- Ain’t She Sweet
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Ain’t She Sweet ist ein Pop- und Jazzstandard aus dem Jahr 1927. Er wurde von Milton Ager (Musik) und Jack Yellen (Text) während der Tin Pan Alley-Phase verfasst und in Deutschland in der Version der Beatles bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Entstehungsgeschichte
Milton Ager (1893–1979) war ein professioneller Musikkomponist, der im Jahr 1915 seine ersten Werke zum Urheberrechtsschutz anmeldete (Rockaway Hunt). Nach seiner Militärzeit bekam er 1918 einen Job beim Musikverleger Leo Feist. Im August 1922 begann Ager eine Partnerschaft mit dem Komponisten Jack Yellen (1892–1991), die sie 1930 beendeten. 1927 lieferten sie fünf erfolgreiche Kompositionen ab; die erfolgreichste darunter war Ain’t She Sweet als Charleston. Ager wurde beim simplen Text durch seine Tochter Shana Alexander inspiriert. Das Copyright lag beim Musikverlag Edwin H. Morris & Co. Inc. (Warner Brothers).
Originalaufnahme
Das Original wird in der Fachliteratur oft Ben Bernie zugeschrieben; anhand der Aufnahmedaten erweist sich jedoch Lou Gold & His Melody Men als Original-Interpret des Stücks. Seine Aufnahme stammt vom 17. Januar 1927 (Silvertone #5033), die jedoch ebenso wenig in die Hitparaden gelangte wie eine zweite Aufnahme als Lou Gold & His Orchestra für Perfect Records (#14777) vom 21. Februar 1927 mit Scrappy Lambert (Gesang).
Coverversionen
Ben Bernie & His Hotel Roosevelt Orchestra hatte mit dem Song großen Erfolg. Seine Aufnahme entstand zehn Tage nach der von Lou Gold, am 27. Januar 1927. Sie wurde auf die B-Seite gepresst (A-Seite: I’m Looking over A Four Leaf Clover; Brunswick #3444). Die B-Seite stellte sich als erfolgreicher heraus; sie erreichte den ersten Platz der Pop-Hitparade und behielt ihn für vier Wochen. Dies war ein frühes Beispiel dafür, dass sich eine B-Seite unabhängig von der A-Seite in den Charts platzieren konnte und dabei sogar besser abschnitt.
Noch im ersten Halbjahr 1927 erschien eine Vielzahl von weiteren Coverversionen. Harry Richman stand lediglich einen Tag später als Bernies Orchester im Studio, als am 28. Januar 1927 seine Version aufgenommen wurde. Nat Shilkrets Orchester folgte am 10. März 1927, nur fünf Tage später folgte Gene Austin, der mit seiner am 15. März 1927 entstandenen Fassung Rang 4 der Charts erreichte. Das Piano-Solo von Frank Banta vom 15. April 1927 (Victor #20610) blieb ohne Hitparadenresonanz, Richard M. Jones’s Jazz Wizards standen am 6. Mai 1927 vor den Mikrofonen. Paul Whitemans Rhythm Boys folgten mit einem Medley (Mississippi Mud) im Studio am 20. Juni 1927, die Brüsseler Jazzband Charles Remue & His New Stompers nahm ihre Version am 28. Juli 1927 in London auf.
Bereits im Jahr der Originalfassung wurde die deutsche Version unter dem Titel Mir geht’s gut mit dem Tenor Max Kuttner und dem Jazz-Symphonie-Orchester im Oktober 1927 aufgenommen. Am 13. Mai 1927 hatte ein Börsencrash in Berlin ganz Deutschland schockiert (siehe Schwarzer Donnerstag). Der aufmunternde deutsche Text bezog sich auf die Börsenkrise: „Mir geht’s gut, ich verliere nicht den Mut, ob ich Geld hab’ oder gerade pleite bin, mir geht’s gut“.[1] Jazzversionen entstanden durch Bill Coleman, Benny Carter, Tommy Dorsey, die Dukes of Dixieland, Jimmy Lunceford, Meade Lux Lewis, Ben Webster oder Erroll Garner. Frank Sinatra spielte das Stück 1962 ein.
Die erste Rock-’n’-Roll-Interpretation stammt von Gene Vincent und ist enthalten auf seinem ersten Album Blue Jean Bop, veröffentlicht am 13. August 1956. Insgesamt listet Coverinfo 44 Fassungen des Titels auf.[2]
Die Beatles-Version
Die Beatles nahmen ihre Rock-’n’-Roll-Fassung, bei der sie sich an der Aufnahme von Gene Vincent aus dem Jahr 1956 orientierten,[3] entweder am 22. Juni 1961 in der Friedrich-Ebert-Halle[4]oder am 24. Juni 1961 im Studio Rahlstedt (Rahlau 128, Hamburg-Tonndorf)[5] in der Besetzung John Lennon (Gesang und Rhythmusgitarre), Paul McCartney (E-Bass), George Harrison (Leadgitarre) und Pete Best (Schlagzeug) unter der Leitung des Produzenten Bert Kaempfert auf.[6] In Großbritannien wurde das Stück erst am 29. Mai 1964 veröffentlicht. Tony Sheridan war nicht an der Aufnahme beteiligt, Stuart Sutcliffe verließ die Beatles bereits im Juni 1961. Während alle vorangegangenen Polydor-Singles aus Hamburg die britischen Charts verfehlten, erreichte die Beatles-Version von Ain’t She Sweet Rang 29 der New Musical Express-Hitparade.[7]
In den USA brachte Atco Records die Beatles-Fassung am 6. Juli 1964 auf den Markt, die bis auf Rang 19 in den Billboard-Charts vordrang. Beide Fassungen wurden mit dem Versuch auf den Markt gebracht, als Trittbrettfahrer am längst laufenden Plattenerfolg der Beatles zu partizipieren, was jedoch misslang.
Einzelnachweise
- ↑ Pfeift der Wind im Portemonnaie. In: Badische Zeitung vom 8. November 2008. Heinz Rühmann und Herta Feiler nahmen am 2. November 1940 für Odeon (#4629) einen gleichnamigen Titel auf, bei dem es sich jedoch um ein Wanderlied handelte.
- ↑ Coverinfo-Eintrag über Ain't She Sweet
- ↑ Walter Everett: The Beatles as Musicians. The Quarrymen through Rubber Soul. New York: Oxford University Press, 2001. Seite 95.
- ↑ Mark Lewisohn: The Complete Beatles Chronicle. London: Hamyln, 2006. ISBN 0-681-02890-4. Seite 42f.
- ↑ John C. Winn: Way Beyond Compare. The Recorded Beatles’ Legacy. Volume One, 1957–1965. New York: Three Rivers Press, 2008. Seite 5.
- ↑ Ian MacDonald Revolution in the Head: The Beatles’ Records and the Sixties. Chicago: Chicago Review Press, 2007. Seite 47.
- ↑ Bill Harry, The Ultimate Beatles-Encyclopedia, 1993, S. 13.
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