Erik Wolf

Erik Wolf

Erik Wolf (* 13. Mai 1902 in Biebrich; † 13. Oktober 1977 in Oberrotweil) war ein deutscher Rechtsphilosoph und Kirchenrechtler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach der Teilnahme von 1914 bis 1918 als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg studierte Wolf Volkswirtschaft, Geschichte, Philosophie und anschließend Rechtswissenschaften. 1924 wurde er an der Universität Jena promoviert. In den Jahren 1924/25 folgten weitere Studien an der Universität Heidelberg, wo er 1925 Wissenschaftlicher Assistent wurde. 1927 habilitierte er sich in Heidelberg.

1927/28 hatte er eine Vertretungsprofessur in Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Kiel inne, 1930 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte der Rechtswissenschaft und Rechtsphilosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1967 wurde er emeritiert.

Wolf, der Mitglied der NSDAP war,[1] wurde 1933 vom damaligen Rektor Martin Heidegger zum ersten Dekan nach der Machtübernahme ernannt.[2] 1934 publizierte Wolf die Abhandlung Das Rechtsideal des Nationalsozialistischen Staates,[1], in der er unter anderem schrieb: „Zu den nichtarischen Volksgästen, denen keine Rechtsstandschaft zukommt, gehören rassisch Fremdstämmige und Ausländer“.[3] Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er beim NS-Projekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften mit.[1] Nach den Erinnerungen Günter Spendels war Wolf trotz anfänglicher positiver Ausführungen zugunsten des Regimes bald ein "entschiedener Gegner" des Regimes. Spendel prophezeite er im Sommer 1941, dass Deutschland den Krieg trotz der Anfangserfolge verlieren werde. Nach dem 20. Juli 1944 bestellte ihn die Freiburger Gestapo ein. Dabei drohte der vernehmende Beamte, Wolf kenne ja als Rechtsgelehrter aus der Rechtsgeschichte die Mittel, mit denen man einem Geständnis nachhelfen könne.[4]

Erik Wolf, der 1930 Kirchengemeinderat in Freiburg war, engagierte sich ab 1936 als Mitglied der Bekennenden Kirche und erarbeitete zusammen mit Franz Böhm, Constantin von Dietze, Adolf Lampe und Gerhard Ritter im Freiburger Kreis die von der Leitung der Bekennenden Kirche beauftragte Freiburger Denkschrift "Politische Gemeinschaftsordnung: ein Versuch zur Selbstbesinnung des christlichen Gewissens in den politischen Nöten". Ein Schlüsselsatz lautete: "Es gibt keinen Dämon, der dringender der Zähmung und Fesselung bedürfte, als den Dämon der Macht."

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1946 bis 1948 Vorsitzender des Verfassungsausschusses der EKD sowie 1948 Delegierter der Weltkirchenkonferenz in Amsterdam (Gründungsversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen).

Wolf lebte seit 1959 im Kaiserstühler Dorf Oberrotweil (Stadt Vogtsburg im Kaiserstuhl), wo er auch bestattet ist.[5]

Herausgeberschaft

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 685.
  2. Traugott Wolf: Protestantismus und Soziale Marktwirtschaft: Eine Studie am Beispiel Franz Böhms. München 1997, S. 50.
  3. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch 2005, S. 685.
  4. Eric Hilgendorf (Hrsg.): "Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen", Berlin/New York 2010, S. 529ff.
  5. Alexander Hollerbach, In memoriam Erik Wolf, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte : Kanonistische Abteilung 65 = 96 = 109 (1979), S. [455] - 461; als Sonderdruck aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: [1]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wolf (Nachname) — Verteilung des Nachnamens Wolf in Deutschland Wolf ist ein deutscher Familienname. Herkunft Der Familienname Wolf kann auf verschiedene Wurzeln zurückgehen. Der Name kann einfach von dem Vornamen Wolf (auch als Abkürzung von Wolfgang) abgeleitet… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf (Familienname) — Verteilung des Nachnamens Wolf in Deutschland Wolf ist ein deutscher Familienname. Herkunft Der Familienname Wolf kann auf verschiedene Wurzeln zurückgehen. Der Name kann einfach von dem Vornamen Wolf (auch als Abkürzung von Wolfgang) abgeleite …   Deutsch Wikipedia

  • Erik Zimen — (* 12. Mai 1941 in Schweden; † 19. Mai 2003 in Grillenöd bei Haarbach in Niederbayern) war ein Biologe, der auf dem Gebiet der vergleichenden Verhaltensforschung über die Evolution der Haustierwerdung und die Verhaltensgenetik der Domestikation… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf Herre — (* 3. Mai 1909 in Halle (Saale); † 12. November 1997 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Zoologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Anekdote und Zitat …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf-Heinrich von Helldorf — Wolf Heinrich Graf von Helldorf …   Deutsch Wikipedia

  • Erik Werba — (* 23. Mai 1918 in Baden, Niederösterreich; † 9. April 1992 in Hinterbrühl) war ein österreichischer Komponist und Pianist. Erik Werba besuchte die Akademie für Musik und darstellende Kunst sowie die Universität Wien.[1]; 1940 erfolgte an der… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf — (Canis lupus) Systematik Ordnung: Raubtiere (Carnivora) Überfamilie: Hundeartige (Canoidea) …   Deutsch Wikipedia

  • Erik Blumenthal — im Alter von 74 Jahren. Erik Blumenthal (Albert Helmut Erik Artur Blumenthal; * 9. September 1914 in Stuttgart; † 27. Juni 2004 in Immenstaad am Bodensee) war freischaffender Psychologe, Dipl. Graphologe und Psychotherapeut der i …   Deutsch Wikipedia

  • Erik Zabel — in 2009 Personal information Full name Erik Zabel Nickname Ete Born …   Wikipedia

  • Erik S. Klein — Erik Siegfried Klein (* 6. Februar 1926 in Radebeul; † 22. Oktober 2002 in Eichwalde) war ein deutscher Schauspieler. Leben Erik S. Klein ( …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”