Burkhard Driest

Burkhard Driest

Burkhard Driest (* 28. April 1939 in Stettin) ist ein deutscher Autor von Romanen, Drehbüchern, zwei Libretti für Musicals und einem Theaterstück. Er hat auch als Schauspieler, Regisseur und Produzent gearbeitet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Burkhard Driest wurde am 28. April 1939 als Sohn eines Diplom-Volkswirts und einer Klavierpädagogin in Stettin geboren. 1945 holte der Vater die Familie aus der sowjetisch besetzten Zone heimlich über die Grenze nach Peine in Niedersachsen. 1950 wurde die Ehe geschieden. Die Kinder blieben bei der Mutter. Driest litt stark unter der Trennung; er empfand es oft als Makel, keinen Vater zu haben. Im gleichen Jahr zog die Familie nach Göttingen, wo Driest bis 1957 das Felix-Klein-Gymnasium besuchte. Die schulischen Leistungen wurden zwar als gut bezeichnet. Jedoch war Driest ein auffälliger Schüler, der mehrmals die Schule wechseln musste. Wieder zurück beim Vater, besuchte er von 1957 bis 1958 das Ratsgymnasium in Peine. In Braunschweig legte er 1960 als Drittbester seines Jahrgangs das Abitur ab.

Banküberfall

Driest studierte in Kiel, Berlin und Göttingen Rechtswissenschaft. Häufige Schlägereien und zahlreiche Frauenbekanntschaften brachten ihm einen zweifelhaften Ruhm und immer häufigere Konflikt mit der Polizei ein. Am 11. Mai 1965, drei Wochen vor seinem mündlichen Jura-Examen, überfiel er die Sparkasse in Burgdorf bei Hannover. Eine seiner Jugendlieben zeigte ihn an und er wurde festgenommen.

Nach seiner Verurteilung durch das Landgericht Göttingen zu fünf Jahren Zuchthaus am 1. Juli 1966 wurde er in die Strafanstalt Celle eingewiesen, wo er aufgrund seiner juristischen Bildung die Vertretung der Mitgefangenen übernahm und die Anstaltsleitung mit Anträgen und Beschwerden überhäufte. Nach drei Jahren und vier Monaten wurde er 1968 wegen guter Führung vorzeitig entlassen.

Schauspieler

Driest schlug sich in der Folge unter anderem als Hafenarbeiter im Hamburger Hafen und als Kellner und Taxifahrer in London durch, bevor er sich als Autor und Schauspieler einen Namen machte. Bekannt wurde er durch seinen Erstling Die Verrohung des Franz Blum, das die Zeit seines Gefängnisaufenthaltes von 1965 bis 1968 beschreibt.

Für die gleichnamige Verfilmung in der Regie von Reinhard Hauff (Bioskop-Film) schrieb Burkhard Driest das Drehbuch und gab als Gegenspieler für Jürgen Prochnow in der Hauptrolle des Franz Blum den Schläger Kuul.

Daraufhin bekam er von Peter Zadek, der das Bochumer Schauspielhaus leitete, ein Angebot, neben Rosel Zech in Endstation Sehnsucht die Hauptrolle Stanley Kowalsky zu spielen.

Kurz vor der Premiere, am 30. Oktober 1974, erhielt er die Einladung vom WDR, an einer Talk Show mit Romy Schneider und Bubi Scholz teilzunehmen. Bei diesem Life-Auftritt in Dietmar Schönherrs Sendung Je später der Abend machte Romy Schneider dem in schwarzer Lederjacke auftretenden Burkhard Driest die berühmte Liebeserklärung: “Sie gefallen mir. Sie gefallen mir sehr.“ Das Publikum begriff – es war eine Variation aus Romys Sissi-Film, in dem sie über den schönen Kaiser Franz Joseph von Österreich im gleichen Tonfall gesagt hatte: "Ich liebe ihn. Ich liebe ihn sogar sehr." Es war das Märchen von der Prinzessin und dem Räuber und Burkhard Driest war berühmt.

1975 schrieb er für den NDR die Serie Zwischen achtzehn und zwanzig. Thema der Spielfilme war die Problematik von Lehrlingen. Driest sorgte dafür, dass die Rollen zum Teil auch mit Lehrlingen besetzt wurden.

Von 1978 an arbeitete er zusammen mit Lukas Heller an dem Drehbuch Son of Hitler nach einer Idee von Udo Lindenberg sowie an weiteren Drehbüchern für Paramount Pictures, United Artists und Century Fox.

1980 wurde Driest von seiner Schauspielkollegin Monika Lundi in den USA wegen Vergewaltigung angezeigt. Der Vorfall soll sich während eines gemeinsamen Schauspielkurses in Santa Monica in Kalifornien ereignet haben. Der zuständige Richter Rittenband, der auch für Roman Polanski zuständig war, hielt die Vorwürfe für unglaubhaft und verurteilte Driest lediglich zu 500 Dollar Geldstrafe wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Nach der Veröffentlichung eines Sachbuchs über die Poetik des Filmdramas unterrichtete Driest an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin.

2010 begann er an dem ersten Teil seiner Lebenserinnerungen zu schreiben. Nach seiner Zukunft gefragt, sagt er, er arbeite schon seit langem an einer ganz anderen Laufbahn, worüber er aber noch keine Auskunft gibt.

Er ist der Vater der Schriftstellerin Johanna Driest, deren vierter Roman Heart beats sex im Frühjahr 2011 bei Heyne erschien.

Filmografie

als Schauspieler

als Drehbuchautor

  • 1974: Die Verrohung des Franz Blum – Drehbuch nach seinem eigenen gleichnamigen Roman
  • 1974: Zündschnüre
  • 1975: Von achtzehn bis zwanzig TV-Serie für den NDR
  • 1976: Paule Pauländer – Regie: Reinhard Hauff
  • 1978: Hitlers Sohn
  • 1980: Endstation Freiheit
  • 1982: Querelle
  • 1984: Annas Mutter
  • 1997: Sanfte Morde
  • 1999: Schande

Weitere Werke

als Romanautor

  • Die Verrohung des Franz Blum, 1972
  • Mann ohne Schatten, Rowohlt 1981
  • Sanfte Morde, 1997
  • Der rote Regen, 2003
  • Liebestod, 2005
  • Brennende Schuld, 2006
  • Sommernachtsmord, 2008
  • Küchenkunst, 2010

als Bühnenautor

  • Sofortige Erleuchtung inkl. MwSt. (Instant Enlightenment incl. VAT) Andrew Carr, übersetzt von Burkhard Driest 1985 Rowohlt
  • Andy, Musical (Text), 1985
  • Judit, Theaterstück, 1997
  • Falco meets Amadeus, Musical (Text), Musik von Johnny Bertl und Manfred Schweng, Uraufführung in der Inszenierung von Elmar Ottenthal am 23. September 2000 im Theater des Westens

als Bühnendarsteller

  • 1974 Endstation Sehnsucht, Schauspielhaus Bochum
  • Der verbotene Garten - Fragmente über D'Annunzio von Tankred Dorst, Regie Wilfried Minks, Schauspielhaus Hamburg

als Sachbuchautor

  • Poetik des Filmdramas für Drehbuchautoren, 2001

als Regisseur

  • Annas Mutter, 1984

als Produzent

  • Hitlers Son, Regie Rodney Amateau, USA, 1978
  • Kalt in Columbien, Regie Dieter Schidor. 1981
  • Querelle, Regie Rainer Werner Fassbinder, 1982

Auszeichnungen

  • Prix Italia für das Drehbuch Schande

Weblinks


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