- Blue Moon (Lied)
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Blue Moon ist ein von Richard Rodgers (Musik) und Lorenz Hart (Text) im Jahr 1933 verfasster Song, der sich stilübergreifend zum Evergreen und Jazzstandard entwickelt hat und in der Version der Marcels zum Millionenseller wurde. Es handelt sich um den einzigen Titel der beiden Autoren, der nicht Bestandteil eines Musicals war.
Inhaltsverzeichnis
Entstehungsgeschichte
Der Song weist eine in der Musikgeschichte ungewöhnliche Entwicklung auf, denn für die im Jahr 1933 entstandene Melodie mit seltenen Akkordwechseln sind in der Folgezeit insgesamt vier Textvarianten verfasst worden.
Erste Textvariante
Rodgers und Hart waren gerade seit Mai 1933 bei der Filmproduktion von Metro-Goldwyn-Mayer als Filmmusik-Komponisten unter Vertrag, als sie den Auftrag für das Musical-Comedy-Projekt „Hollywood Revue of 1933“ erhielten. Sie schrieben hierfür noch im Mai 1933 insgesamt 12 Titel, von denen drei in das Drehbuch übernommen wurden. Es handelte sich um Prayer (Oh Lord Make Me A Movie Star) (gesungen von Jean Harlow; dem Vorläufer von Blue Moon), I'm One of the Boys (Nina Mae McKinney) und Black Diamond (Joan Crawford). Diese Musiktitel wurden jedoch ebenfalls nicht im Film präsentiert. Im Drehbuch wird der Titel Prayer am 14. Juni 1933 für den Film unter Nummer 225 geführt, die Anmeldung des Urheberrechts (konkret US-amerikanisches Copyright) als unveröffentlichte Arbeit erfolgte am 10. Juli 1933. Nach vielen personellen Fluktuationen in der Besetzung kam das Projekt am 24. Mai 1934 unter dem Titel Hollywood Party in die Kinos.
Zweite und dritte Version
Danach wurde die Melodie von Prayer für den MGM-Film Manhattan Melodrama im März 1934 mit neuem Text versehen und erhielt den Titel It’s Just That Kind of Play (Manhattan Melodrama), gesungen von Shirley Ross, das Copyright hierfür wurde am 30. März 1934 registriert. Der Song wurde jedoch im Film erneut nicht verwendet. Anstatt dessen bat MGM die beiden Autoren, für den Film noch einen Nachtklub-Titel zu schreiben. Lorenz Hart verfasste für die Melodie nun die dritte textliche Version unter dem Titel Prayer (The Bad in Ev’ry Man), der mit Sängerin Shirley Ross die Endkontrolle überstand und im Film am 2. Mai 1934 erstmals in den Kinos erschien.
Vierte Fassung
Aber das war noch nicht die letzte Morphologie der Komposition. Kurz nach Erscheinen des Films schlug MGM-Musikverleger Jack Robbins von Robbins Music Publishing dem Autorenteam vor, den Song mit kommerziellerem, romantischerem Text und griffigen Reimen zu versehen und versprach, ihn dann von Küste zu Küste bekannt zu machen. Ergebnis war bereits am nächsten Tag[1] der Titel Blue Moon, der im November 1934 zum Copyright eingereicht wurde. Texter Hart setzte den Wunsch beim vierten Versuch fast sarkastisch und widerwillig um und verfasste unter der vierten Titelvariante einen Text, der seiner Ansicht nach zu wenig Tiefgang habe.[2] In dieser Modifikation wurde Blue Moon in der Radiosendung Hollywood Hotel platziert und dort als Eröffnungsmelodie noch im Jahr 1934 eingesetzt, gespielt vom Orchester Raymond Paige. Davon wurde am 5. April 1934 eine Single-Fassung unter dem Titel Once in a Blue Moon eingespielt (Victor #24604).
Der Titel Blue Moon ist von der auf das Jahr 1528 zurückgehenden Redewendung „blue moon“ abgeleitet, die so viel wie „ganz selten“ oder sogar „niemals“ bedeutet. Die heutigen Redewendungen „until a blue moon“ oder „once in a blue moon“ können mit „am Sanktnimmerleinstag“ übersetzt werden. Damit wird zudem im englischen Sprachraum ein zweimaliger Vollmond im selben Monat ausgedrückt, ein seltenes Phänomen, das etwa alle 2 ½ Jahre vorkommt.
Im Song wird das Liebesglück besungen, das der Sänger bisher für ziemlich unwahrscheinlich gehalten hat (eben „once in a blue moon“). Gleichzeitig wird dies auch als Wortspiel verwendet, denn der Protagonist ist traurig („blue“), bis er schließlich dieses Liebesglück gefunden hat.
Erste Schallplattenproduktionen
Nun schien sich auch die Musikindustrie für den Titel zu interessieren, denn bereits am 16. November 1934 stand Glen Gray mit seinem Casa Loma Orchestra (und Sänger Kenneth Sargent) im Tonstudio und nahm die erste kommerziell eingesetzte Schallplattenaufnahme hiervon auf. Sie erreichte den ersten Rang der Hitparade, auf dem sie für 3 Wochen verblieb. Es handelte sich um einen der ersten großen Hits des gerade im August 1934 gegründeten Plattenlabels Decca Records (#312). Kurz danach entstand eine erste Coverversion von Ted Fiorito am 19. November 1934, es folgte Frankie Trumbauer & Orchestra (20. November 1934 mit Trompeter Bunny Berigan). Ray Noble stand am 12. Januar 1935 zusammen mit Al Bowlly im Studio und platzierte seine Fassung auf Rang 5 der Charts. Oft als Original angesehen wird die Fassung von Connee Boswell, die jedoch erst am 15. Januar 1935 entstand und damit zeitlich wesentlich später als das wirkliche Original. Die nächste Chartnotiz gelang dem Benny Goodman Orchestra mit seiner vom selben Tag (15. Januar 1935) stammenden Aufnahme mit der Bandvokalistin Helen Ward, die bis auf Rang 2 vordrang.
Weitere Coverversionen
Musikologisch bedeutende Coverversionen stammen insbesondere von Frank Sinatra, Mel Tormé und Billy Eckstine. Frank Sinatra hat den Titel mehrfach aufgenommen. Seine erste Fassung mit seinem neuen Begleit-Orchester von Tommy Dorsey stammt vom 21. November 1940 bei der WEAF Radio Station. Die einzige kommerzielle Studioaufnahme wurde zusammen mit dem Orchester von Nelson Riddle am 1. September 1960 für die LP Sinatra’s Swingin’ Sessions aufgenommen. Mel Tormé präsentierte seine Fassung im Film über das Leben der beiden Komponisten Rodgers/Hart, Words And Music. Der ebenfalls von MGM produzierte Film kam am 31. Dezember 1948 in die Kinos, die Platte hierzu erschien im April 1949 und brachte es bis auf Platz 20. Billy Eckstine mit dem Orchester Hugo Winterhalter kam im März 1949 bis auf Rang 21. Ivory Joe Hunter stand am 27. November 1951 im Studio, eine Jazzfassung von Oscar Peterson entstand am 7. Dezember 1953.
Elvis Presley war noch bei Sun Records unter Vertrag, als er am 19. August 1954 Blue Moon aufnehmen ließ. An jenem Aufnahmetag entstanden noch Tomorrow Night und I’ll Never Let You Go. Das Aufnahmedatum ist umstritten, weil Produzent und Labelinhaber Sam Phillips sich bei der Matrixbeschriftung vertan hatte.[3] Take 4 dieser Sun-Session mit der ungewöhnlichen Elvis-Interpretation wurde im März 1956 auf der RCA-LP Elvis Presley berücksichtigt, am 8. September 1956 von RCA als Single veröffentlicht (Rang 55). Tony Bennett brachte am 28. Juli 1958 seine sentimentale Version hiervon heraus.
Caterina Valente sang es auf ihrem Album Caterina Valente in London aus dem Jahre 1964.
Millionenseller
Die Doo Wop-Formation Marcels nahm am 15. Februar 1961 insgesamt 4 Songs auf, von denen einer verworfen wurde. Produzent Stu Phillips übte mit dem Quintett den Ersatzsong Blue Moon innerhalb von einer Stunde, für den lediglich noch 10 Minuten Aufnahmezeit zur Verfügung standen; in nur 2 Takes war diese Fassung fertig. Davon wurde das erste Take auf Platte gepresst. Noch im Februar 1961 kam sie als erste Single der Gruppe auf den Markt. Die schnelle Doo Wop-Version der Marcels ist kaum noch als Blue Moon erkennbar, auch weil sie das Arrangement von Zoom Zoom Zoom der Doo Wop-Gruppe Collegians kopiert[4] [5] und mit intensiver Onomatopoesie versehen ist. Die Platte wurde von Radio-DJ Murray the K bei der Radiostation WINS in New York während eines einzigen Programms 26 Mal gespielt,[6] verharrte für 3 Wochen auf dem ersten Rang in den USA, für 2 Wochen in Großbritannien und verkaufte weltweit über 2,5 Millionen Exemplare.[7] Richard Rodgers hatte diese Fassung kritisiert und in zahlreichen Zeitungsanzeigen vor dem Kauf der Platte gewarnt; auch dem Musikmagazin Billboard war der stotterähnliche und hastige Gesang nicht entgangen.[8]
Ursel Jakob nutzte den mäßigen Erfolg der Marcels in Deutschland (Rang 13) aus und brachte im selben Jahr eine deutsche Fassung heraus, ohne hiermit die Charts zu erreichen. Erst Harry Glück brachte im Juni 1963 seinen einzigen Hit bis Rang 13 der deutschen Hitparade. Im November 1980 veröffentlichte Showaddywaddy eine Fassung für den britischen Markt.
Statistik
Von Blue Moon existieren der ASCAP zufolge insgesamt 113 Versionen.[9] Mit 808 (Richard Rodgers) und 354 (Lorenz Hart) urheberrechtlich registrierten Titeln gehören beide Autoren zu den erfolgreichsten der US-amerikanischen Musik. Blue Moon erschien in zahlreichen Filmen, darunter Words And Music (1948), Malaya (Premiere am 27. Dezember 1949), East Side West Side (22. Dezember 1949) oder With a Song in My Heart (4. April 1952).
Einzelnachweise
- ↑ Fred Bronson, The Billboard Book of Number One Hits, 1985, S. 87
- ↑ Jazzstandards über Blue Moon
- ↑ Elvis Presley Recording Sessions
- ↑ Tim Rice/Joe Rice/Paul Gambaccini, The Guinness Book of Number One Hits, 1988, S. 57
- ↑ Winley #224; Dezember 1957
- ↑ Fred Bronson, a.a.O., S. 87
- ↑ Joseph Murrells, Million Selling Recors, 1985, S. 154 f.
- ↑ Billboard-Magazin vom 3. April 1961, Vox Jox, S. 41
- ↑ ASCAP-Eintrag für Blue Moon
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