- Abd al-Aziz ibn Baz
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Abd al-Aziz ibn Abdallah ibn Baz (عبد العزيز بن عبد الله بن باز, DMG ʿAbd al-ʿAzīz b. ʿAbd Allāh b. Bāz; auch: Abdul-Aziz bin Baz; * 21. November 1910 in Riad, Saudi-Arabien; † 13. Mai 1999) war ein Gelehrten des wahhabitischen Islam in Saudi-Arabien. Einige Jahre wirkte er auch als Großmufti des Landes.
Leben
Ibn Baz entstammte einer Familie islamischer Gelehrter. Mit 16 Jahren erblindete er. Später wurde er selbst islamischer Gelehrter. Von 1936 bis 1950 war er Richter in Kharj und wurde 1950 stellvertretender Direktor der Islamischen Universität von Medina. Er erlangte den Status eines Hafiz.
Er wurde bald als Vertreter der Salafiyya bekannt, zu deren Führung er seit 1967 zu rechnen war. Er stand neben Muhammad Ibn Uthaymin an der Spitze der Bewegung, die Anfang der 1990er Jahre Reformen in der saudi-arabischen Politik einforderte. So war er 1992 Mitunterzeichner einer Petition, die die Einberufung eines Konsultativrats im bislang nahezu absolutistisch regierten Land erzielte. Zugleich war es Ziel der Salafiyya, das Rechtssystem so zu reformieren, dass die Gesetze mit der Scharia in Einklang stehen.
Im Jahre 1994 wurde Ibn Baz vom saudischen König Fahd als Minister für religiöse Studien in das Kabinett geholt. Damit kam der König den islamischen Fundamentalisten entgegen, die das Königshaus wegen dessen Reichtum und seiner pro-amerikanischer Haltung traditionell kritisierten. Ibn Baz wurde zudem zum Vorsitzenden des Ständigen Komitees für Rechtsfragen bestimmt. Er betonte allerdings seine Loyalität zum König und erklärte, Aufgabe des Rates sei es lediglich, den König zu beraten, nicht eigenständig Politik zu betreiben. 1994 wurde er Großmufti des Königreiches. In zahlreichen Fatwas gab er religiöse Stellungnahmen zu verschiedenen Fragen ab. Ibn Baz und der Rat gerieten unter heftige Kritik bei der einheimischen Bevölkerung und in Teilen des muslimischen Auslandes, da sie die Stationierung von US-Truppen in Saudi-Arabien im Rahmen des zweiten Golfkrieges im Namen des Komitees für rechtens erachtet und damit die Entscheidung der saudischen Regierung nachträglich "abgesegnet" hatten.[1]
Ibn Baz gilt als Innovator der Islamisierung der saudischen Gesellschaft – er erwirkte zusammen mit Muhammad Ibn Uthaymin zahlreiche neue, auf der Scharia basierende Gesetze. Das Amt des Großmuftis übernahm nach seinem Tod Abd al-Aziz bin Abdullah Al asch-Schaich.
Einzelnachweise
- ↑ Gilles Kepel, The War for Muslim Minds, 2004, S. 186
Weblinks
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