Albert Booth

Albert Booth

Albert Edward Booth (* 28. Mai 1928 in Winchester; † 6. Februar 2010 in Beckenham) war ein britischer Politiker

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Berufliche Laufbahn und Unterhausabgeordneter

Booth, Sohn eines Handwerkers, besuchte zunächst die St. Thomas' School in Winchester und nach dem Umzug der Familie nach South Shields die dortige Marineschule sowie das Rutherford College of Technology. Bereits im Alter von 15 Jahren wurde er 1943 politisch in der Jugendliga der Labour Party (Labour League of Youth, LLY) aktiv und bald Mitglied des Nationalen Konsultativkomitees der YLL. Hauptberuflich war er wie sein Vater zunächst als Handwerker tätig, ehe er 1951 eine hauptberufliche Tätigkeit für die Labour Party als Wahlkampfagent begann.

Anschließend war er von 1952 bis 1964 Sekretär im Wahlkreisbüro der Labour Party in Tynemouth. In dieser Funktion war er von 1962 bis 1965 auch Mitglied des Rates des Metropolitan Borough North Tyneside. 1964 wurde er Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes von Tynemouth.

Seine landesweite politische Tätigkeit begann Booth 1964, als er zum Kandidaten der Labour Party im Wahlkreis Tynemouth wurde. Bei den Wahlen zum Unterhaus unterlag er aber der konservativen Abgeordneten des Wahlkreises Irene Ward deutlich mit 25.894 zu 33.894 Stimmen. Gleichwohl war dies ein Achtungserfolg gegen Irene Ward, der späteren Baroness Ward of North Tyneside, die bei ihrem Ausscheiden aus dem Unterhaus 1974 das weibliche Unterhausmitglied mit der längsten Amtszeit war. Aus diesem Grund wurde Booth nach dem Rücktritt von Walter Monslow 1966 Kandidat in dem für die Labour Party sicheren Wahlkreis Barrow-in-Furness.

Bei den Unterhauswahlen 1966 gewann er gegen den Kandidaten der Conservative Party, den im Wahlkreis bekannten Manager einer Erdölgesellschaft Richard Rollins, klar mit 23.485 zu 15.453 Wählerstimmen. Als Abgeordneter des Unterhauses wurde er Mitglied der sogenannten Tribune Group, eines weit links stehenden Flügels der Labour Party und ein enger Vertrauter von Michael Foot, dem späteren Vorsitzenden der Labour Party.

Nach nur vierjähriger Mitgliedschaft im Unterhaus wurde er nach der Wahlniederlage der Labour Party 1970 Vorsitzender des einflussreichen Sonderausschusses für Ermächtigungsverordnungen (Select Committee on Statutory Instruments), einer Position, die wie das Amt des Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses (Public Accounts Committee) traditionell von einem Vertreter der Opposition wahrgenommen wird. Zugleich wurde er vom bisherigen Premierminister und jetzigen Oppositionsführer zum Sprecher für Handel und Industrie ernannt und damit zum Mitglied von Wilsons Schattenkabinett.

Nach dem unerwarten Wahlsieg der Labour Party bei der Unterhauswahl im Februar 1974 war es selbstverständlich, dass Premierminister Wilson ihn zum Staatsminister im Arbeitsministerium berief, welches von Booths Freund und Mentor Michael Foot geleitet wurde. Dabei erwies sich Booth als hervorragender Vertreter Foots in Angelegenheiten des Parlaments sowie auf Konferenzen der Labour Party.

In seine Zuständigkeit fielen zu dieser Zeit zahlreiche Angelegenheiten wie die der Bauarbeiter, der Wohnwagenindustrie, Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation (Counter-Inflation), Arbeitnehmerschutz, Fischereiindustrie, Streitigkeiten zwischen Industrien, die Erweiterung des London Heathrow Airport, Mutterschutz und Erziehungsurlaub, Ehegattenzuschläge für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, Stabilierung neuer Märkte, Pensionsansprüche von Beschäftigten, Einzelhandelspreise, Wahlen bei Gewerkschaften, ungerechtfertigte Entlassungen, Löhne und Gehälter sowie Situation in der Baumwolltextilindustrie. Dabei gelang es ihm durch seine Detailkenntnisse auch schwierige Verhandlungen wie über das Arbeitsschutzgesetz (Employment Protection Bill) mit dem damaligen Oppositionssprecher für Arbeit, Leon Brittan, zu führen.

Arbeitsminister und Ausscheiden aus der Politik

Als nach dem plötzlichen Rücktritt von Premierminister Wilson im April 1976 Arbeitsminister Foot als aussichtsreicher Nachfolger galt, unterstützte Booth seinen Mentor als Kampagnenmanager. Stattdessen wurde jedoch der bisherige Außenminister James Callaghan neuer Premierminister, während Foot von diesem zum Fraktionsvorsitzenden (Leader of the House of Commons) berufen wurde. Bei der Bildung des Kabinetts berief Callaghan daraufhin Booth zum Arbeitsminister (Secretary of State for Employment) und gab ihm damit den Vortritt vor Energieminister Tony Benn.

Dabei erwies sich Booth auch Callaghan gegenüber als loyaler Unterstützer bei den Verhandlungen zur sozialverträglichen Einkommenspolitik mit dem Dachgewerkschaftsbund (Trades Union Congress, TUC). Seine Loyalität wurde insbesondere dadurch verstärkt, dass die Gewerkschaft der Industrie- und Elektrizitätsarbeiter (Amalgamated Engineering and Electrical Union, AUEW) einige Jahre zuvor die Handwerkergewerkschaft (Draftman's Trade Union) übernommen hatte, die der Politik von Callaghan und Schatzkanzler Denis Healey äußerst kritisch gegenüber stand. Andererseits vertrat er trotz eigener Bedenken auch die von Callaghan eingeleitete Politik der Kürzungen bei öffentlichen Ausgaben loyal.

Nach der Wahlniederlage der Labour Party 1979 gegen die Konservativen unter Margaret Thatcher wurde Booth von Callaghan in dessen Schattenkabinett als Verkehrsminister (Shadow Transport Secretary) berufen und gehörte diesem bis 1983 an. In dieser Funktion berief er auch den späteren Minister und EU-Kommissar Peter Mandelson als Forschungsassistent (Researcher) in seinen Beraterstab.

Als bei den Unterhauswahlen 1983 die Labour Party erneut eine schwere Wahlniederlage erlitt und weitere 60 Unterhausmandate verlor, gehörte auch Booth zu den Wahlverlierern. Seine Stimmenmehrheit von 7.741 Stimmen bei der Unterhauswahl verlor er gegenüber seinem konservativen Herausforderer Cecil Franks.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Unterhaus wurde er Verwaltungsdirektor bei der Personentransportgesellschaft von South Yorkshire (South Yorkshire Passenger Transport Executive). Zwischen 1983 und 1984 war er zugleich Schatzmeister (Treasurer) der Labour Party.

Bei den Unterhauswahlen 1987 kandidierte er als Vertreter der Labour Party im Wahlkreis Warrington South. Nachdem er jedoch auch diesmal den Wiedereinzug in das House of Commons verpasste, zog er sich vollständig aus der Politik zurück und lebte bis zu seinem Tod in Beckenham.

Booth starb am 6. Februar 2010 und damit etwas weniger als einen Monat vor seinem langjährigen Freund und Mentor Michael Foot, der am 3. März 2010 verstarb.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Albert Booth — Albert Edward Booth (born 28 May 1928) is a British Labour Party politician.Booth was educated at Marine School, South Shields and Rutherford College of Technology (Northumbria University). He was a design draughtsman. He served as a councillor… …   Wikipedia

  • Booth — ist der Familienname folgender Personen: Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z A Albert Bo …   Deutsch Wikipedia

  • Booth Street — is a major street just to the west of downtown Ottawa, Canada. North of Albert Street, Booth Street is designated as a city arterial road which proceeds to the Chaudière Bridge, connecting Ottawa to Gatineau. Once in Gatineau, it becomes Rue Eddy …   Wikipedia

  • Albert King — mit Gibson Flying V E Gitarre Albert King (* 25. April 1923 in Indianola, Mississippi; † 21. Dezember 1992 in Memphis, Tennessee) war ein US amerikanischer Blues Musiker und neben B. B. King und Freddie King einer der „drei Kings des …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Nelson — Albert King Pour les articles homonymes, voir King. Albert King …   Wikipédia en Français

  • Albert Street (Ottawa) — Albert Street (Ottawa Road #42) is one of the main east west roads in downtown Ottawa, Canada. Albert is one way going west. It carries the westbound portion of the transitway through downtown. with Slater Street just to the south carrying the… …   Wikipedia

  • Albert P. Morano — Albert Paul Morano (* 18. Januar 1908 in Paterson, New Jersey; † 16. Dezember 1987 in Greenwich, Connecticut) war ein US amerikanischer Politiker. Zwischen 1951 und 1959 vertrat er den Bundesstaat Connecticut im US Repräsentantenhaus.… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert D. Rosellini — Albert Dean Rosellini (* 21. Januar 1910 in Tacoma, Washington) ist ein US amerikanischer Politiker. Er war von 1957 bis 1965 der 15. Gouverneur von Washington. Er ist der älteste noch lebende frühere Gouverneur aller US Bundesstaaten.… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Dean Rosellini — (* 21. Januar 1910 in Tacoma, Washington) ist ein US amerikanischer Politiker. Er war von 1957 bis 1965 der 15. Gouverneur von Washington. Er ist der älteste noch lebende frühere Gouverneur aller US Bundesstaaten. Inhaltsverzeichnis 1 Frühe Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Albert E. Austin — Albert Elmer Austin (* 15. November 1877 in Medway, Norfolk County, Massachusetts; † 26. Januar 1942 in Greenwich, Connecticut) war ein US amerikanischer Politiker. Zwischen 1939 und 1941 vertrat er den Bundesstaat Connecticut im US… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”