Bau KG

Bau KG
Elbphilharmonie Hamburg Bau GmbH & Co. KG
(Kurz: Elbphilharmonie Bau KG oder kürzer: Bau KG)
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Sitz Hamburg
Leitung Heribert Leutner, Dieter Peters (beide auch Geschäftsführer der ReGe)
Umsatz 15.925.000,00 € (2007), 4.123.000,00 € (2008)
Gewinn 979.000,00 € (2008)
Branche Baumanagement
Website www.elbphilharmonie-bau.de

Die Elbphilharmonie Hamburg Bau GmbH & Co. KG (Kurz: Elbphilharmonie Bau KG oder kürzer: Bau KG) ist eine Kommanditgesellschaft mit der Stadt Hamburg als Kommanditistin und der ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft mbH als Komplementärin.

Die Bau KG gab bei der Adamanta (Commerzbank + Hochtief) den Bau der Elbphilharmonie in Auftrag und soll die Bauausführung überwachen sowie mit den Planungen der Architekten koordinieren.[1]

Wegen der Ausführung dieser Aufgabe geriet die Bau KG in die Kritik, es wurde der Parlamentarische Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Aufsichtsrat und Vorstand

Geschäftsführer der ReGe und der Elbphilharmonie Bau KG sind Heribert Leutner (Projektleiter Elbphilharmonie in der ReGe 2004 bis 2007 und seit 2008 Sprecher der Geschäftsführung)[2] sowie Dieter Peters. Bis 17. September 2008 war Hartmut Wegener Sprecher der Geschäftsführung.[3]

Der Aufsichtsrat der Elbphilharmonie Hamburg Bau GmbH & Co. KG besteht aus Johann C. Lindenberg (Vorsitzender), Wilhelm Friedrich Boyens, Haushaltsdirektor Hans Hinrich Coorssen (Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg), Eckhart Kottkamp, Jens-Ulrich Maier, Senatsdirektor Horst-Michael Pelikahn (Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt) und Staatsrat Reinhard Stuth[1], welcher nach seiner Versetzung in den Ruhestand[4] durch Staatsrat Nikolas Hill (Behörde für Kultur, Sport und Medien) ersetzt wurde.

Kritik

Der Bau der Elbphilharmonie ist überschattet von Bauzeitverzögerungen, Baukostensteigerungen und Qualitätsmängeln.[5][6] Ein Geschäftsführer war schon untragbar und musste daher gehen. Der jetzige Geschäftsführer Heribert Leutner bewegt sich auf dem „schmalen Grat zwischen dem Wunsch nach Weltklasse und Kostenkontrolle“. Seit seiner Einsetzung als Geschäftsführer hat er insbesondere den Bereich Vertragsmanagement um mehrere Mitarbeiter aufgestockt, um überhaupt die Kapazitäten zu haben, das zu bewältigen.[7]

Hauptakteure

Am Bau sind folgende Parteien beteiligt: Geldgeber sind das Investorenkonsortium IQ² sowie die Freie und Hansestadt Hamburg. Das Investorenkonsortium bedient sich der Projektgesellschaft Adamanta GmbH & KG zur Abwicklung des Projektes, die Stadt Hamburg hat die ReGe als Bauherrenvertreterin und für das städtische Projektmanagement eingesetzt. Ein Großteil der Planung und die Bauüberwachung obliegen den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron und ihren deutschen Partnern Höhler und Partner. Die Bauausführung liegt bei Hochtief im Auftrag der Adamanta.

Kostensteigerung

Entwicklung der Kostenschätzungen für die Elbphilharmonie in Millionen EUR [8]

Im Laufe der Planung und Umsetzung des Vorhabens verdreifachten sich die Projektkosten von ursprünglich 150 Mio. EUR im Jahr 2003 auf aktuell 450 Mio. EUR. Dem steht eine Vergrößerung des Projektes von einer im Jahr 2003 geplanten Bruttogeschossfläche von 84.000 m² um 43 % auf aktuell 120.000 m² gegenüber. Seit der Vertragsunterzeichnung zwischen dem Bauherren und dem Investor der Elbphilharmonie im Jahre 2006 sind die Baukosten allerdings deutlich mehr als die Geschossfläche, nämlich um insgesamt 86 % gestiegen.

Nach dem Ruf nach mehr „externem Sachverstand“ und dem Rauswurf des damaligen Elbphilharmonie-Chefmanagers Hartmut Wegener wird das Projekt bei der ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft unter der Leitung von Heribert Leutner (Vorstandssprecher der ReGe) durchgeführt.[9]

Bereits 2006 beliefen sich die Gesamtbaukosten auf 241,3 Mio. EUR. Davon sollten 138 Mio. EUR auf den öffentlichen Bereich entfallen, 103 Mio. EUR auf den privaten Bereich, den das Investorenkonsortium IQ², in dem sich die Hochtief AG und die Commerz Real AG zusammengeschlossen haben, trägt. Inklusive weiterer Projektkosten und abzüglich von Spendenmitteln hätten aus dem Haushalt der Freien und Hansestadt Hamburg 114,3 Mio. EUR finanziert werden müssen. Zusätzlich existierte ein Budget von 10 Mio. EUR für unvorhergesehene Baumaßnahmen. Dieses Budget wurde bereits mit Nachforderungen in Höhe von 7 Mio. EUR durch Schwierigkeiten bei den Nachgründungsarbeiten und ein neues Kühlsystem belastet.

Bei Nachtragsverhandlungen zwischen der Rege Hamburg und der Hochtief Construction AG im November 2008 wurde ein Nachtrag in Höhe von 137 Mio. EUR ausgehandelt (sogenannter „Nachtrag 4“[10]). Der Anteil der Stadt läge demnach bei 323 Mio. EUR. Dafür wurde die Rege von Peter Tschentscher sowie dem Bausachverständigen Franz-Josef Schlapka kritisiert.[10] Als personelle Konsequenz der Kostenentwicklung wurde der Leiter der städtischen Realisierungsgesellschaft, Hartmut Wegener, von seinen Aufgaben entbunden.[11]

Nach Medienberichten von Anfang 2010 stellt die Hochtief AG Nachforderungen von etwa 22,4 Mio. EUR.[12]

Verzögerung

Leutner erklärte, dass es ein eindeutiger Vertragsfehler im Regelwerk der ReGe mit Hochtief und dem Architekten gewesen sei, dass „die Terminplanung, die der Bauunternehmer im Vertrag hat, [...] nicht diejenige [war], die der Architekt im Vertrag hat. Das war einer der Kardinalfehler, die im Ursprungsvertrag leider zu finden sind.“[7] Der Architekt Pierre de Meuron meint, seine Planleistung sei termingerecht und komplett abgeliefert worden.[6]

Im Frühjahr 2010 legte Hochtief einen neuen Terminplan, wonach sich Eröffnung des Konzerthauses in der HafenCity auf Januar 2013 verschiebt.[13]

Baumängel

Der Bau wird durch die Firma Hochtief ausgeführt. Die ReGe bemängelte am 16. Mai 2010 „inakzeptable Baumängel“.[6] Die Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) forderte die Einrichtung einer wirkungsvollen Qualitätssicherung und kritisierte gereizt:

Es ist nicht ausreichend, dass Hochtief die Beseitigung der von ihnen verursachten Mängel zusagt. Ich erwarte von einem Unternehmen wie Hochtief vielmehr, dass sie von Anfang an hochwertige Qualität bauen

Karin von Welck: [6]

Die Baumängel ergeben sich aus einem Prüfbericht des mit der Bauaufsicht beauftragten Architektenduos Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Danach bestehen Sicherheitsmängel an tragenden Teilen.

Klagen

Am 7. April 2010 reichte die Bau KG Klage beim Landgericht Hamburg ein, um über die Adamanta das Subunternehmen Hochtief AG zur Verpflichtung auf eine „vertraglich zugesicherte, verbindliche Terminplanung“ zu zwingen. [14] Hochtief bestritt, die Verantwortung für diese Verzögerung zu tragen[15]

Umgekehrt reichte die Hochtief AG im April 2010 Klage gegen den in den Medien zitierten Bausachverständigen Schlapka ein, um diesen zu zwingen, bestimmte Äußerungen aus einem Spiegel-Online Interview nicht zu wiederholen. Schlapka bleibt jedoch bei seinen Vorwürfen gegen HochTief. [16][17]

Abschlag zurückbehalten

Die Bau KG hält wegen der im Mai 2010 geltend gemachten Baumängel einen Abschlag in Höhe von fünf Millionen Euro zurück, den sie normalerweise selben Monat hätte zahlen sollen.[18]

Untersuchungsausschuss

Am 5. Mai 2010 hat die Hamburgische Bürgerschaft auf Antrag der SPD einstimmig einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Elbphilharmonie eingesetzt. „Das Gremium soll die Ursachen und Hintergründe der Kostenexplosion beim Bau des prestigeträchtigen Konzerthauses untersuchen.“[13]

Der SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher wurde zum Vorsitzenden gewählt und der SPD-Abgeordnete Rolf-Dieter Klooß wurde sein Stellvertreter.[19][20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Beteiligungsbericht 2008. Hamburg, S. 229, abgerufen am 14. Juni 2010.
  2. Zur Person Heribert Leutner in Hamburger Abendblatt vom 16. April 2010.
  3. Senatorin von Welck stellt neue ReGe-Geschäftsführung vor, ReGe. 2. Oktober 2008. 
  4. Artikel Welt online: Kulturstaatsrat Reinhard Stuth entlassen. Abgerufen am 14. Juni 2010.
  5. Dahlkamp, Jürgen; Latsch, Gunther; Ulrich, Andreas: Neuschwanstein an der Elbe. In: Der Spiegel. 22. März 2010, abgerufen am 30. April 2010.
  6. a b c d Martin Kopp und Katja Engler: Elbphilharmonie-Architekten prangern Baumängel an : Prüfbericht listet Sicherheitsversäumnisse und Fehlkonstruktionen auf - Von Welck reagiert vor heutigem Krisengipfel gereizt. In: Die Welt. 17. Mai 2010, abgerufen am 18. Mai 2010.
  7. a b Kathrin Schmid und Ann-Kathrin Johannsmann: Kostenexplosion bei Elbphilharmonie soll Untersuchungsausschuss beschäftigen. Abgerufen am 5. Mai 2010.
  8. Petra Schellen: Glasmonster frisst 500 Millionen. In: taz. 27. November 2008, abgerufen am 27. November 2008.
  9. Peter Ulrich Meyer: „Die Kompetenz reichte nicht aus“, Hamburger Abendblatt vom 19. September 2008. (Auch online).
  10. a b ots / ReGe: Elbphilharmonie: Anfechtung teurer als Nachtrag 4. Abgerufen am 3. Mai 2010.
  11. Preis des Prestigeobjekts steigt weiter. In: Hamburger Abendblatt. 27. November 2008, abgerufen am 27. November 2008.
  12. Der Streit um die Elbphilharmonie geht weiter. Auf: Welt-online, 28. Januar 2010.
  13. a b ddp.nrd: Bürgerschaft setzt Untersuchungsausschuss zur Elbphilharmonie ein - Auch die politische Verantwortung für die Fehlentwicklung soll geklärt werden. Abgerufen am 7. Mai 2010.
  14. NDR.de, abgerufen 7. April 2010
  15. Bauverzögerung - Stadt verklagt Hochtief wegen Elbphilharmonie. NDR, abgerufen am 28. April 2010.
  16. Hochtief klagt gegen Gutachter. In: Hamburger Abendblatt. 25. April 2010, abgerufen am 25. April 2010.
  17. Interview Gutachter Elbphilharmonie. In: Spiegel Online. 22. März 2010, abgerufen am 25. April 2010.
  18. Stefan Grund, Eva Eusterhus: Elbphilharmonie: Hamburg hält Zahlung zurück in Die Welt vom 12. Juli 2010, Ausgabe Hamburg Seite 29.
  19. Parlamentarischer Untersuchungsausschuss: Elbphilharmonie (11 Mitglieder). Hamburgische Bürgerschaft, abgerufen am 7. Mai 2010.
  20. dpa/lno: Elbphilharmonie-Ausschuss nimmt Arbeit auf. In: Die Welt. 12. Mai 2010, abgerufen am 15. Mai 2010.

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