August Servaes

August Servaes

August Servaes (* 31. Dezember 1832; † 12. Juli 1923) war ein deutscher Industrieller. Er war von 1873 bis 1903 Vorstandsvorsitzender der Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Außerdem war er interessenpolitisch aktiv.

Leben

Servaes studierte nach seinem Abitur am Gymnasium in Elberfeld (1851) zunächst Rechtswissenschaften. Im Anschluss daran trat Servaes 1859 in die Verwaltung der Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetriebe ein und organisierte die Verlegung des Konzernsitzes von Köln nach Laar bei Ruhrort. 1861 wurde er Vorstandsmitglied der Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb. Von 1873 bis 1902 war er Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.[1] Anschließend gehörte er bis 1920 dem Aufsichtsrat an.

Neben seiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit war er auch interessenpolitisch für die Industrie aktiv. Er war führend an der Gründung des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller beteiligt und leitete am 21. Oktober 1874 die Gründungsversammlung des Vereins in Berlin. Er war von 1874 bis zu seinem Tode 1923 Mitglied des Hauptvorstandes und von 1893 bis 1896 stellvertretender Präsident des Vereins.[2] Er plädierte für eine Schutzzollpolitik. Um die Interessen des Vereins durchzusetzen, forderte er möglichst den bürokratischen Instanzenweg und das Parlament zu umgehen und sich stattdessen direkt an Reichskanzler Otto von Bismarck zu wenden. Am 17. Juni 1880 gründeten unter der Leitung von Servaes dreizehn rheinisch-westfälische Konzerne eine "Konvention zur Beschränkung der Roheisenproduktion". Aus dieser Konvention entwickelte sich in den 1880er Jahren das rheinisch-westfälische Roheisenkartell.[3]

Die nordwestliche Gruppe des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller leitete er bis 1914 als Vorsitzender. Dem Gesamtverein stand er von 1906 bis 1909 vor. Außerdem war er Mitbegründer der Handelskammer Ruhrort und war von 1897 bis 1902 der erste Vorsitzende.[4]

Außerdem war er kommunalpolitisch tätig. Er war Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Ruhrort und war dort auch Beigeordneter. In einer Ersatzwahl wurde er am 27. Februar 1879 zum Reichstagsabgeordneten für den Wahlkreis Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen (Düsseldorf 6) gewählt und schloss sich der nationalliberalen Fraktion an, aus der er aber bereits am 12. Juni 1879 wieder austrat und sich am 27. Februar 1880 der "Liberalen Gruppe" anschloss. [5]

Ihm wurde der Ehrentitel eines Geheimen Kommerzienrates verliehen.

Literatur

  • Manfred Rasch, Gerald D. Feldmann: August Thyssen und Hugo Stinnes. Ein Briefwechsel 1898-1922. München, 2003 ISBN 978-3-406-49637-0 S.710
  • Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd.3: Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Ersten Weltkrieg 1849-1914. München, 1995 ISBN 3-406-32263-8 S.640f.

Anmerkung

  1. http://www.ihk-niederrhein.de/ihk.asp?his=1.7137.7141.7146&lang=de, 31. März 2010; dort auch ein Bild von Servaes
  2. Geun-Gab Bak: Industrielle Interessenpolitik im frühen Kaiserreich. Der Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller 1874 - 1895. Diss. phil. Bielefeld 1987, S. 344f
  3. Geun-Gab Bak: Industrielle Interessenpolitik im frühen Kaiserreich. Der Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller 1874 - 1895. Diss. phil. Bielefeld 1987, S. 172f
  4. http://www.ihk-niederrhein.de/ihk.asp?his=1.12.6190.7137.7139, 31. März 2010
  5. Specht, Fritz / Schwabe, Paul: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. 2. Aufl. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 167 - vgl. auch: Phillips, A.: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Verlag Louis Gerschel, Berlin 1883, S. 105

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