Blattkrötchen

Blattkrötchen
Blattkrötchen
Systematik
Unterklasse: Lissamphibia
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Neobatrachia
Familie: Allophrynidae
Gattung: Allophryne
Art: Blattkrötchen
Wissenschaftlicher Name der Familie
Allophrynidae
Goin, Goin & Zug, 1978
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Allophryne
Gaige, 1926
Wissenschaftlicher Name der Art
Allophryne ruthveni
Gaige, 1926

Das Blattkrötchen (Allophryne ruthveni) ist ein kleiner, im nordöstlichen Südamerika beheimateter Froschlurch.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Bei der einzigen bisher beschriebenen Art der Familie Allophrynidae, Allophryne ruthveni, handelt es sich um einen kleinen Frosch mit einer Körperlänge von 20–30 mm. Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen.[1] Das Erscheinungsbild dieser Art erinnert an das der Laubfrösche, im Unterschied zu diesen sind die terminalen Finger- und Zehenknochen jedoch nicht klauen-, sondern T-förmig.[2] Der Rücken ist warzig und stachelig, mit einer Marmorierung in bronzenen, graubraunen, goldenen oder gelblichbraunen Farbtönen und goldgelben Seitenstreifen. Die Schnauze erscheint in der Rückenansicht leicht zugespitzt, in der Seitenansicht nach unten gebogen. Das Tympanum ist nur bei Männchen sichtbar. Schwimmhäute sind an den Hinterfüßen vorhanden, während sie an den Vorderfüßen fehlen.

Eine zweite, bisher unbeschriebene Art wirkt etwas robuster und hat eine dunkle Grundfärbung mit gelben Punkten.[3]

Um den Status als eigenständige Familie zu begründen, wurde eine Liste von 13 Skelettmerkmalen von Allophryne ruthveni angeführt.[4][1]

Geografische Verbreitung

Verbreitungsgebiet von Allophryne ruthveni

Allophryne ruthveni wurde in Venezuela, Guyana, Suriname, Französisch-Guayana und den brasilianischen Bundesstaaten Rondônia, Amapá, Pará, Amazonas, Mato Grosso und Roraima gefunden.[5]

Die noch nicht beschriebene zweite Art wurde am Javari in Peru gesichtet.

Lebensweise

Blattkrötchen leben in lichten Wäldern in der Nähe von Tümpeln, Weihern, Bächen und Flüssen. Sie halten sich vorzugsweise in der bodennahen Kraut- und Strauchschicht in Höhen von 1–3 Metern auf, wo sie sich mitunter zu Gruppen von einigen hundert Tieren versammeln.[6] Das Vorkommen scheint auf Primärwälder beschränkt zu sein. Der Ruf ist ein tiefes, kratzendes Trällern, das vor allem in den frühen Abendstunden zu hören ist. Die Vermehrung erfolgt explosiv in temporären Stillgewässern. Die Paarung erfolgt oberhalb des Bodens auf Pflanzen, wobei das Männchen den Rücken des Weibchens besteigt und es umklammert (Amplexus axillaris). Der Laich besteht aus etwa 300 pigmentierten Eiern und wird ins Wasser abgegeben.[7]

Taxonomie

Allophryne ruthveni wurde bereits 1926 beschrieben, seither wurden aber keine ähnlichen Arten entdeckt. 1978 wurde eine eigene Familie für diese Art geschaffen, die Familie der Blattkrötchen (Allophrynidae) ist also monotypisch. Die Blattkrötchen sind Vertreter der Neobatrachia, innerhalb derer die Verwandtschaftsbeziehungen zu anderen Taxa kontrovers diskutiert wurden. Nachdem sie aufgrund ihrer äußeren Erscheinung lange Zeit vor allem mit den Laubfröschen in Verbindung gebracht wurden, werden sie in jüngerer Zeit wegen der T-förmigen Finger- und Fußknochen als Schwestergruppe der Glasfrösche aufgefasst. Letzteres wurde durch molekulargenetische Befunde bestätigt.[8]

Gefährdung und Schutz

Die von Blattkrötchen benötigten Lebensräume sind im Verbreitungsgebiet von Allophryne ruthveni in den vergangenen Jahren durch Waldrodung etwas reduziert worden. Die Bedrohung ist jedoch gegenwärtig gering, da die Tiere überwiegend in Regionen leben, die wenig vom Menschen beeinflusst sind. In der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN wird Allophryne ruthveni als Least Concern (nicht gefährdet) eingestuft.[5]

Quellen

  1. a b Allophryne ruthveni. Raul E. Diaz, Kellie Whittaker (15. Januar 2008). Abgerufen am 10. November 2011.
  2. Allophryne ruthveni. Encyclopedia of Life. Abgerufen am 10. November 2011.
  3. Rapid Biological Inventories: Image Gallery: Perú 11. The Field Museum, Chicago (2002). Abgerufen am 10. November 2011.
  4. J. D. Lynch & H. L. Freeman: Systematic status of a South American frog, Allophryne ruthveni Gaige. University of Kansas Museum Natural History Miscellaneous Publication, 17, S. 493-502, 1966
  5. a b Allophryne ruthveni. Enrique La Marca, Claudia Azevedo-Ramos, César Luis Barrio Amorós. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. (2004). Abgerufen am 10. November 2011.
  6. J.P. Caldwell & M.S Hoogmoed (1998): Allophrynidae, Allophryne, A. ruthveni. Catalogue of American Amphibians and Reptiles. Society for the Study of Amphibians and Reptiles 666.1-666.3.
  7. W.E. Duellman (1977): Liste der rezenten Amphibien und Reptilien: Hylidae, Centrolenidae, Pseudidae. Das Tierreich 95, 1-225.
  8. Juan Guayasamin, Santiago Castroveijo-Fisher, Linda Trueb, José Ayarzagüena, Marco Rada & Carles Vilà: Phylogenetic systematics of Glassfrogs (Amphibia: Centrolenidae) and their sister taxon Allophryne ruthveni. Zootaxa 2100: 1–97 (2009), Magnolia Press, Auckland. ISBN 978-1-86977-354-0 (Online edition). Abstract, PDF online

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