Al-Aschraf Musa (Syrien)

Al-Aschraf Musa (Syrien)

al-Malik al-Aschraf Musa Abu 'l-Fath Muzaffar ad-Din (arabisch ‏الملك الأشرف أبو الفتح مظفر الدين‎, DMG al-Malik al-Ašraf Abū l-Fatḥ Muẓaffar ad-Dīn; oft Ashraf; † 27. August 1237) war ein Sultan von Syrien aus der Dynastie der Ayyubiden. Er war einer der Söhne des Sultans al-Adil I. Abu Bakr (Saphadin) und damit ein Neffe des berühmten Saladin.

Er ist nicht zu verwechseln mit al-Aschraf Musa (1250-1254), dem letzten Ayyubiden-Sultan von Ägypten.

Biographie

Beim Tod des Vaters 1218 erhielt al-Aschraf als jüngerer Sohn zunächst die Herrschaft über den Obermesopotamischen Raum (al-Dschazira) mit der Hauptstadt Harran zugesprochen und sollte seinem ältesten Bruder, Sultan al-Kamil, unterstellt sein. Damit aber wollten sich al-Aschraf wie auch sein dritter in Syrien herrschender Bruder, al-Mu'azzam, allerdings nicht abfinden. Bevor es aber zum Bruderkampf kam, mussten die Ayyubiden den gerade beginnenden Fünften Kreuzzug abwehren, der gegen Ägypten gerichtet war und damit das wichtigste Herrschaftszentrum der Ayyubiden bedrohte. Es oblag dabei al-Aschraf die mit den Christen verbündeten Rum-Seldschuken abzuwehren, die er tatsächlich bei Samosata zurückschlug. Als im Spätsommer 1221 die Kreuzfahrer von Damiette nach Kairo aufbrachen, zogen er und al-Mu'azzam mit ihren Heeren ebenfalls nach Ägypten, um ihren Bruder zu unterstützen. Gemeinsam gelang es ihnen, die Kreuzfahrer bei al-Mansura in eine Falle zu führen und somit deren Niederlage zu besiegeln. Im September 1221 mussten die Kreuzfahrer geschlagen aus Ägypten abziehen.

Nachdem diese Bedrohung abgewehrt war, begannen die Ayyubiden-Brüder ihre Machtkämpfe untereinander, al-Aschraf und al-Mu'azzam herrschten in ihren Gebieten nun faktisch unabhängig von al-Kamil. Während dieses Konfliktes rüstete der vom Papst gebannte römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. in Italien zu einem neuen Kreuzzug zur Rückeroberung Jerusalems, womit er zu einem wichtigen Faktor auch in der Auseinandersetzung unter den Ayyubiden wurde. Al-Kamil hatte als erster erfolgreich Kontakt mit dem Kaiser aufgenommen und ihm Jerusalem für ein Bündnis gegen al-Mu'azzam und al-Aschraf in Aussicht gestellt. Zu einer Veränderung der Lage kam es im November 1227 als al-Muazzam starb und ihm in Damaskus sein junger Sohn an-Nasir Dawud nachfolgte. In der Hoffnung davon profitieren zu können, verbündeten sich al-Kamil und al-Aschraf gegen ihren Neffen und verständigten sich auf eine Neuordnung des Ayyubidenreichs, indem al-Aschraf Syrien und al-Kamil Palästina mit Jerusalem erhalten sollte. Ab dem September 1228 eroberten sie nach und nach die Festungen ihres Neffen. Um dieselbe Zeit erreichte Kaiser Friedrich II. mit seinem Kreuzzug das heilige Land und trat dort in wechselhafte Verhandlungen zu al-Kamil. Beide kamen schließlich im Februar 1229 vertraglich über die zukünftige Ordnung des Orients überein, indem einige wichtige Städte wie Jerusalem an die Christen zurückgegeben werden sollten. Auch al-Aschraf erkannte diesen in Jaffa besiegelten Vertrag an, während an-Nasir Dawud darin gänzlich übergangen wurde. Im März 1229 nahmen al-Aschraf und al-Kamil die Belagerung von Damaskus auf, die schließlich im Juni mit der Kapitulation der Stadt erfolgreich beendet wurde. Die Stadt fiel an al-Aschraf, die nun die Hauptstadt seines eigenen syrischen Sultanats wurde.

Während dieser Vorgänge wurde al-Aschrafs Herrschaftsbereich in seinem äußersten Osten durch den Choresm-Schah Dschalal ad-Din bedroht, der 1230 die Grenzfestung Ahlat erobert hatte. Al-Aschraf verbündete sich eilends mit dem Rum-Seldschuken Kai Kobad I. und siegte mit ihm am 10. August 1230 in Schlacht von Yassı Çemen über die Choresmier, die sich danach wieder zurückziehen mussten. Nach dem Tod seines Cousins und Schwagers al-Aziz 1236 beabsichtigte al-Aschraf das Emirat von Aleppo zu erobern, starb aber schon im August 1237. Ihn beerbte sein jüngerer Bruder as-Salih Ismail, der aber nach nur einem Jahr von al-Kamil beseitigt wurde, womit das syrische Ayyubidenreich wieder mit dem ägyptischen vereint wurde.

Ähnlich wie sein Bruder al-Kamil pflegte auch al-Aschraf eine freundschaftliche Beziehung zu Kaiser Friedrich II. So schickte er im Mai 1232 eine große Gesandtschaft an den Hof in Sizilien, unter anderem mit einem kostbar gefertigten Planetarium als Geschenk, von dem Friedrich später gesagt haben soll, es sei nach seinem Sohn Konrad das kostbarste was er besitze.

Literatur

  • Wolfgang Stürner: Friedrich II. 1194–1250. 3. bibliografisch vollständig aktualisierte und um ein Vorwort und eine Dokumentation mit ergänzenden Hinweisen erweiterte Auflage in einem Band. Primusverlag, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-89678-664-7.


Vorgänger Amt Nachfolger
al-Adil I. Emir von Harran (al-Dschazira)
1218–1229
as-Salih
an-Nasir Dawud Sultan von Damaskus (Syrien)
1229–1237
as-Salih Ismail

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Al-Aschraf Musa (Homs) — al Malik al Aschraf Muzaffar ad Din Musa (arabisch ‏الأشرف موسى بن إبراهيم‎, DMG al Ašraf Mūsā b. Ibrāhīm; † 1262 oder 1263) war der letzte Emir von Homs als Sohn und Nachfolger des Emirs al Mansur Ibrahim. Als letzter direkter Nachkomme von …   Deutsch Wikipedia

  • Al-Aschraf (Ägypten) — al Malik al Aschraf Muzaffar ad Din Musa (* in Kairo; † nach Januar 1254) war der letzte Sultan von Ägypten aus der Dynastie der Ayyubiden. Sein Vater hieß Yusuf, welcher ein Sohn von al Mas ud Yusuf († 1229) war, dem letzten Ayyubiden Emir des… …   Deutsch Wikipedia

  • Ayyubiden — Flagge der Ayyubiden Die Ayyubiden (arabisch ‏بنو أيوب‎, DMG Banū Ayyūb oder ‏الأيوبيون‎  …   Deutsch Wikipedia

  • Ägypten [3] — Ägypten (Gesch.). Die Urbewohner Ä s waren nach Herodot ein Volk von dunkler Hautfarbe u. vollen Lippen, aber keine Neger. Zu ihnen wanderte ein asiatisches, der kaukasischen Race angehörendes Volk semitischen Stammes von lichterer Farbe, hohem… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Aybak — Izz ad Din Aybak al Turkomani (Thronname: al Mu izz Izz ad Din Aybak / ‏المعز عز الدين أيبك‎ / al Muʿizz ʿIzz ad Dīn Aibak; † 1257) war ein türkischstämmiger Mameluk der 1250 zum Sultan von Ägypten aufstieg. Sein Thronname war al Malik al Mu izz …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Herrscher von Ägypten — Dies ist eine Zusammenstellung der verschiedenen Listen über die Herrscher Ägyptens. Diese Liste soll die schon bestehenden Listen nicht ersetzen sondern nur einen schnellen Überblick ermöglichen. Inhaltsverzeichnis 1 Altes Ägypten (bis 395 n.… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von al-Kura — Datum 2. Februar 1251 Ort östliches Nildelta/Ägypten Ausgang Sieg der Mameluken Fol …   Deutsch Wikipedia

  • an-Nasir Yusuf — Al Malik an Nasir Salah ad Din Yusuf (arabisch ‏الملك الناصر صلاح الدين يوسف‎, DMG al Malik an Nāṣir Ṣalāḥ ad Dīn Yūsuf; * um 1228; † Herbst 1260) war der letzte Sultan von Syrien aus der Dynastie der Ayyubiden. Er war zudem der letzte… …   Deutsch Wikipedia

  • An-Nasir Dawud — Al Malik an Nasir Dawud Salah al Din († um 1256) war ein Emir von Syrien und Palästina aus der Dynastie der Ayyubiden. Er war ein Sohn des Emirs al Mu azzam Isa und ein Großneffe des berühmten Saladin. An Nasir folgte seinem im November 1227… …   Deutsch Wikipedia

  • al-Adil I. — Abu Bakr Malik al ʿAdil I. (arabisch ‏الملك العادل سيف الدين أبو بكر بن أيوب‎, DMG al Malik al ʿĀdil Saif ad Dīn Abū Bakr b. Aiyūb; * Juni 1145; † August 1218) war der dritte Sultan der Ayyubiden in Ägypten von 1200 bis 1218. In christlichen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”