Dannenbaumsches Haus

Dannenbaumsches Haus
Das Dannenbaumsche Haus um 1900.
Aufnahme von Südosten.
Querschnitt durch das Gebäude.

Das Dannenbaumsche Haus (Assekuranznummer 2572)[1] war ein Patrizierhaus, in der Auguststraße 33 im Weichbild Altewiek der Stadt Braunschweig. Zumindest der Fachwerkteil wurde 1517 errichtet.[2] Wie fast die gesamte Bebauung der Auguststraße, wurde das Haus während des verheerenden Bombenangriffs vom 15. Oktober 1944 zerstört[3] und nie wieder aufgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gebäude hatte eine Breite von 20 Spann und vier Etagen, wobei die unteren beiden Geschosse als gotischer Massivbau ausgeführt waren, auf den später zwei Fachwerkgeschosse gesetzt wurden. Es wird vermutet, dass die gemauerten Untergeschosse evtl. bereits im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut wurden.[4] Die Rückseite des Gebäudes war jedoch gänzlich in Fachwerkbauweise ausgeführt.[2] Die Giebelwände waren ebenfalls massiv bis zum First gemauert. Holzbildhauer Simon Stappen[5] schuf verschiedene Schnitzereien, darunter auch den Laubstab über dem Massivbau. Auf dem Stab standen die Jahreszahl 1517 und die Inschrift „Och we kans geramen“.[2][Anm. 1][Anm. 2] Über dem Tor befanden sich vier Knaggen mit figürlichen Darstellungen des heiligen Andreas, des heiligen Magnus, des heiligen Autors, dem Braunschweiger Stadtheiligen, und der heiligen Anna selbdritt.[2] In der Diele im Erdgeschoss befand sich eine über mannshohe Balkenwaage, die über Generationen hinweg in Gebrauch war. In einer der beiden Brandmauern befand sich eine Kanonenkugel eingelassen, die 1615 bei der Belagerung der Stadt durch Truppen Herzog Friedrich Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel abgefeuert worden sein soll.[6] Um 1880 wurde das Gebäude renoviert. Zuletzt befand sich im Haus die Zucker- und Kolonialwarenhandlung der Gebr. Dannenbaum.[7]

Während des Zweiten Weltkrieges war im Dannenbaumschen Haus ein Luftschutzkeller mit Platz für 200 Personen eingerichtet.[8] Ein aus den Trümmern des Hauses geborgener Laubstab befindet sich heute im Haus „Hinter der Magnikirche 2“ integriert.[9]

Literatur

  • Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Verluste, Schäden, Wiederaufbau. Band 2: Süd, Wiesbaden 2000, ISBN 3-926642-22-X.
  • H. Edel: Die Fachwerkhäuser der Stadt Braunschweig. Ein kunst- und kulturgeschichtliches Bild, Appelhans Verlag, Braunschweig 1928
  • Paul Jonas Meier und Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig, 2. erw. Auflage, Braunschweig 1926
  • Norman-Mathias Pingel: Auguststraße, in: Braunschweiger Stadtlexikon, herausgegeben im Auftrag der Stadt Braunschweig von Luitgard Camerer, Manfred R. W. Garzmann und Wolf-Dieter Schuegraf unter besonderer Mitarbeit von Norman-Mathias Pingel, Braunschweig 1992, S. 24, ISBN 3-926701-14-5.
  • Constantin Uhde (Hrsg.): Die Konstruktionen und die Kunstformen der Architektur, Band II: Der Holzbau, Berlin 1903

Einzelnachweise

  1. Paul Jonas Meier, Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig, S. 71
  2. a b c d Paul Jonas Meier, Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig, S. 86
  3. Dieter Heitefuß: Aus Trümmern auferstanden. Braunschweig und sein Wiederaufbau nach 1945. Eine Bilddokumentation, Braunschweig 2005, ISBN 3-9803243-5-4, S. 119
  4. Ralf Busch: Braunschweig in alten Ansichten, Band 1, 15. Auflage, Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1995, S. 111
  5. Dieter Heitefuß: Erinnerungen an Alt-Braunschweig 1930–1960, Braunschweig 1995, ISBN 3-9803243-3-8, S. 82
  6. H. Edel: Die Fachwerkhäuser der Stadt Braunschweig. Ein kunst- und kulturgeschichtliches Bild, S. 15
  7. Norman-Mathias Pingel: Auguststraße, in: Braunschweiger Stadtlexikon, S. 24
  8. Bunker in Braunschweig
  9. Robert Slawski: Braunschweiger Fachwerk. Blicke in das 16. Jahrhundert. Ein Stadtrundgang. Braunschweig 1988, ISBN 3-920740-05-X, S. 24

Anmerkungen

  1. „‚Rahmen’ ist ein Ausdruck aus der Zimmermannssprache, noch heute gebräuchlich und heißt aufbauen, errichten.“ aus: H. Edel: Die Fachwerkhäuser der Stadt Braunschweig. Ein kunst- und kulturgeschichtliches Bild, Appelhans Verlag, Braunschweig 1928, S. 14
  2. Nach Andrea Boockmann bedeutet der Spruch: „Wer kann es erreichen.“, s.: Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528, Band 35 der Reihe Die Deutschen Inschriften, Gesammelt und bearbeitet von Andrea Boockmann auf Grund einer von 1945 bis 1986 vorgenommenen Materialsammlung des Herrn Oberstudiendirektors Dr. Dietrich Mack (†), Braunschweig, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1993, ISBN 978-3-88226-513-2, S. XLIX

Weblinks

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