- Bakuninhütte
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Die Bakuninhütte ist eine geschichtsträchtige Wanderhütte der Arbeiterbewegung bei Meiningen auf dem Berg Hohe Maas. Die Erbauer der Hütte benannten sie nach Michail Bakunin, einem russischen Revolutionär, Anarchisten und Gegenspieler von Karl Marx. Als Motto für ihren Treffpunkt wählten sie „Freies Land und freie Hütte, freier Geist und freies Wort, freie Menschen, freie Sitte, zieht mich stets zu diesem Ort“.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In den Anfangstagen der Weimarer Republik gründeten gewerkschaftlich organisierte Arbeiter in Meiningen 1919 eine Ortsgruppe der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD). Von 1919 bis 1933 war sie die wichtigste Organisation des deutschen Anarchosyndikalismus.
Schon im Jahr nach der Gründung erwarben die Meininger Syndikalisten auf der Hohen Maas ein etwa eine Stunde Fußweg vom Stadtzentrum entferntes ½ ha großes Grundstück, auf der Gemarkung Ellingshausen. Von 1920 bis 1925 bestellten sie das Land in kollektiver Arbeit, um über die Notzeiten hinweg zu kommen, bis sich die Versorgungslage besserte. Aus Feldsteinen schichteten sie 1925 eine erste Hütte auf. Mit dem amtlichen Eintragungsdatum vom 26. Januar 1927 gründeten die Syndikalisten den „Siedlungsverein gegenseitige Hilfe“. In weiteren Ausbaustufen entstand ein massives zweistöckiges Gebäude aus Stein. Die freie Bakuninhütte wurde bald zu einem Anlaufpunkt nicht nur für Arbeiterfamilien aus der Umgebung, sondern auch für Anarchosyndikalisten und Freigeister aus der ganzen Republik. Ein Sommerlager der Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend Deutschlands wurde auf der Hohen Maas abgehalten, der Publizist Erich Mühsam war zu Gast. Mit Fritz Scherer, einem anarchistischen Vagabunden, hatte die Hütte für einige Monate sogar einen Hüttenwart. Die Hütte und das Grundstück stand für alle Menschen frei zur Verfügung, so auch das selbst gebaute Kettenkarussell für die Kinder.
1932 wurde nochmals umgebaut und erweitert, im Jahr darauf verboten die Nationalsozialisten die FAUD und lösten den Siedlungsverein auf. Die SS-Meiningen nutzte das Gelände als Unterkunft und Übungsplatz. 1938 kaufte ein Parteigenosse die Hütte und wurde 1945 von den Sowjets enteignet. Das Gebäude ging gegen den Willen der Erbauergemeinschaft in den Besitz der SED über, wurde unter anderem von der FDJ als Herberge und für Ferienlager genutzt. 1967 übernahm die 13. Volkspolizei-Bereitschaft Meiningen das Gelände und der Führungs-Stab wählte die Hütte zu seinem Quartier. Mehrere Hundertschaften absolvierten hier den militärischen Teil der Ausbildung.
Bis zur Wende war die Hohe Maas Sperrgebiet, und erst als das Bundesvermögensamt 1990 das Areal übernahm, war das Gebiet für die Meininger wieder zugänglich. Zeitgleich fanden sich Menschen zusammen, die sich für die Geschichte der Hütte interessierten und sie als lebendiges Denkmal erhalten wollten. 2006 wurde der „Wanderverein Bakuninhütte“[1] gegründet, der die Hütte nutzt und erhält.
Weiterführende Literatur
Bücher:
- Initiativgruppe zur Rückgewinnung der Bakuninhütte (Hrsg.), Die Bakuninhütte in Geschichte und Gegenwart. (FAU/IAA), Halle 1993.
- Wanderverein Bakuninhütte e.V. (Hrsg.), Rebellenheil. Gedenkschrift für Fritz Scherer. Vagabund, Wanderer, Hüttenwart, Anarchist. Mit DVD: Landstraße, Kunden, Vagabunden. Teil 1 und 2 einer RBB-Produktion. Karin Kramer Verlag, Berlin 2010. ISBN 978-3-87956-350-0
- Seminarfacharbeit, Was ist geblieben von der Bakuninhütte?. Ilmenau-Kolleg, 2010.
Zeitschriften:
- Artikel über die Bakuninhütte: Seid Helfer beim Aufbau. In: „Der Syndikalist“, Nr. 38, September 1931.
Weblinks
- Artikel zur Geschichte der Bakuninhütte im FW Meininger Tageblatt
- Autor Rolf Cantzen. Manuskriptdienst Südwestrundfunk (SWR2). Anarcho-Syndikalismus in der Weimarer Republik. Gesendet am 13. März 2009. PDF 53 kB, 13 Seiten. Abgerufen am 29. September 2010.
- Bilder der Bakuninhütte. „Info Syndikalismusforschung“.
- Linke Geschichte im Abseits. Einmaliges Zeugnis der anarchistischen Arbeiterbewegung der 1920er Jahre.
- Die freie Hütte. Artikel vom 5. Januar 2011 in Neues Deutschland.
Einzelnachweise
50.56278210.462396Koordinaten: 50° 33′ 46″ N, 10° 27′ 44,6″ OKategorien:- Wanderverein
- Arbeiterbewegung
- Geschichte des Anarchismus
- Meininger Geschichte
- Schutzhütte
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