Burhave

Burhave

Burhave ist ein Ortsteil der Gemeinde Butjadingen, Landkreis Wesermarsch, Niedersachsen, Deutschland. Burhave ist Sitz der Gemeindeverwaltung und als Nordseebad anerkannt. Mit mehr als 2000 Einwohnern ist Burhave der größte Ort der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Burhave liegt direkt an der Nordseeküste. Das Gebiet um den Ort herum ist Marschland. Früher befand sich an der Küste ein Sandstrand, der jedoch im Laufe der Zeit immer mehr verschlickte. Als Grund werden Veränderungen der Strömungsverhältnisse durch die künstliche Vertiefung der Außenweser vermutet.

Geschichte

Ostfriesland zur Zeit des Häuptlingswesens

Der Name leitet sich möglicherweise von dem germanischen Wort buri (Siedlung, Wohnsitz, Gehöft) und von dem friesischen Wort hove oder have (Kirchendorf) ab. Burhave bedeutet also so viel wie „Kirchensiedlung“. Möglicherweise hängt die Namensgebung mit dem ehemaligen Ortsbild Burhaves zusammen, denn vor 400 Jahren bildete eine aus dem 11. Jahrhundert stammende Wehrkirche den Ortskern. Alle Höfe waren rings um die auf einer hohen Wurt stehende Kirche angeordnet.

Bire/Byre, wie Burhave früher hieß, war schon im Mittelalter ein zentraler Ort in Butjadingen. Während sich der Ort in früheren Zeiten mehr im Landesinneren der Halbinsel Butjadingen befand, wurde er im Laufe der Zeit durch die Verschiebung der Küstenlinie zum Küstenort.

1334 wurde in Burhave der erste Markt abgehalten. Die entsprechenden Konzessionen wurden später von den Herrschern in Bremen und Oldenburg erneuert. Der Ort hatte nur geringe Bedeutung, bis der Hafen von Langwarden um 1700 wegen zunehmender Verschlickung geschlossen werden musste. Die Herrscher von Bremen und Oldenburg waren an einem Zugang zum Meer interessiert, welcher jedoch durch Bauernfreistaaten an demselben behindert wurde, was zu Konflikten mit diesen führte. Die Folge war, dass sich in Butjadingen das Häuptlingswesen etablierte. Die Auseinandersetzungen fanden ihren Höhepunkt 1419, als die Burhaver ihre Kirche (die heutige St.-Petri-Kirche) durch Bollwerke und Gräben zur sichersten Verteidigungsanlage im Land ausbauten. Die Verteidigungsanlage musste unter dem Ansturm der Bremer aufgegeben werden, wobei ihr Turm und die aufgebauten Befestigungsanlagen zerstört wurden. Nach dem Zwischenfall von 1419 schaffte man das Häuptlingswesen wieder ab und ersetzte es durch lokal gewählte „Ratgeber“, die das Volk anführten.

1509 unterwarfen verbündete Truppen aus Oldenburg, Braunschweig und Verbündete die Freistaaten Butjadingen und Stadland endgültig, wobei die entscheidenden Schlachten bei der Hartwarder Landwehr bei Rodenkirchen und in der Burmeide bei Langwarden geschlagen wurden. 1667 wurde die Herrschaft der Oldenburger schließlich durch das dänische Königshaus abgelöst, welchem das Erbe an dem Land zukam.

Um 1800 kursierte in der nördlichen Wesermarsch das kalte Fieber, eine Form der Malaria, an dem viele Menschen - auch in Burhave - starben. Die durchschnittliche Lebenserwartung sank auf unter 30 Jahre. Das Fieber konnte durch Verbesserungen bei der Entwässerung erfolgreich bekämpft werden.

Während der Napoleonischen Kriege war Butjadingen von 1810–1813 französisch besetzt. Während dieser Zeit beuteten die Besatzer das Land aus, da die Bevölkerung mit hohen Steuern und Fronarbeiten belastet wurde.

Die ersten Straßen in Butjadingen wurden von der Bevölkerung ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts gefordert. 1853 wurde die erste mit Klinkern befestigte Straße zwischen Fedderwardersiel und Burhave fertiggestellt. 1861 war die Straße zwischen Oldenburg und Burhave durchgehend befahrbar. 1865 wurden in Burhave zum ersten Mal Polizeibeamte stationiert.

Religion

Die evangelische Kirche ist in Burhave durch die St.-Petri-Kirche vertreten, die katholische Kirche durch die Herz-Jesu-Kirche.

Evangelisch-lutherische St.-Petri-Kirche
St. Petri Kirche

Sie entstand zwischen 1878 und 1880 als Ersatz für einen drei Jahre zuvor abgerissenen, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Vorgängerbau am selben Ort. Die Kirche ist dem neugotischen Stil zugehörig. Bei ihrem Bau wurde etliches Material des Vorgängerbaus wiederverwertet, so auch dessen Grabplatten, alte Steine und das vorhandene Holz, ein Taufstein aus dem 12. Jahrhundert und die aus dem Jahre 1451 stammende Marienglocke. Ihr Architekt war Xaver Lütz. Sie bietet Platz für über 600 Gäste.

Katholische Herz-Jesu-Kirche

Mit ihrem Bau wurde 1910 begonnen. Sie ist eine drei-schiffige neogotische Backsteinkirche mit einer Decke in Form eines Sternengewölbes. Sie besitzt einen 53,3 Meter hohen Turm an ihrer Nordostseite. Aufgrund des mit einer Seitenlänge von 10 Metern im Verhältnis zum Langhaus und zum Querschiff überdimensionierten Vierungsquadrats ist die Kreuzform bei ihr nur schwach ausgeprägt.

Wirtschaft und Verkehr

Der stärkste Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Der Ort verfügt über eine Postagentur mit Bankdienstleistungen und zwei Banken, einige kleinere Geschäfte und zwei große Supermärkte.

Burhave ist über die Landstraße 868 an das überregionale Straßennetz angebunden. Die Landstraße führt zur Weserfähre von Nordenham-Blexen nach Bremerhaven.

Kultur, Freizeit und Sport

Nordseebad

Burhave verfügt über einen Meerwasserbadesee mit einer Gesamtfläche von 1,8 Hektar. Die Lagune bietet die Möglichkeit unabhängig von den Gezeiten zu baden und das mit direktem Blick auf die Nordsee. Direkt hinter dem Meerwasserbadesee befindet sich der Wattensteg, eine 200 Meter lange Seebrücke, die ins Wattenmeer hineinragt.

Spielscheune
Spielscheune und Sportanlagen

Burhave bietet seinen großen und kleinen Gästen eine ganzjährig geöffnete Spielscheune in Strandnähe. Der Bau der 3.000 m³ großen Spielscheune wurde von der Europäischen Gemeinschaft gefördert. In der Spielscheune ist die Touristeninformation der Gemeinde untergebracht.

Sport
Denkmal für Hinrich (Hinnerk) Dunkhase in Burhave

Der von Hinrich Dunkhase (1857–1905) in Burhave angeregte Zusammenschluss der Oldenburgischen und Ostfriesischen Klootschießer zum Friesischen Klootschießerverband (FKV) erfolgte am 25. Mai 1902. Dunkhase war bis zu seinem Tod dessen Vorsitzender. Der Verband ist heute Dachorganisation von über 40.000 Klootschießern und Boßlern. An Hinrich Dunkhase erinnert heute noch ein Denkmal in Burhave.

2002 fanden in Burhave die Weltmeisterschaften im Klootschießen statt.

Literatur

  • Raiffeisenbank Burhave eG (Hrsg.): Burhave - Geschichte und Geschichten - Der Ort und sein Umland. Raiffeisenbank Burhave eG, Burhave 1983
  • Touristik Butjadingen e.V. (Hrsg.): Gästemagazin 2007. Nordwest-Zeitung Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Oldenburg 2007

Weblinks

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