Alwin Bielefeldt

Alwin Bielefeldt

Alwin Bielefeldt (* 21. September 1857 in Berlin; † 23. Dezember 1942 ebenda) war ein deutscher Verwaltungsjurist, Ministerialbeamter im Reichsversicherungsamt und Pionier des Kleingartenwesens.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach seinem Studium trat Bielfeldt als Regierungsrat und Mitglied des Reichsversicherungsamtes in den preußischen Staatsdienst. Als Vertreter des Reichsversicherungsamts nahm er an der Weltausstellung Paris 1900 teil, wo er das deutsche Sozialversicherungssystem vorstellte. Hier lernte er das Projekt des Jesuitenpaters Felix Volpette (1856-1922) in Saint-Étienne kennen, Gärten für Arbeiter zu schaffen.

Im Oktober 1901 gründete er in Berlin die erste Kolonie nach französischem Vorbild. Am Fürstenbrunner Weg in Charlottenburg-Westend entstanden die ersten 84 Arbeitergärten. Träger der Arbeitergärten vom Roten Kreuz wurden das Deutsche Rote Kreuz und der Vaterländischer Frauenverein. Die Berliner Arbeitergärten entwickelten sich neben den Laubenkolonien und den Schrebergärten als eigene Form der Kleingärten. 1906 wurde Bielefeldt zum Generalsekretär des Zentraverbandes Deutscher Arbeiter- und Schrebergärten gewählt.

Hanseatische Landesversicheurngsanstalt am Anfang des 20. Jahrhunderts

Zum 1. Februar 1907 wurde Bielefeldt durch den Lübecker Senat zum Direktor der Landesversicherungsanstalt der Hansestädte mit Sitz in Lübeck berufen.[1] Er übte dieses Amt bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1924 aus. Auch in Lübeck setzte er sich für die Schaffung von Arbeitergärten ein. Nach einem Vortrag Bielefeldts in der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit im März 1908, in dem er die Bedeutung der Arbeitergärten für die Volksgesundheit sowohl wie für die Anbahnung eines friedlicheren und verständnisvolleren Verhältnisses zwischen den bemittelten und unbemittelten Schichten hervorhob[2], bildete sich ein Komitee, dem neben ihm auch Senator Ewers und Senator Vermehren angehörten, um die Anlage solcher Gärten zu ermöglichen. Schon im selben Jahr konnte eine Pacht-Fläche zwischen dem Elbe-Lübeck-Kanal und der Geniner Straße parzelliert und an Arbeiter vergeben werden. Bis 1928 entstanden allein in Lübeck auf 10 Gartenfeldern rund 2000 Gärten verschiedener Größe.[3]

Im Ersten Weltkrieg leitete Alwin Bielefeldt ehrenamtlich die Zentralstelle für Gemüsebau im Kleingarten beim Reichsernährungsamt. Von 1921 bis 1923 war er Präsident des Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands und wurde nach Niederlegung seines Amtes zu dessen Ehrenvorsitzenden ernannt. 1924 war er massgeblich an der Gründung einer Spar- und Darlehenskasse für den Reichsverband beteiligt und wurde zum ehrenamtlichen Vorsitzenden berufen.

In seinem Ruhestand blieb Bielfeldt zunächst in Lübeck. 1934 zog er sich nach Berlin in die Einsamkeit der Großstadt zurück, in dem Bewußtsein, meine soziale Lebenspflicht nach Möglichkeit erfüllt und meinen Charakter im Kampf um meine Ideale bewahrt zu haben, nachdem er nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten der Gewalt unterlegen war.[4]

Nach Bielefeldt ist ein 1928 gegründeter Kleingartenverein in Berlin-Lichtenberg an der Rhinstraße benannt.[5]

2011 wurde an seiner Wirkungssstätte in Lübeck, die inzwischen als städtisches Verwaltungszentrum genutzt wird, eine Gedenktafel angebracht.[6]

Schriften

  • Wie erlange ich sicher eine Invaliden- oder Altersrente oder eine Beitragserstattung auf Grund des Invaliditäts- u. Altersversichergsgesetzes? Praktische Rathschläge für Versicherte ... unter Berücksichtigung der Revisionsentscheidungen des Reichs-Versicherungsamts. Berlin: A. Asher & C. 1895
  • Die Heilbehandlung der gegen Unfall und Invalidität versicherten Arbeiter in Deutschland: im amtlichen Auftrage für die Weltausstellung zu Paris. Berlin: Asher 1900
  • mit Konrad Hartmann, Gustav Adolf Klein, Ludwig Lass, Friedrich Zahn: Die deutsche Arbeiterversicherung als soziale Einrichtung. Im Auftrag des Reichs-Versicherungsamts dargestellt für die Weltausstellung in St. Louis 1904. Berlin: Asher 1904
2. Auflage, im Auftr. d. Reichs-Versicherungsamts f. d. 7. internat. Arbeiterversich.-Kongr. in Wien 1905. Berlin: Asher 1905
3. Auflage im Auftr. d. Reichs-Versicherungsamts f. d. 5. internat. Kongreß f. Versicherungswiss. u. d. 4. internat. Kongreß f. Versicherungsmedizin in Berlin 1906. Berlin: Asher & Co. 1906
  • mit Heirnich Förster und Walter Reinhold: Zur Geschichte des deutschen Kleingartenwesens: Bearbeitet im Auftrag des Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands. Frankfurt a. M: Reichsverb. d. Kleingartenvereine Deutschlands 1931 (Schriften des Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands 21)

Literatur

  • Hartwig Stein: Inseln im Häusermeer : eine Kulturgeschichte des deutschen Kleingartenwesens bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs; reichsweite Tendenzen und Groß-Hamburger Entwicklung. 2., korrigierte Aufl., Frankfurt am Main [u.a.] : Lan 2000, zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 1997 ISBN 3-631-36632-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lübeckische Blätter 49 (1907), S. 66
  2. Lübeckische Blätter 50 (1908), S. 198
  3. Ehrung der Verdienste von Alwin Bielefeldt, Meldung des DRK-Kreisverbands Lübeck, abgerufen am 28. August 2011
  4. Brief an W. Reinhold vom 4. Februar 1935
  5. Kleingartenverein Alwin Bielfeldt
  6. Gedenktafel für Lübecks Vater der Kleingärten, Meldung vom 25. August 2011, abgerufen am 28. August 2011

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