8hours

8hours

8hours ist eine europaweite Tierschutzkampagne mit dem Ziel, die Transportzeiten von Nutztieren (Rinder, Schafe, Pferde, Schweine und Geflügel) innerhalb der Europäischen Union rechtlich auf maximal acht Stunden zu begrenzen. Dafür sollen bis Ende 2011 in der EU 1 Million Unterschriften gesammelt werden. Die 8hours-Initiatoren betonen, dass insbesondere die momentan zeitlich unbefristete Dauer[1] der Tiertransporte zu den vielfach dokumentierten massiven tierschutzrechtlichen Problemen[2][3] führt.

Inhaltsverzeichnis

Struktur der Kampagne

8hours wurde 2008 initiiert von Dan Jørgensen, dänischer EU-Parlamentarier und einer der stellvertretenden Vorsitzenden der "EU Intergroup on the Welfare and Conservation of Animals"[4]. Anfang 2011 trat die international tätige deutsche Tierschutzorganisation Animals’ Angels als Förderin der Tierschutzkampagne bei und ist seither offizielle Ansprechpartnerin für 8hours. Bei der Bewerbung von 8hours greift Animals’ Angels auf EU-Ebene auf internationale Kontakte zurück.

Die Kampagne wird überwiegend online über die sozialen Netzwerken innerhalb der Tierschutzwelt geführt. Die Kampagnen-Website ist in 13 offiziellen EU-Sprachen geschaltet. Die eingebettete Online-Petition kann von jedem volljährigen EU-Bürger unterschrieben werden. Lokale Tierschutzorganisationen und Einzelunterstützer/innen sammeln zusätzlich europaweit an Infoständen und auf der Straße Unterschriften. Im Sommer 2011 wurde die weltweit bekannte Affenforscherin Jane Goodall das Aushängeschild auf der Kampagnen-Website.

Tierschutzorganisationen als Unterstützer

Animals’ Angels hat es durch konstante Öffentlichkeitsarbeit und bestehende Kontakte geschafft, dass 8hours seit Frühjahr 2011 innerhalb von wenigen Monaten von über 80 Tierschutzorganisationen in Europa aktiv unterstützt wird. In Deutschland zählen beispielsweise folgende Organisationen zu den Unterstützern: Deutscher Tierschutzbund, Bund gegen Missbrauch der Tiere, Vier Pfoten Germany, PETA Deutschland, World Society for the Protection of Animals Germany uva.[5]

Angesichts der starken Zersplitterung der nationalen wie europäischen Tierschutzszene, in der Tierschutzkampagnen zu den gleichen Themen zeitlich zumeist völlig unkoordiniert verlaufen, ist die breite Unterstützung für 8hours ein Novum. Ein Problem der Kampagne ist allerdings, dass sie aus Kostengründen fast nur auf das Internet als Verbreitungsmedium setzt. Einer der größten Unterstützer der Kampagne in Deutschland, der Deutsche Tierschutzbund, hat unter seinen 800.000 Mitgliedern eine Vielzahl älterer Menschen, die keinen Zugang zum Internet haben.

Politiker als Unterstützer

Bereits in der Frühphase von "8hours" haben sich EU-Parlamentarier zu "8hours" bekannt. Seit Mitte September 2011 zeigen Mitglieder des Europäischen Parlaments offiziell ihre Unterstützung für "8hours" auf der Kampagnen-Website, zum Teil mit persönlichen Worten in Text, Bild oder Video. Von 736 EU-Parlamentariern im Europäischen Parlament (7. Wahlperiode 2009-2014) finden sich bis dato 70 EU-Parlamentarier von 8 Parteien aus 18 von 27 Ländern auf der Unterstützer-Liste. Bis Anfang November 2011 unterstützten nur 10 von 99 deutschen EU-Parlamentariern [6] 8hours offiziell (Stand 07.11.2011)[7].

Hintergrund: Der politische Kampf um 8-Stunden

In Nordeuropa haben sich in der Vergangenheit immer wieder EU-Länder für eine Begrenzung der Tiertransportzeiten auf 8 Stunden ausgesprochen. Auch in Deutschland fordern Politiker/innen verschiedener Parteien seit Beginn der Massentransporte von Nutztieren Anfang der 1990er Jahre eine eu-weite 8 Stunden Begrenzung. Verschiedene Landesregierungen haben seit 2000 immer wieder im Deutschen Bundesrat auf die Notwendigkeit der Zeitbegrenzung hingewiesen[8] [9] . 2010 unterrichtete die Bundesregierung den Bundesrat darüber, dass das BMELV dafür eintrete "Transporte lebender Tiere über lange Strecken zu vermeiden" ohne jedoch eine zeitliche Regelung vorzuschlagen[10]. Im April 2011 stellten Bündnis90/Die Grünen einen Antrag im Bundestag mit der Aufforderung, die Bundesregierung möge sich u.a. innerhalb der EU ausnahmslos für die Begrenzung der Tiertransporte auf 8 Stunden einsetzen. Der Antrag wurde im Oktober 2011 abgelehnt [11]. Im Juni 2011 traten Bündnis90/Die Grünen in einem Bundesfraktionsbeschluss u.a. für die 8-Stunden Regelung in der EU ein[12]. Im September 2011 stellte die Fraktion Die Linke im Bundestag einen Antrag auf Begrenzung der EU-Transportzeiten auf 4 Stunden[13].

Alle bisherigen Vorstöße innerhalb der EU sind am großen Widerstand einzelner EU-Länder, vornehmlich in Süd-, Nordost- und Südosteuropa, gescheitert. Die Bereitschaft der EU-Parlamentarier die 8hours-Kampagne ihres Parlamentarierkollegen zu unterstützen, lässt sich auf Kampagnen-Website MEPs for 8hours verfolgen.

Medienecho

Das Medienecho auf die Kampagne ist von EU-Land zu EU-Land unterschiedlich. Sehr große Wirkung in den Medien und bei Politikern zeigt die Kampagne in Italien, was u.a. am dortigen Bekanntheitsgrad der Organisation Animals' Angels liegen dürfte. In Deutschland wird die 8hours Kampagne von den Print- und Rundfunkmedien weitgehend vernachlässigt. Seit dem Neustart der Kampagne Anfang 2011 sind Artikel mit Berichten oder Hinweise auf 8hours nur in der taz, der Welt, der Rhein-Zeitung, der Saarländischen Online-Zeitung und der Bild erschienen.

Ausblick

Bis zum 5. Januar 2012 will die Kampagne 1 Million Unterschriften gesammelt haben, um damit im EU-Parlament die Bereitschaft zu wecken, die Langstreckentransporte von Schlacht- und Zuchtvieh endgültig auf maximal 8 Stunden zu begrenzen. Für Ende 2011 ist auf EU-Ebene vorgesehen, dass der von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Bericht zur Auswirkung der EU-Verordnung Nr. 1/205 auf den Schutz von Tieren während des Transports [14] im EU-Parlament präsentiert wird und sich somit die Chance bietet, u.a. über eine Begrenzung der Transportzeiten einen Beschluss zu fassen. Das weitere Vorgehen liegt dann vorerst in den Händen des EU-Parlaments beziehungsweise seiner Gremien. Die Aussichten auf Erfolg der Kampagne sind weiterhin als schwierig zu bezeichnen.

Literatur

Focke, Herrmann: Tierschutz in Deutschland: Etikettenschwindel?! - Der gequälten Kreatur gewidmet. 2007, ISBN 978-3-939430-93-3

Einzelnachweise

  1. ↑ (PDF) EU: VERORDNUNG (EG) Nr. 1/2005 DES RATES Anhang 1 Kap.V
  2. ↑ (PDF) Beispiel: Bericht an die Europäische Kommission von 2010 bezüglich der Erschöpfung und Verwahrlosung von sogenannten Schlachttieren, insbesonder von Pferden bei Langzeittransporten
  3. ↑ Inspection reports from the EU-Member States [Article 27(2) of Regulation (EC) No 1/2005 (nur englisch]
  4. ↑ Homepage: EU Intergroup on the Welfare and Conservation of Animals
  5. ↑ Offizielle 8hours Unterstützerliste
  6. ↑ Homepage: EU-Parlament-Mitgliederliste Deutschland
  7. ↑ 8hours MEP for 8hours
  8. ↑ (PDF) Bundesratsprotokoll 07.11.2003, S.443: CDU-Minister Stächele (Baden-Württemberg): "Der Transport von Schlachttieren ist EU-weit auf maximal acht Stunden zu begrenzen."
  9. ↑ (PDF) Bundesratsprotokoll 06.11.2009, S.415: Staatsminister Hering (Rheinland-Pfalz): ""Zukünftig sollen Tiertransporte maximal acht Stunden dauern dürfen."
  10. ↑ (PDF) Bundesrat 14.04.2010, Unterrichtung durch die Bundesregierung (CDU/FDP): "Das BMELV tritt grundsätzlich dafür ein, Transporte lebender Tiere über lange Strecken zu vermeiden und nach Möglichkeit durch Fleischtransporte zu ersetzen."
  11. ↑ Bundestag: Beschlüsse vom 20. Oktober 2011 inkl. Verlinkung auf Anträge und Ablehnungsgründe
  12. ↑ (PDF) Bündnis90/Die Grünen: Nutztierhaltung tiergereicht gestalten (7. Juni 2011)
  13. ↑ (PDF) Fraktion Die Linke: Tiertransporte verringern – Tierschutz verbessern (5. September 2011)
  14. ↑ (PDF) Study on the impact of Regulation No1/205 on the protection of animals during transport (April 2011)

Weblinks


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