Barbara Just-Dahlmann

Barbara Just-Dahlmann
Barbara Just-Dahlmann mit Willy Brandt, Verleihung der Theodor-Heuss-Medaille 1970

Barbara Just-Dahlmann (* 2. März 1922 in Posen; † 27. Juli 2005 in Mannheim) war eine deutsche Juristin und Autorin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach ihrem Studium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo sie auch Assistentin von Erik Wolf war,[1] promovierte Barbara Dahlmann 1944 über den Einfluss ausländischer Strafrechte auf das polnische Strafgesetzbuch.[2] 1954 wurde sie Staatsanwältin in Mannheim, später Oberstaatsanwältin.

Aufgrund ihrer Polnisch-Kenntnisse wurde die aus Posen stammende Just-Dahlmann zur Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen Ludwigsburg abgeordnet, um polnische Zeugenaussagen zu übersetzen, und erlangte so tiefe Einblicke in das Unrechtssystem des Nationalsozialismus. In der Folge kritisierte sie scharf die schleppende Verfolgung von NS-Verbrechern und milde Urteile. Sie wurde Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Mannheim und engagierte sich als Protestantin für die Aussöhnung von Christen und Juden. Bundesweite Aufmerksamkeit erreichte ihre Rede auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum 1961, in der sie die erschwerten Bedingungen der Strafverfolgung von NS-Tätern schilderte.[3][4]

Auf dem Deutschen Juristentag 1968 stieß sie als Erste Staatsanwältin mit einem Aufsehen erregenden Vortrag die Diskussion zur Reform des Sexualstrafrechts an.[5]

1980 wechselte sie zum Amtsgericht Schwetzingen und wurde als erste Frau in Baden-Württemberg Direktorin eines Amtsgerichts.[6] Sechs Jahre lang war sie Bundesvorsitzende der Evangelischen Akademikerschaft in Deutschland.

Barbara Just-Dahlmann war verheiratet mit Helmut Just, Richter am Landgericht Mannheim.

Sie veröffentlichte mehrere Bücher, zum Teil mit autobiographischen Zügen.

Auszeichnungen

Barbara Just-Dahlmann wurde 1970 mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet. 1980 erhielt sie den Moses-Mendelssohn-Preis, 1985 die Hedwig-Burgheim-Medaille und 1989 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und die Medaille der Hauptkommission zur Verfolgung der NS-Verbrechen in Warschau.

Weblinks

 Commons: Barbara Just-Dahlmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Profil bei autoren-bw.de
  2. Dissertation im Katalog der Universitätsbibliothek Freiburg
  3. Bumke schwieg. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1961 (online).
  4. Versöhnung der Opfer? In: Die Zeit, Nr. 13, 1988
  5. Klaus Laubenthal: Sexualstraftaten. Berlin 2000, Seite 6 Rdn. 12 und Fn. 21; ferner Werner Sarstedt: Vorwort zu Barbara Just-Dahlmann: „Tagebuch einer Staatsanwältin“
  6. Holger Radke, Günter Zöbeley: Die Gerichte im Landgerichtsbezirk Mannheim. (PDF) In: Michael Lotz (Red.), Werner Münchbach (Hrsg.): Festschrift 200 Jahre Badisches Oberhofgericht – Oberlandesgericht Karlsruhe. Karlsruhe 2003

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Just — ist ein seltener männlicher Vorname, Kurzform von Justus (Vorname) Just Scheu (1903–1956), deutscher Komponist, Filmschauspieler und Rundfunksprecher Just ist der Familienname folgender Personen: Adolf Just (1859–1936), deutscher Naturheilkundler …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Schlingensiepen — (* 13. August 1896 in Barmen; † 4. Februar 1980 in Bonn) war ein deutscher evangelischer Theologe und Professor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Familie 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Moses Mendelssohn Preis — Der Moses Mendelssohn Preis ist eine vom Berliner Senat gestiftete Auszeichnung. Mit ihm werden Personen, Gruppen und Institutionen geehrt, die durch besondere Verdienste auf geistig literarischem oder religiös philosophischem Gebiet oder durch… …   Deutsch Wikipedia

  • Moses-Mendelssohn-Preis — Der Moses Mendelssohn Preis (nicht zu verwechseln mit der Moses Mendelssohn Medaille) ist eine vom Berliner Senat gestiftete Auszeichnung. Mit ihm werden Personen, Gruppen und Institutionen geehrt, die durch besondere Verdienste auf geistig… …   Deutsch Wikipedia

  • Moses-Mendelssohn-Preis — Moses Mẹndelssohn Preis,   1979 vom Senat von Berlin (West) gestiftet, seit 1980 alle zwei Jahre verliehen für Verdienste um die »Förderung der Toleranz gegenüber Andersdenkenden und zwischen Völkern, Rassen und Religionen«, mit 20 000 DM… …   Universal-Lexikon

  • Arnold-Freymuth-Gesellschaft — Die Arnold Freymuth Gesellschaft (AFG) ist eine 1992 in Hamm gegründeter bundesweiter Verein für Zivilcourage. Sie erinnert an den unerschrockenen Demokraten und Richter Arnold Freymuth (1872 1933). Geschichte Die Gründung war eine Reaktion auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Arnold-Freymuth-Preis — Die Arnold Freymuth Gesellschaft (AFG) ist eine 1992 in Hamm gegründeter bundesweiter Verein für Zivilcourage. Sie erinnert an den unerschrockenen Demokraten und Richter Arnold Freymuth (1872 1933). Geschichte Die Gründung war eine Reaktion auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Hedwig-Burgheim-Medaille — Die Universitätsstadt Gießen verleiht die Hedwig Burgheim Medaille in Anerkennung und Würdigung hervorragender Verdienste um Verständigung und Verständnis zwischen den Menschen und im verpflichtenden Gedenken an die bis heute fortwirkende… …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor-Heuss-Medaille — Gebäude der Theodor Heuss Stiftung, Im Himmelsberg 16, Stuttgart Verleihung des Theodor Heuss Preises 1970 Die überparteiliche Theodor Heuss Stiftung wurde 1964 n …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor-Heuss-Preis — Gebäude der Theodor Heuss Stiftung, Im Himmelsberg 16, Stuttgart Verleihung des Theodor Heuss Preises 1970 Die überparteiliche Theodor Heuss Stiftung wurde 1964 n …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”