St. Jakob (Aachen)

St. Jakob (Aachen)
Sicht auf St. Jakob von der Turmgalerie des Aachener Doms

Die Kirche St. Jakob ist eine Stadtkirche von Aachen, die dem Heiligen Jakobus geweiht ist. Sie befindet sich nahe dem Stadtzentrum. Als Jakobskirche ist sie die erste Station auf dem Jakobsweg vom Aachener Dom nach Santiago de Compostela.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Denkmal auf dem Grundstück der ehemaligen Kirche Kalvarienberg von W. Pohl und C. Esser, 1893

Vom Aachener Dom kommend war St. Jakob die erste Kirche, in der die Jakobspilger beteten, bevor sie auf der sogenannten „Niederstraße“ über Lüttich, Paris und Tours ihre Wallfahrt nach Santiago de Compostela fortsetzten. Am höchsten Punkt des mittelalterlichen Aachens gelegen, war der Jakobsplatz eine Straßengabelung, die die Pilger entweder über einen Abstecher zu den Reliquien des Hl. Servatius in Maastricht nach Santiago de Compostela führte oder auf geradem Wege durch das mittelalterliche Jakobstor.

Erstmals wird die alte, sehr kleine Kirche St. Jakob um 1165 erwähnt, urkundlich 1215. Die mittelalterlichen Pilger glaubten, dass sie von Karl dem Großen selber gegründet worden war: Hier habe er nach seiner Rückkehr von der Befreiung des Jakobusgrabes eine Kapelle für den Apostel gegründet. Aufgrund dieser Legende galt St. Jakob den Pilgern als erste deutsche Jakobskirche.

Der Ursprungsbau wurde 1885 abgerissen - die Steine wurden für den Aufbau des neuen Kirchturms verwendet - und durch die heutige Kirche ersetzt. Die heutige Jakobskirche wurde mit Steinen aus der Stadtmauer Aachen errichtet. An die alte Kirche erinnert eine 1893 aufgestellte Kreuzgruppe. Grundsteinlegung war 1877, Weihe 1886. Die Kirche wurde nach Plänen von Heinrich Wiethase und Eduard Linse im neugotisch- neuromanischen Stil erbaut. Aus dem Jahr 1893 stammt die „romanisierende“ Darstellungsform des Kalvarienbergs aus der Bildhauerwerkstatt Wilhelm Pohl und Carl Esser auf dem Platz gegenüber dem Kirchenbau, die an wilhelminische Denkmäler erinnert. [1] Wegen der massiven Kriegszerstörungen im Herbst 1944 wurde der Innenraum von 1949 bis 1953 in wesentlichen Teilen neugestaltet.

Die blaugrüne Ausmalung vor allem des Turmraums, des unteren Teils der Kirche und des Chores erfolgte 1973/74. Aus jüngerer Zeit stammt der Ambo im Chor: Dieser stellt eine Arbeit von Klaus Iserlohe von 1993 dar. Das Taufbecken wurde 1995 in das linke Querhaus versetzt, die Chororgel 1996 aufgestellt. Eine grundlegende Restaurierung von Dach, Fassade und des 87 Meter hohen Turms wurde 2008 abgeschlossen.

Neben dem Hl. Jakobus hat St. Jakob noch drei weitere Kirchenpatrone:

  • den Hl. Hubertus, Gründer und erster Bischof der Diözese Lüttich; die Stiftsherren des Aachener Doms, der traditionell Hubertus verehrte, waren früher für St. Jakob tätig gewesen,
  • den Hl. Quirinus, Schutzheiliger der Nadler; im Aachener Westviertel um St. Jakob gab es mehrere Nadelfabriken,
  • den Heiligen Gerlach, Einsiedler in Hauset, der regelmäßig nach Aachen gepilgert sein soll und auf seinem Weg zum Dom stets in St. Jakob Station gemacht habe.

Sehenswürdigkeiten und Ausstattung

Zahlreiche Bilder, Figuren und Fenster im Kircheninnenraum weisen auf die Bedeutung St. Jakobs als Pigerkirche hin:

  • eine Jakobusfigur mit Pilgerstab und Jakobsmuschel im unteren Querhaus (Holzarbeit von Gustav Angelo Venth, 1890),
  • ein Fenster mit der Darstellung des Hl. Jakobus im rechten Seitenschiff (Arbeit aus Industrieglas von Heinrich Junker, 1947/48),
  • Darstellung des Hl. Jakobus mit Pilgerhut und Muschel an der Kanzel im rechten Mittelschiff (Steinarbeit von 1884),
  • Szenen aus dem Leben des Hl. Jakobus (Jakobus' Mutter bittet bei Jesus für ihren Sohn; Jakobus ermöglicht seinem Henker die Taufe) auf zwei Ölgemälden des ehemaligen Hochaltars im linken Seitenschiff,
  • Fenster mit der Darstellung des Traums Karls des Großen, in dem ihm aufgetragen wurde den Jakobsweg in Spanien zu sichern (Entwurf von Erich Chalier, 1986),
  • Fenster im abstrakten Stil mit zehn angedeuteten Jakobsmuscheln (Entwurf Irene Rotweiler-Hugot, 1983/84),

Die Chororgel Pfarrkirche St. Jakob wurde 1993 von dem Orgelbauer Martin Scholz (Mönchengladbach) erbaut. Das rein mechanische Instrument hat 15 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Die über 600 Jahre alte Jakobusglocke, gegossen von Peter von Trier, ist jede Viertelstunde zu hören. Unter einer alten Inschrift vom September 1401 finden sich vier 9 cm hohe Darstellungen des Hl. Jakobus mit Stab und Buch. Die Glocke ist seit der Zerstörung der Sturmglocke von St. Peter im Zweiten Weltkrieg die älteste Glocke Aachens. Die Inschrift lautet in Übersetzung

Jakobus' Glocke bin ich: Zu Festen, auch läut' ich an Gräbern klagend und künd' alltäglich die Zeit, wo Maria zu ehren.

Literatur

  • Carl Rhoen: Die St. Jakobskirche in Aachen, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins (ZAGV) 5, 1883, S. 37–52
  • „Pilgerkirche St. Jakob Aachen“. Offizielle Informationsbroschüre der Katholischen Kirchengemeinde St. Jakob Aachen. Stand: November 2008
  • Jürgen Kaiser: „Jakobswege in Deutschland“. Stuttgart 2006, S. 50f.

Einzelnachweise

  1. Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland hrsg. Eduard Trier und Willi Weyres. 5 Bände. Bd. 4 Plastik. Schwann, Düsseldorf, 1980, S.98f.

Weblink

 Commons: St. Jakob, Aachen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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