- Jürgen Prochnow
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Jürgen Prochnow (* 10. Juni 1941 in Berlin) ist ein deutscher Theater-, Film- und Fernsehschauspieler. Er hat es als einer von wenigen deutschen Schauspielern zu einer konstanten Karriere in Hollywood gebracht. Seit 2003 ist er auch US-Staatsbürger.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Theater
Jürgen Prochnow kam als Sohn eines Fernmelde-Ingenieurs zur Welt und wuchs nach dem Umzug der Familie 1952 in Düsseldorf auf. Er besuchte das Jacobi-Gymnasium und wirkte bereits während der Schulzeit in Laienspielgruppen mit. Auf Wunsch der Eltern begann Prochnow zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Nebenbei betätigte er sich als Statist und Beleuchter am Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach Abschluss seiner Lehre absolvierte er von 1963 bis 1966 ein Schauspielstudium an der Folkwanghochschule und erhielt sein erstes Engagement an den Städtischen Bühnen Osnabrück. Weitere Engagements führten ihn ans Theater Aachen, wo er von 1968 bis 1970 wirkte, und 1971 an das Theater der Stadt Heidelberg. Von 1971 bis 1976 war er Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum unter Intendant Peter Zadek. In den folgenden Jahren arbeitete er als freischaffender Künstler und nahm Gastengagements an verschiedenen Bühnen, unter anderem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Düsseldorfer Schauspielhaus, wahr. Im Jahr 1979 nahm er zudem an einem Schauspiel-Seminar von Lee Strasberg teil.
Erst im Oktober 2004 kehrte Prochnow auf die Theaterbühne zurück. Im Rahmen eines Gastspiels an der Komödie am Kurfürstendamm wirkte er in dem Stück Brisante Erinnerung von Ben Elton mit.
Film und Fernsehen
Erste Schritte
Seit den 1970er Jahren trat Prochnow vermehrt im Fernsehen auf. Sein Fernsehdebüt gab er 1970 in Der Unternehmer. Sein Filmdebüt gab Prochnow 1971 in Zoff von Eberhard Pieper. Unter der Regie von Wolfgang Petersen trat er 1973 in der Tatort-Episode Jagdrevier auf und spielte im gleichen Jahr in dessen erstem Kinofilm Einer von uns beiden. Anschließend verkörperte er 1974 unter der Regie von Reinhard Hauff die Titelrolle in dem Film Die Verrohung des Franz Blum, 1975 war er dann in Volker Schlöndorffs Film Die verlorene Ehre der Katharina Blum zu sehen. Zu einer weiteren Zusammenarbeit mit Petersen kam es 1977 bei dem Skandalfilm Die Konsequenz, in dem Prochnow einen Homosexuellen verkörperte.
Hollywood
Prochnow schaffte 1981 seinen internationalen Durchbruch mit der Hauptrolle des U-Boot-Kapitäns in Petersens Das Boot, eine fiktive Person, die auf Heinrich Lehmann-Willenbrock basierte, Kommandant von U-96 im Zweiten Weltkrieg. Daraufhin folgten weitere Rollen in Hollywood-Produktionen. So übernahm er unter anderem 1984 in David Lynchs Der Wüstenplanet die Rolle des Herzogs Leto Atreides, mimte 1987 in Beverly Hills Cop II den Bösewicht Maxwell Dent, spielte 1990 Charlie Dowd in Hurricane Smith, agierte 1993 neben Madonna in dem Erotik-Thriller Body of Evidence, war 1996 als Major Müller in Der englische Patient zu sehen und übernahm 1997, ein Mal mehr unter Petersens Regie, die Rolle des russischen Rebellengenerals Ivan Radek in Air Force One.
Sonstiges
Für die Filmsequenzen des SF-Computerspiels Wing Commander Privateer 2 – The Darkening schlüpfte Prochnow 1996 in die Rolle des Auftraggebers. Des Weiteren betätigte er sich als Synchronsprecher für Sylvester Stallone in Rocky, Rocky II und F.I.S.T.
Prochnow ist Mitwirkender des Rilke-Projekts.
In der achten Staffel der Fernsehserie 24 verkörpert er Bazhaev, den Anführer einer osteuropäischen Verbrecherbande und Gegenspieler von Jack Bauer.
Privates
Prochnow war Anfang der 1980er Jahre mit der österreichischen Schauspielerin Antonia Reininghaus liiert. Aus dieser Beziehung stammte Tochter Johanna, die von Reininghaus 1987 getötet wurde.[1][2][3] Von 1982 bis 1997 war Prochnow in erster Ehe mit Isabel Goslar verheiratet, aus der zwei Kinder stammen; eine Tochter, Mona, und ein Sohn, Roman. Seit 2004 ist er mit der Schauspielerin und Regisseurin Birgit Stein verheiratet. Jürgen Prochnow lebt in Los Angeles und München.
Der Schauspieler Dieter Prochnow ist sein Bruder.
Filmografie (Auszug)
- 1972: Zoff
- 1973: Tatort – Jagdrevier
- 1974: Einer von uns beiden
- 1974: Die Verrohung des Franz Blum
- 1975: Die verlorene Ehre der Katharina Blum
- 1976: Shirins Hochzeit
- 1977: Die Konsequenz
- 1977: Tatort – Das Mädchen von gegenüber
- 1977: Operation Ganymed
- 1981: Das Boot
- 1983: Die unheimliche Macht (The Keep)
- 1983: Operation Comeback (Love Is Forever)
- 1984: Der Wüstenplanet (Dune)
- 1985: Der Bulle und das Mädchen
- 1986: Killing Cars
- 1987: Beverly Hills Cop II
- 1987: Des Teufels Paradies
- 1988: Das siebte Zeichen (The Seventh Sign)
- 1989: Weiße Zeit der Dürre (A Dry White Season)
- 1990: Powerplay (The Fourth War)
- 1990: Der Skipper
- 1990: The Man Inside – Tödliche Nachrichten
- 1991: Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz (Robin Hood)
- 1992: Twin Peaks – Der Film (Twin Peaks: Fire Walk with Me)
- 1992: F-117 A Stealth-War (Interceptor)
- 1993: Body of Evidence
- 1993: Der Fall Lucona
- 1993: Die letzte Grenze
- 1994: Ken Folletts Roter Adler (Red Eagle)
- 1994: Die Mächte des Wahnsinns (In the Mouth of Madness)
- 1995: Judge Dredd
- 1995: Fesseln
- 1996: Der englische Patient (The English Patient)
- 1997: Der Schrei der Liebe
- 1997: Air Force One
- 1998: Die Ersatzkiller (The Replacement Killers)
- 1998: Guilty – Schuldig
- 1999: Wing Commander
- 1999: Der blonde Affe
- 2000: The Last Stop
- 2000: Das blonde Biest – Wenn Mutterliebe blind macht
- 2001: Last Run – In den Fängen des Verrats
- 2001: The Elite
- 2001: Ripper – Briefe aus der Hölle (Ripper)
- 2001: Dark Asylum
- 2002: Heaven's Fire
- 2003: Baltic Storm
- 2003: Heart of America
- 2003: House of the Dead
- 2004: Julie – Agentin des Königs (Julie, Chevalier de Maupin)
- 2005: Arnold – Sein Weg nach oben (See Arnold Run)
- 2006: Chain Reaction
- 2006: The Da Vinci Code – Sakrileg (The Da Vinci Code)
- 2006: Schröders wunderbare Welt
- 2006: Bierfest (Beerfest)
- 2006: Die Prophezeiungen von Celestine (The Celestine Prophecy)
- 2007: Ohne einander
- 2007: Die Fährte des Grauens (Primeval)
- 2007: Ein Fall für zwei – Schmutzige Hände
- 2007: Nanking
- 2008: La conjura de El Escorial
- 2008: Merlin und der Krieg der Drachen
- 2009: 24
- 2009: Tatort – Schlafende Hunde
- 2010: Die Jagd nach der Heiligen Lanze
- 2010: Sinners & Saints
- 2010: Navy CIS: Los Angeles
- 2010: Nachtschicht – Das tote Mädchen
- 2010: Amigo – Bei Ankunft Tod
Auszeichnungen
- 1978: Deutscher Darstellerpreis
- 1979: Wahl zum Schauspieler des Jahres durch die Zeitschrift Theater heute
- 1985: Bayerischer Filmpreis als Bester Darsteller für Der Bulle und das Mädchen
- 1985: Goldene Kamera als Bester Schauspieler für Das Boot
- 1988: Bambi
- 1996: DIVA-Award
Literatur
- Helmut Sorge: Ab nach Amerika! – Ausgewanderte erzählen. Collection Rolf Heyne 2009, ISBN 978-3-89910-438-7.
Weblinks
Commons: Jürgen Prochnow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Jürgen Prochnow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jürgen Prochnow in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Agenturseite von Jürgen Prochnow
- Jürgen Prochnow bei filmportal.de
- Das Pokerface wird 65 stern.de, 10. Juni 2006
Einzelnachweise
Kategorien:- Schauspieler
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