Aachener Augenheilanstalt

Aachener Augenheilanstalt
Front der Aachener Augenheilanstalt (1888)

Die Aachener Augenheilanstalt, auch Augenheilanstalt in den Rheinlanden war ein 1887–1888 nach Entwurf des Architekten Eduard Linse errichtetes Krankenhaus in Aachen, Stephanstraße 16–20, das heute als Jugendheim genutzt wird. Das historistische Gebäude steht unter Denkmalschutz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Grundsteinlegung der neuen Augenheilanstalt fand Ende April 1887 statt. Der Aachener Architekt Eduard Linse erstellte den Entwurf und hatte die Oberleitung bei der Ausführung. Als Bauführer war A. Henrisch tätig. Ende Oktober 1888 wurde die Augenheilanstalt feierlich eröffnet.

Finanziert wurde der Bau von dem Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit.[2]

Heute ist in diesem Bauwerk die Einrichtung Offene Tür (OT) Carl Sonnenschein, Jugendheim der Pfarre St. Jakob der Stadt Aachen untergebracht. Die Räumlichkeiten werden auch für Feiern der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen genutzt.

Beschreibung

Die gestalterische Idee des Architekten war eine Tempelanlage als Profanbau zur Präsentation der Ophthalmologie. Die Funktion des Gebäudes war an der heute nicht mehr vorhandenen Inschrift AUGENHEILANSTALT abzulesen.

Linse hatte das Haus der Straßenfluchtlinie angepasst. Zu dem Bauobjekt gehörte eine 900 m² große Landschaftsarchitektur mit Gartenkunst in Form von einem Rundweg, Grünflächen und Baumbepflanzung. Im Gegensatz zu der eher schlichten Baugestaltung war die Landschaftsarchitektur pittoresk in Rokoko-Manier gestaltet. Wegen der Kürze des Grundstücks wurde der zehn Meter lange Vorgarten nicht ausgeführt. Die Krankenzimmer lagen nach Nordosten zum Schutz der Augenkranken vor extremen Sonnenlicht. Vor den Krankenzimmern der Obergeschosse waren in dem drei Meter breiten Korridor Ruhebänke platziert.

Die Etagen des dreigeschossigen Bauwerks haben im Parterre, in der Poliklinik und im Wirtschaftsbereich eine Höhe von 4,65 m, auf der ersten für männliche Patienten und der zweiten Etage für weibliche Patienten 4,55 m. In dem dritten Stockwerk lagen die Trockenspeicher und Mansardenzimmer. Das Gebäude ist unterkellert mit einem Untergeschoss. Von den sieben Achsen sind drei risalitförmig mit Überhöhung und mittig angeordnetem Haupteingang gestaltet. Die Tiefe von dem Risalit zu der Rücklage misst circa 50 cm. Ein schmales Tympanonfeld über einer Konsolreihe, Eck- und First-Akroterien bekrönen den Risalit. Der Ökonomiebereich hatte einen separaten Hauseingang in der ersten linken Achse. Das erste und zweite Geschoss weisen Ziegel und zeitgemäßen Greppiner Klinker als Sichtmauerwerk, dem Verblender auf. Die gelbe und rote Farbe der Ziegel ermöglichte eine bandförmige Musterung der Fassade. Diese Ornamentgestaltung setzte Linse besonders im Erdgeschoss ein, das mit einem länglichen Hexagon–Fries zur ersten Etage hin abschließt. Das dritte Geschoss ist ohne Blendwerk aus rotem Kyllburger Sandstein ebenso die Gesimse, Fenster- und Türgewände. Die dritte Etage ist mit Zwillingsfenstern und mittiger Säule mit hellenistischer Teilkannelur gestaltet. Zu der Dachkante schließt sie mit einer Konsolreihe ab. Die zweite Etage hat geradlinige Sturzquader, die erste Rundbogenfenster. Bei der Rückfront ist der Risalit tiefer angelegt. Die Rücklage der ersten Etage hatte je eine Loggia, die zweite offene Terrassen. Aus feuerfestem Eisen und Granitstufen war die Haupttreppe. Die gewölbten Flure waren mit Terrazzo-Mosaik dekoriert. Eichenholz-Riemenparkett überzog die Fußböden. Graugrüner Leim- oder Ölfarbenanstrich befand sich in den Zimmern der Kranken und den Untersuchungsräumen. Das Assistenzarzt-Wohnzimmer, das Oberarzt-Privatzimmer und das Kuratoriums-Sitzungszimmer waren tapeziert. Die elektrische Klingelanlage und Sprachrohre dienten der Kommunikation innerhalb des Hauses.

Von der Firma Bechem & Post in Hagen stammte die Zentralheizungs- und Lüftungsanlage mit einem konzessionsfreien kleinen Niederdruck-Dampfkessel. Er musste einmal pro Tag geschürt und mit Koks nachgefüllt werden. Zu der Heizanlage gehörten Heizkörper aus Gusseisen in den Räumen. Zudem befand sich in dem Untergeschoss ein Desinfektionsapparat der Kölner Firma Arnoldi & Wiedemann. Die Zimmer der Patienten waren zur Lichtabdämpfung mit Rolljalousien versehen, die in verzinkten Eisenrahmen liefen, und wurden mit Gaslicht beleuchtet. Über eine städtische Wasserleitung erfolgte die Trinkwasserversorgung. Das Waschwasser wurde einer Regenzisterne entnommen.

Denkmälerverzeichnis

1977 erfolgte vom Landeskonservator Rheinland der Eintrag in das Denkmälerverzeichnis:

„ehemalige Augenklink Jetzt Jugendamt, Stephanstraße 16-20

1878 (E.Linse);

3geschossiger Backsteinbau in 7 Achsen, mit 3achsigem übergiebeltem Mittelrisalit, spätklassizistische Schmuckformen.“[3]


Literatur

  • Eduard Linse: Die neue Augenheilanstalt für den Regierungsbezirk Aachen. Honnefeller, Aachen 1888.

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste Aachen
  2. Holger A. Dux: Aachen von A bis Z. Aschendorff, Münster, 2003: Augenheilanstalt, Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit.
  3. „Landeskonservator Rheinland. Denkmälerverzeichnis. 1.1 Aachen Innenstadt mit Frankenberger Viertel.“ Unter Mitwirkung von Hans Königs, bearb. v. Volker Osteneck. Rheinland Verlag Köln, 1977, S.22.
50.770516.079103

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