- Deutscher Tierschutzbund
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Deutscher Tierschutzbund e.V.
(DTSchB)Zweck: Tierschutz, Tierschutzrecht, Naturschutz, Umweltschutz, Lobbyarbeit[1] Vorsitz: Thomas Schröder Gründungsdatum: 1881 Mitgliederzahl: 800.000[1] Sitz: Bonn Website: http://www.tierschutzbund.de/ Der Deutsche Tierschutzbund e.V. (DTSchB) wurde im Jahre 1881 als Dachorganisation der Tierschutzvereine und Tierheime in Deutschland gegründet. Ziel war bzw. ist es, dem Missbrauch der Tiere wirksamer entgegen treten zu können.
Heute ist der Verband mit Sitz in Bonn Europas größte Tier- und Naturschutzdachorganisation. Mit mehr als 730 angeschlossenen örtlichen Tierschutzvereinen in 16 Landesverbänden und über 520 vereinseigenen Tierheimen vertritt er mehr als 800.000 Tierschützer, sein derzeitiger Präsident ist Thomas Schröder; als Ehrenpräsident wurde 2011 Wolfgang Apel, der 18 Jahre das Amt des Präsidenten innehatte, gewählt.[2]
Sein Selbstverständnis fasst der Deutsche Tierschutzbund so zusammen.[3]
„Jedes Mitgeschöpf hat Anspruch auf Unversehrtheit und ein artgerechtes Leben. Wir wollen, dass dieser Anspruch für alle Tiere verwirklicht wird – in der Wirtschaft, der Forschung, im Privathaushalt und wo immer der Mensch mit Tieren Umgang hat. Wir wollen, dass Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen geschützt werden. Tier-, Natur- und Artenschutz sind für uns untrennbar miteinander verbunden. Der praktische Einsatz zum Wohl aller Tiere und die Förderung des Tier- und Naturschutzgedankens sind zentrale Aufgaben des Deutschen Tierschutzbundes.“
Er ist als Interessenverband in der Lobbyliste des Deutschen Bundestages registriert (Nr. 1076).[1]
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben und Ziele
In den Tierheimen und Tier-Notaufnahmestationen, die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen sind, werden jährlich ca. 300.000 Tiere betreut und an Tierfreunde vermittelt. Der praktische Einsatz vor Ort, aber auch fachliche und finanzielle Unterstützung zum Wohle aller Tiere und die Förderung des Tier- und Naturschutzgedankens zählen zu den Hauptaufgaben der Organisation.
Ein Schwerpunkt der Arbeit des Deutschen Tierschutzbundes ist die kontinuierliche Lobbyarbeit. Die wissenschaftlichen Grundlagen werden in der Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München erarbeitet. Täglich setzen sich dort Fachleute auch mit rechtlichen Problemen des Tierschutzes auseinander. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich zudem für eine Änderung der Jagdgesetzgebung auf Bundes- und Länderebene ein, um der tierschutzwidrigen Tötung von Wildtieren zu begegnen. Er tritt für eine Novellierung der Gesetzgebung im Natur- und Artenschutz ein, um u. a. den internationalen Handel mit wildlebenden Tierarten weitestgehend zu beschränken.
Einen weiteren Schwerpunkt setzt der Tierschutzbund auf den Protest gegen die industrielle Massentierhaltung und die Unterstützung von Alternativen. Verbraucher, Industrie und Handel werden direkt angesprochen, für die Thematik sensibilisiert und aufgefordert, auf alternative Haltungsformen umzustellen. So soll das Bewusstsein für artgerechte Nutztierhaltung geschärft und auf politischer Ebene ein Umdenken bewirkt werden, um bessere Lebensbedingungen für die Tiere in der Landwirtschaft zu schaffen.
In diesem Zusammenhang beschäftigt sich der Deutsche Tierschutzbund auch mit den Auswirkungen der Nutztierhaltung auf das Klima. Durch hohen Energie- und Wasserverbrauch, Überdüngung, Überweidung und Brandrodung trägt insbesondere die intensive Landwirtschaft zu einer Klimaveränderung bei.
Rückblickend hat der Deutsche Tierschutzbund folgende Erfolge in Deutschland erreicht:
- Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches: Tiere gelten heute nicht mehr als „Gegenstände“
- Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz
- Deutschlandweite Reduzierung der Fahrtintervalle bei Tiertransporten auf maximal acht Stunden
- Stufenweises Tierversuchsverbot für Kosmetika in der Europäischen Union
- Abschaffung der EU-Exportsubventionen für die Ausfuhr lebender Rinder zur Schlachtung in Drittländern
Strukturen, Einrichtungen und Projekte
Bundesgeschäftsstelle
Die Bundesgeschäftsstelle in Bonn ist die Verbandszentrale. Hier sind die Geschäftsführung sowie die Mitgliederbetreuung angesiedelt. Auch die Pressestelle koordiniert die Kampagnen, Aktionen und die Herausgabe von Publikationen des DTSchB von Bonn aus, ebenso die Redaktion der Website und der Mitgliederzeitschrift du und das tier.
Auch das Deutsche Haustierregister mit Such- und Meldedienst für Haustiere hat seinen Sitz in der Bundesgeschäftsstelle.
Akademie für Tierschutz
Für die fachlichen Grundlagen der Tierschutzarbeit ist die Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München zuständig. Die wissenschaftliche Leitung und die Fachreferenten setzen sich dort mit den aktuellen Tierschutzanliegen auseinander, erarbeiten Lösungsansätze und bringen diese bei der Informations- und Gremienarbeit des Deutschen Tierschutzbundes ein. Die Referate decken dabei vielfältige Themengebiete ab − von der richtigen Haltung von Heimtieren im Privathaushalt über den besseren Schutz für Tiere in der Landwirtschaft oder in der freien Natur bis hin zur Abschaffung von Tierversuchen.
Mit einem eigenen Forschungslabor leistet die Akademie zudem einen Beitrag zur Weiterentwicklung tierversuchsfreier Methoden.
Die Rechtsabteilung des Deutschen Tierschutzbundes ist ebenfalls in der Akademie für Tierschutz angesiedelt. Sie setzt sich für eine Verbesserung der juristischen Grundlagen des Tierschutzes ein, unterstützt die Mitgliedsvereine bei vertrags- und vereinsrechtlichen Fragen und berät zudem bei Streitigkeiten mit Tierhaltern und Behörden.
Vor Ort bietet die Akademie Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen an.
Hauptstadtbüro Berlin
Seit 2008 betreibt der Deutsche Tierschutzbund mit einem eigenen Büro Lobbyismus in Berlin. Die unmittelbare Nähe unter anderem zum Parlament, zu den Ministerien und verschiedenen Interessenvertretern soll dazu dienen, Kontakte zu den Verantwortlichen auszubauen und Einfluss auf die Tierschutzpolitik zu nehmen.
Zentren Weidefeld und Sylt
In Weidefeld bei Kappeln in Schleswig-Holstein entwickeln im dortigen Tier-, Natur- und Jugendzentrum die Mitarbeiter praxisnahe Lösungskonzepte für aktuelle Tierschutzfragen, die andere Tierschutzeinrichtungen anschließend einsetzen können. Beschlagnahmten Zirkustieren und Haustieren dient das Zentrum als erste Auffangstation. Auch in Not geratenen Wildtieren, wie verletzten Greifvögeln oder verölten Seevögeln, wird dort professionell geholfen. In strukturierten Freivolieren beherbergt das Zentrum Papageien. Die Tiere stammen aus Privathaltungen, in denen sie nicht artgerecht, oft einzeln oder in zu kleinen Käfigen, gehalten worden waren. In Weidefeld werden sie in Gruppen vergesellschaftet und können den Kontakt zu Artgenossen pflegen. Zur Einrichtung gehört auch das Lissi-Lüdemann-Haus für notleidende und hilfsbedürftige Hunde, in dem verhaltensauffällige Hunde resozialisiert werden. Ziel ist es, die wieder wesensgefestigten Hunde an verantwortungsvolle, erfahrene Tierhalter zu vermitteln und Tierheimen eine Hilfestellung für den Umgang mit verhaltensauffälligen Hunden zu geben.
Dem Tierschutzzentrum Weidefeld angeschlossen ist das Tier-, Natur- und Artenschutzzentrum auf Sylt. Durch den Schutz der zehn Hektar großen unbebauten Grünlandfläche erhält und entwickelt der Deutsche Tierschutzbund Lebensräume und Rückzugsmöglichkeiten für Tier- und Pflanzenarten auf der Insel. Es verfügt über eine Erstaufnahmestation für verletzte oder verölte Seevögel und ein Informationszentrum, um den Tier- und Artenschutz auf dieser Ferieninsel direkt zu vermitteln. Gleichzeitig werden diese Flächen mit Coburger Fuchsschafen beweidet, einer vom Aussterben bedrohten Rasse. Die genügsamen Tiere passen sich leicht an das raue Küstenklima an und eignen sich für die Landschaftspflege.
Anholter Bärenwald
Auf einem 25.000 m² großen Waldgelände in Anholt am Niederrhein nahe der holländischen Grenze betreibt der Tierschutzbund gemeinsam mit der International Bear Federation eine Auffangstation für Großbären. Seit 1999 ist diese das Zuhause von drei Braunbären und sechs Kragenbären.
Tierschutzprojekt Odessa
In Odessa (Ukraine) unterhält der Deutsche Tierschutzbund ein Tierschutz- und Kastrationszentrum. Das Zentrum soll Modellcharakter für andere Regionen Süd- und Osteuropas sein. So wurde die Anlage nicht nur modern und zweckmäßig gestaltet, um die Tiere artgerecht versorgen und unterbringen zu können. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Kastrationsprogramm, das unabdingbar ist, um die große Population der Straßentiere in den Griff zu bekommen.
Kampagnen und sonstige Aktivitäten
Mit verschiedenen Kampagnen und Aktionen informiert der Deutsche Tierschutzbund die Öffentlichkeit über aktuelle Anliegen des Tierschutzes im Bereich der landwirtschaftlichen Tierhaltung, Heimtiere, Wildtiere, Tierversuche und Tierschutz im Ausland. Nachfolgend einige aktuelle Beispiele:
- Ferkelprotest
Um das Entstehen des typischen Ebergeruchs zu verhindern, werden hierzulande jedes Jahr 22 Millionen männliche Ferkel kastriert. Das Tierschutzgesetz erlaubt dieses ohne Betäubung. Der Deutsche Tierschutzbund fordert die Bundesregierung und die für Tierschutz zuständige Ministerin zur Änderung des Tierschutzgesetz auf.
- Macht Regale frei von Hühnerquälerei – Keine Käfigeier in Produkten
Im Rahmen dieser Kampagne fordert der Deutsche Tierschutzbund die Kennzeichnung der Herkunft von Hühnereiern auf Verpackungen von z. B. Nudeln oder Eierlikör und den Verzicht auf Käfigeier in diesen Produkten.
- Affenversuche sind armselig
Tierschutzorganisationen aus aller Welt haben gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund zu Beginn des 5. Weltkongresses am 22. August 2005 in Berlin Alternativen zu Tierversuchen und den Einsatz von Tieren in der Wissenschaft sowie das Ende von Versuchen an Primaten in der biomedizinischen Forschung und Substanzprüfung gefordert.
- weitere Kampagnen
- „Pelz tötet!“
- „Protest gegen die Robbenjagd“
- Ausnahmsloses Verbot des betäubungslosen Schlachtens (Schächten)
- „Nein zur Schweinemastanlage in Hassleben!“
- „Wir brauchen Hilfe – Helfen Sie den Waisen von Odessa!“
- „Mein Weg in den Tod ist die Hölle. Stoppt qualvolle Tiertransporte.“
- Walfang
- „Novellierung des Bundesjagdgesetzes – Jetzt!“
Jugendarbeit
Der Deutsche Tierschutzbund bietet mit der Tierschutzjugend ein Angebot für Kinder und Jugendliche, die sich für Tiere und den Tierschutz interessieren. Zum Jugendangebot gehören Informationen wie kindgerechte Broschüren und Plakate sowie multimediale Angebote, auch im Internet. Das Jugendportal bietet Jugendlichen aktuelle Informationen zum Tierschutz – für Tiere zu Hause ebenso wie für Tiere in der freien Wildbahn oder in der Landwirtschaft. Zum Angebot gehören außerdem Termine und Berichte von Jugendtierschutzgruppen und Mitmachaktionen wie Unterschriftsammlungen und Wettbewerbe und die Kontaktmöglichkeiten zu den Jugendtierschutzgruppen. Das Kinderportal des Deutschen Tierschutzbundes spricht mit seinem Maskottchen „Fides", dem fliegenden Reporter-Vogel, Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter an. Kurze Texte sollen hierbei auch für jüngere Kinder verständlich sein, die mit ihren Eltern die Website besuchen. Beide Portale sind offen für Meinungsbeiträge, Berichte, Fotos oder Filme der Kinder und Jugendlichen zu Tierschutzthemen.
Deutscher Tierschutzpreis
In Zusammenarbeit mit der Programmzeitschrift Funk Uhr und den Marken Whiskas und Pedigree verleiht der Deutsche Tierschutzbund jährlich den Deutschen Tierschutzpreis. Mit diesem Preis sollen aktive Tierfreunde und Tierschützer ausgezeichnet werden, die sich für das Wohl der Tiere engagieren.
Kooperationen
National
- AgrarBündnis
- Allianz für Tiere in der Landwirtschaft
- Bund gegen den Missbrauch von Tieren und Bundesverband Tierschutz
- Deutscher Naturschutzring (DNR)
- NEULAND (in Kooperation mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland)
- Plattform Agenda 2007
- Tierwohl-Siegel für besonders tierfreundlich erzeugte Fleisch-, Eier- und Milchprodukte (in Kooperation mit Fleisch-Herstellern und Handelsunternehmen)[4]
Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes arbeiten zudem in verschiedenen politischen und wissenschaftlichen Gremien mit, beispielsweise:
- Bundestierschutzkomission
- Preiskuratorium für den Alternativmethoden-Forschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- Stiftungsrat der Stiftung zur Förderung von Ersatz- und Ergänzungsversuchen zu Tierversuchen zur Einschränkung von Tierversuchen (set)
- Tierschutzbeiräte der Länder
- Verwaltungsrat des Absatzfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft
- Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen (ZEBET)
International
- Alternativen zu Tierexperimenten (ALTEX)
- ATLA
- Europäisches Zentrum zur Validierung von Alternativmethoden (ECVAM)
- European Consensus Plattform for Alternatives (ecopa)
- EU Ethics Panel
- Eurogroup for Animals
- The European Coalition to End Animal Experiments
- World Society for the Protection of Animals (WSPA)
Gemeinnützigkeit
Der Deutsche Tierschutzbund finanziert seine als gemeinnützig anerkannte Arbeit aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, Erbschaften und Kapitalerträgen. Er erhält keine staatliche Unterstützung. Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Der Deutsche Tierschutzbund ist Gründungsmitglied im Deutschen Spendenrat und hat sich im Rahmen der Mitgliedschaft zur transparenten Mittelverwendung und Einhaltung ethischer Standards in der Spendenwerbung verpflichtet. Darüber hinaus wird er seit dem Jahr 2007 von dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) geprüft. Im Jahr 2009 wurde dem Deutschen Tierschutzbund zum dritten Mal in Folge das DZI-Spendensiegel zuerkannt.
Weblinks
- Offizielle Website Deutscher Tierschutzbund e.V.
- Website der Akademie für Tierschutz
- Website des Tierschutzzentrums Weidefeld
- Website des Anholter Bärenwaldes
- Jugendportal Deutscher Tierschutzbund e.V.
- Kinderportal Deutscher Tierschutzbund e.V.
- Kampagnenwebsite "Ferkelprotest"
- Website des Deutschen Haustierregisters
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ständig aktualisierte Fassung der öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern (PDF; 5,85 MB). Deutscher Bundestag (28. Januar 2011). Abgerufen am 5. Februar 2011.
- ↑ Thomas Schröder ist neuer Präsident abgerufen am 11. Oktober 2011.
- ↑ Aufgaben und Ziele der Organisation
- ↑ taz vom 7. Juli 2011: „Strenger als Bio, bekannter als Neuland“ Der Tierschutzbund startet das neue "Tierwohl"-Label für Fleisch.
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