990 außer Betrieb genommen wurde, verfügte dieser über mehr als 25 Gleise, mehrere überdachte Bahnsteige sowie ein Bahnbetriebswerk mit drei Lokschuppen und Wasserturm.
Seit Dezember 2006 befährt die cantus Verkehrsgesellschaft die Regionallinie Eisenach–Gerstungen–Bebra.
Gerstungen liegt an der Bundesautobahn 4 Frankfurt am Main–Dresden mit einer nach dem Ort benannten Auffahrt. Wegen der innerdeutschen Grenze und der in Folge der Grenzziehung unvollendeten Talbrücken bei Wommen und Untersuhl konnte der Verkehr im Abschnitt Gerstunger Zipfel erst Anfang der 1990er Jahre aufgenommen werden, zuvor wurde dafür auf hessischer Seite die B 400 als Umgehungsstraße genutzt.
Sehenswürdigkeiten
- Ruine Brandenburg bei Lauchröden
- Schloss Gerstungen mit dem Werratalmuseum und Storchennest
- die Katharinenkirche ist die evangelische Pfarrkirche
- die Rundkirche Untersuhl
- die Katholische Kirche
- das Gerstunger Rathaus mit Parkanlage
- der Gerstunger Marktplatz mit dem Storchenbrunnen
- der Limpertstein, ein uraltes Denkmal, nach der Sage gilt es einem erschlagenen Bediensteten der nahen Ruine Brandenburg
- der sagenumwobene Mühlvaltenstein am nördlichen Ortsrand
- das Kohlbachshäuschen – eine historische Jagdhütte im Gerstunger Forst.
- der Böller – durch das ausgedehnte Waldgebiet im Osten verläuft der Sallmannshäuser Rennsteig, am Südrand befindet sich der einsam gelegene Ortsteil Lutzberg
- der historische Ziehbrunnen im Gerstunger Ortsteil Neustädt
- der Schweddrich, eine ungewöhnliche Fischfangeinrichtung an der Mühle im Gerstunger Ortsteil Sallmannshausen
Naturschutzgebiet Kohlbachtal
Das Naturschutzgebiet Kohlbachtal befindet sich etwa einen Kilometer westlich der Ortslage Gerstungen. Das über vier Kilometer entlang des Kohlbachs sich erstreckende Gebiet ist ein sehr artenreicher und vielfältiger Lebensraum. 1997 wurde das Gebiet wissenschaftlich untersucht. Zu den dominierenden Pflanzengesellschaften gehören der Erlen-Auwald, Röhrichte und Großseggenriede. Mit Unterstützung des Forstamtes Gerstungen-Marksuhl gelang es binnen kurzer Zeit Randbereiche der Fichtenmonokultur des Wirtschaftswaldes wieder zu renaturieren. Entlang des Hauptwanderweges finden sich zahlreiche Rastplätze und Informationstafeln. Das Kohlbachtal mit dem Kohlbach-Born und dem Jagdhaus Kohlbach ist eines der beliebtesten Naherholungsgebiete der Gerstunger. Der BUND, Kreisverband Wartburgkreis und Stadt Eisenach wies das Gebiet als Biotop des Monats August 2001 aus.[12]
Söhne und Töchter des Ortes
- Friedrich Moritz Stapff (1836–1896), Geologe
- Liesel Herbach (1912–1986), Malerin und Zeichnerin, Heimatforscherin
- Peter Schmidt (1939–1999), Geowissenschaftler und Bibliothekar
Weitere Personen, die vor Ort gewirkt haben
- Hermann Otto Stölten (1896–1928), Pfarrer, Heimatforscher und Gründer des Fremden- und Verschönerungsvereins sowie der höheren Schule [13]
Quellen
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Wartberg Verlag, 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 324.
- ↑ Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und mittelalterliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 108-109.
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Heimatgeschichtliche Wegweiser, Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 323.
- ↑ Dieter Schneberger: Am Bahnknoten Bebra keimte fünfmal jeden Tag Hoffnung. Zugverkehr im „Kalten Krieg“. In Gerstungen wird Rangierbahnhof zu Kontrollzwecken umgebaut. Thüringische Landeszeitung, 13. August 2011
- ↑ a b Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
- ↑ Hartmut Ulle: Thüringer Wappenbuch; Arbeitsgemeinschaft Genealogie e.V.(Herausgeber).
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Februar 2010.
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.
- ↑ Gewerbegebiete in der Wartburgregion. In: Wartburgkreis-Online. Abgerufen am 18. Februar 2010.
- ↑ Klaus Fink: Naturschutzgebiet „Kohlbachtal“ bei Gerstungen. Biotop des Monats August 2001. In: MFB Verlagsgesellschaft mbH Eisenach (Hrsg.): StadtZeit. Stadtjournal mit Informationen aus dem Wartburgkreis. Septemberheft, Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach 2001, S. 40-41.
- ↑ Fredy Richter :Hermann Otto Stölten: Sein Leben. Sein Wirken. Seine Zeit; C-Graphik und Druck: G.Richter, 1997; Einzelanfertigung im Eigenverlag; S. 17–74
Weblinks
-
Commons: Gerstungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
-
Wikisource: Gerstungen in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte
- www.gerstungen.de - offizielle Homepage der Gemeinde
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