- Beifang (Fischerei)
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Als Beifang werden in der Fischerei diejenigen Fische und andere Meerestiere bezeichnet, die zwar mit dem Netz oder anderen Massenfanggeräten gefangen werden, nicht aber das ursprüngliche Fangziel sind. Der Beifang wird zum Teil verwertet, zum größten Teil aber, als Abfall (Fachausdruck Discard oder auch Rückwürfe) betrachtet, wieder über Bord geworfen. Die Gründe für Beifang bestehen einerseits in den Fangtechniken, die nicht selektiv sind, und andererseits in einem nicht nachhaltigen Fischereimanagement. So dürfen die Fischer aufgrund gesetzlicher Regelungen manche Fische gar nicht anlanden, auch wenn diese verwertbar wären. Die beigefangenen Tiere überleben dies häufig nicht. Auch Wale, Delfine, Robben, Schildkröten, Seevögel, Haie und Rochen sterben als Beifang.
Inhaltsverzeichnis
Geschätzte Fangzahlen
Nach Angaben des WWF fallen pro Jahr rund 300.000 Wale, 300.000 Seevögel, mehrere Millionen Haie und 250.000 Meeresschildkröten der Fischerei zum Opfer.[1] Die Beifangmenge in der Shrimpfischerei macht bis zu 80 Prozent vom Fang aus. In der Nordsee wird besonders viel Beifang entsorgt. Dort wird jährlich ein Drittel des Fangs als Müll über Bord geworfen. Das sind eine Million Tonnen Fisch und andere Meerestiere. In einigen Fanggebieten wird das Meer durch den Beifang so schwer geschädigt, dass ganze Ökosysteme in Mitleidenschaft gezogen werden. Beifänge gehen in keine Fangstatistik ein. Sie werden bei der Berechnung der Fangquoten nicht berücksichtigt. Schätzungen von Greenpeace gehen von weltweit 39 Millionen Tonnen Beifang jährlich aus (Jahres-Fischereiertrag 2003 ca. 140 Millionen Tonnen weltweit). Darunter sind 650.000 Robben. In Südkorea gehen hundertmal mehr Delfine und Wale als so genannter Beifang in die Netze als in jenen Ländern, die nicht mit Walfleisch handeln. Es wird angenommen, dass die Südkoreaner so das Verbot des kommerziellen Walfangs umgehen.[2]
Fangmethoden und Opfer
Bei verschiedenen Fangmethoden wird unterschiedlicher Beifang an Bord der Schiffe gezogen. Delfine, und selbst Großwale kommen in den Netzen um oder verletzen sich schwer. Vögel verfangen sich häufig an den Haken der Langleinen[3]. Sie fressen die Köder oder die Fische, die an den Leinen hängen, können sich nicht mehr von den Haken befreien und ertrinken.[4] In Grundschleppnetzen verfangen sich nicht nur Fische, von denen die Wenigsten verwertet werden. Es werden auch Muscheln, Seesterne, Schwämme und Quallen gefangen.
Möglichkeiten zur Beifangreduzierung
Eine Möglichkeit, den Beifang zu reduzieren, sind akustische Signalgeber. Diese Pinger geben Laute ab und sollen so Delfine abschrecken. Es existieren bereits Netze mit Fluchtklappen für Delfine und andere Nichtzielarten. Meeresschildkröten werden nicht so häufig gefangen, wenn man die Netze der Shrimpfischer mit Stahlgewichten beschwert. Bei der Langleinenfischerei auf Thunfisch kann der Beifang von Meeresschildkröten durch anders geformte Rundhaken (sogenannte Circle Hooks) um bis zu 90 Prozent verringert werden. Deutlich weniger Seevögel werden mit den Langleinen gefangen, wenn man die Haken anders befestigt.
Ob Beifänge verwertet werden dürfen oder nicht hängt von der nationalen Gesetzgebung ab. So müssen Fischer in Norwegen den ganzen Fang in den Hafen bringen, in der EU und anderen Ländern gilt ein Beifangverbot, das besagt, dass Beifänge über Bord geworfen werden müssen.[5]
Mit dem selektiven Fischfang beschränken sich die Fischer auf eine bestimmte Fischart.
Situation in Europa
Neben ungewollten Fischfängen, verfangen sich viele Seevögel in den Fischnetzen. Laut NABU sterben jedes Jahr (2011) allein durch die Flotten der EU-Mitgliedstaaten mehr als 200 000 Seevögel in Fischnetzen. Die Europäische Kommission hat 2010 damit begonnen einen Aktionsplan zur Reduktion der Seevogel-Beifänge zu entwickeln. Naturschutzverbände verweisen auf einfach umzusetzende technische Schutzmaßnahmen etwa in der Langleinenfischerei, die von Länden wie Südafrika und Norwegen schon lange umgesetzt werden.
BirdLife International in Europa fodert von der EU-Kommission den „Beifang“ der europäischen Fischerei wirksam zu reduzieren. Das Bundesamt für Naturschutz erstellte eigene Studien an der deutschen Ostseeküste und erarbeitete Vorschläge für das künftige Fischereimanagement in marinen Schutzgebieten. NABU-Präsident Olaf Tschimpke forderte in diesem Zusammenhang: „Die Mitgliedstaaten müssen das dringend benötigte Geld bereitstellen, um Beifang-Daten zu erheben und umweltschonende Fangtechniken weiter zu entwickeln.“[6] Fischer, die diese Techniken einsetzen, sollen nach Vorschlag des NABU belohnt werden, etwa mit einem bevorzugten Zugang zu Fischbeständen oder erhöhten Fangquoten.
Siehe auch
Literatur
- Peter C. Mayer-Tasch: Meer ohne Fische? Profit und Welternährung. 1. Aufl. Campus Verlag, 2007, ISBN 3-593-38350-0
- Buchholz, S., M. Kreuels, et al. (2008): Beifänge - lästig oder wertvoll? Der Wert von Beifängen in Erfassungsprojekten von Wissenschaft und Umweltplanung. Natur in NRW (NiN), 4: 1-4. (PDF)
Einzelnachweise
- ↑ WWF: Millionen Haie verenden qualvoll
- ↑ Greenpeace
- ↑ Video
- ↑ Lighthouse Foundation: Langleinenfischfang
- ↑ Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- ↑ NABU Pressemeldung:BirdLife und NABU fordern Ende des massenhaften Vogeltods in Fischernetzen , Nr. 94/11, 29. Juni 2011
Weblinks
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