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dBASE war die erste weithin genutzte dateibasierende Datenbank-Applikation, genauer ein Datenbankmanagementsystem (DBMS) für Mikrocomputer, das von dem Unternehmen Ashton-Tate für das Betriebssystem CP/M entwickelt und vertrieben wurde. Später wurde die Datenbank-Applikation auf den IBM-PC unter DOS portiert.Die Basisidee des dBASE-Systems ist, die Tabellen einer Datenbank in speziell strukturierten Dateien (DataBaseFiles = DBF) zu halten und zur Verarbeitung eine 4GL-Sprache bereitzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Der xBase Standard
Mit seiner Syntax und Datenstruktur hat dBASE einen Quasistandard geschaffen, den eine Reihe von Unternehmen für ähnliche Systeme übernommen haben. Die Gruppe der dBASE-kompatiblen Softwareprodukte wird oft mit dem Begriff xBase zusammengefasst.
Unter DOS war dBASE jahrelang einer der bestverkauften Softwaretitel. Abnehmende Marktbedeutung stellte sich erst ein, als es nicht schnell genug gelang, dBase für Microsoft Windows zu optimieren. An die Stelle von dBase sind Systeme wie Paradox, FoxPro (inzwischen Visual FoxPro von Microsoft), Xbase++ und Vulcan.NET getreten, die die Kompatibilität zu den dBase-Datenstrukturen bewahrt haben.
Mit dem Visual Basic für Windows konnte man über zusätzliche Softwaretreiber mit dBASE-Dateien direkt verwenden. Auch das Microsoft Access konnte ebenfalls dBASE Dateien nutzen.
In den letzten Jahren werden für neue Datenbankanwendungen jedoch zum großen Teil Client-Server-Systeme wie zum Beispiel MySQL, Microsoft SQL Server oder Oracle eingesetzt, die sich von den Beschränkungen der dBASE-Datenstrukturen gelöst haben.
Das Softwarehaus Ashton-Tate wurde 1991 an Borland verkauft. Die Rechte an der Produktlinie wurden 1999 an die dBASE Inc. verkauft. Auch der Firma Borland gelang es nicht dBASE und Paradox erfolgreich auf dem Markt zu behaupten.
Runtimes und Compiler für dBase
Für dBase IV gab es auch einen Compiler, der aus Programmen, die für dBase erstellt wurden, zu eigenständigen Programmen compilierte.
Compiler für dBase kompatible Programme
Für den Erfolg von dBase waren auch der Compiler "Clipper" und weitere Softwarehersteller verantwortlich. Mit diesen Systemen waren auch Zugriffe auf weitere Datenbanksysteme und auf Großrechnern mittels SQL über sogenannte Datenbanktreiber möglich.
Der Erfolg von dBASE
Für den großen Erfolg von dBASE sind die vielfältigen konkurrierenden und ergänzenden Softwaresysteme, die ebenfalls mit dBASE-Dateien arbeiteten, der zunächst kaum vernetzte PC sowie die einfach zu erlernende dem BASIC verwandte integrierte Programiersprache verantwortlich.
Mit der Integration von Funktionen für Netzwerke, die ein Sperren von Datenbanken im Netz und einzelnen Datensätzen vorsah, wurde dBASE IV der Markführer unter den filebasierenden Datenbankensystemen. In dieser Zeit wurden vor allem PPS-Systeme, datenbankbasierenden Fachanwendungen vorrangig mit dBase und Clipper entwickelt.
Programme die dBASE-Dateien verwendeten, waren fast überall auf den PC zu finden. Auf Grund des Interpreterkonzeptes waren die Anwendungen langamer als native entwickelte Programme, sodas dBASE kaum für rechenintensive numerische Berechnungen verwendet wurde. Außerdem fehlte es dBASE lang an einer leistungsfähigen Grafikschnittstelle.
Aus heutiger Sicht wäre Microsoft Access mit der damaligen Marktstellung von dBASE am ehesten auf einen nicht vernetzten PC vergleichbar, wenn VBA-Anwendungen mit Microsoft Excel und die Programme die mit Visual Basic und C# entwickelt sind, ausschließlich mit dem Microsoft Access umgesetzt worden wären.
Nutzung von dBASE heute
dBASE war als ein rein dateibasiertes Datenbanksystem konzipiert und konnte zunächst nur mit dem eigenen Dateiformat effizient arbeiten. In Netzwerken und Multiuserumgebungen sind dateibasierte Systeme dem technisch anspruchsvolleren Client-Server-Modell unterlegen. Ein typisches Problem sind konkurrierende schreibende Zugriffe auf einen Datensatz. Eine leistungsfähige universelle Grafikschnittstelle auf den DOS-PC gab es erst unter dBASE für Windows.
dBASE Dateien und Programme gelten heute häufig als technisch veraltet, wenngleich das dBASE-Dateiformat häufig noch als Datenaustauschformat für kleine Datenbanken verwendet wird. Aber auch hier sind modernere Konzepte wie das XML bereits Stand der Technik.
Trivia
dBASE III spielt heutzutage im Datenbankmarkt keine Rolle mehr – mit einer Ausnahme: Im Bereich der geographischen Informations-Systeme (GIS). Bei dem von dem Unternehmen ESRI entwickelten Shape-Format (*.shp) für Vektordaten wird eine begleitende dBase-III-Tabelle (*.dbf) als sog. Attributedatei genutzt – und Shape-Files haben derzeit (2008) eine fast zum Quasi-Standard angewachsene Verbreitung.
Geschichte
Anfänge
Die Geschichte von dBASE reicht bis in die 1960er Jahre zurück. Das damals herrschende System war RETRIEVE, das von Tymshare Corporation entwickelt wurde. RETRIEVE wurde vom Jet Propulsion Laboratory benutzt. Schließlich wurde der Programmierer des Projekts, Jeb Long, beauftragt, eine angepasste Version zu entwickeln. Das Derivat wurde JPLDIS (Jet Propulsion Laboratory Display Information System) getauft. Der Code war in Fortran geschrieben und wurde auf den UNIVAC 1108-Großcomputern betrieben. Daraus entwickelte Wayne Ratliff später eine angepasste Version namens VULCAN (benannt nach dem Heimatplaneten von Mr. Spock), auf die das Unternehmen Ashton Tate aufmerksam wurde.
dBASE II
Wayne Ratliff verkaufte die Vermarktungsrechte der Programmiersprache VULCAN an das Unternehmen Ashton Tate, das ihn und Jeb Long als Entwickler einstellte. Dieses Unternehmen portierte VULCAN später nach CP/M. Das Marketing nannte das Produkt dBASE II, um es als verbesserte Version eines gar nicht existierenden Original-dBASE zu präsentieren. Der Erfolg stellte sich sehr schnell ein. Infolge dessen wurde das Datenbankmanagementsystem auf viele andere 8-bit-Computerplattformen als dBASE II, inklusive der Apple-II-Version (CP/M mit Z80 Prozessor Karte), portiert und vertrieben.
Wayne Ratliff programmierte ebenfalls eine 16-bit Version für IBM-PC. Im August 1982 kam dBASE II 2.3 heraus. Diese Version enthielt zunächst viele Fehler, die schließlich behoben wurden, so dass dBASE II zu einer der erfolgreichsten Softwareapplikationen für PCs wurde. Es gab auch eine Version für den Atari ST mit grafischer Benutzeroberfläche für GEM.
dBASE III (PLUS)
Großen Erfolg hatte Ashton-Tate dann mit dBASE III und der Nachfolgeversion, dBASE III PLUS.
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre erreichte Ashton-Tate mit diesen zwei Versionen in der Bundesrepublik Deutschland und im angrenzenden Ausland einen Marktanteil von 67 % bei PC-Datenbanksystemen. Unterstützt wurden diese zwei Versionen noch durch den sogenannten Clipper, den dBASE-Compiler der Nantucket Corporation, mit dem Entwickler für Kunden aus den dBASE-Quelltextdateien (*.PRG) direkt ausführbare EXE-Dateien erzeugen konnten, die unter DOS besonders schnell liefen und den Einsatz ermöglichten, ohne dass der Kunde dBASE oder das erforderliche Runtime-Modul kaufen musste. Ferner musste so kein Quelltext nach außen gegeben werden.
Mit dem Aufkommen von PC-Netzwerksoftware wie Novell NetWare wurde dBASE III PLUS im Befehlsumfang um Netzwerkbefehle wie z. B. LOCK/UNLOCK RECORD erweitert, um mehrplatzfähig zu werden. Neue Clipper-Versionen unterstützten diese Befehle ebenfalls.
Zum Erfolg trug zusätzlich bei, dass dBASE definierte Schnittstellen zu damaligen Office-Programmen wie Lotus 1-2-3 und Microsoft Word hatte, was für den Entwickler einen Datentransfer in beide Richtungen ermöglichte.
dBASE III wurde (wie auch schon dBASE II und andere erfolgreiche Standardsoftware) durch das DDR-Unternehmen Robotron geklont und in der DDR unter dem Namen Redabas vertrieben.
Größter Konkurrent von Ashton-Tate war Borland mit seinem Datenbanksystem PARADOX, das die Marktanteile von dBASE jedoch nie erreichte. Alle PARADOX-Datenbanken unterstützten das Datenformat von dBASE und hatten definierte Schnittstellen zu dBASE, um den Umstieg zu ermöglichen.
1986 begann Ashton-Tate, für den Apple Macintosh Software zu entwickeln. Ein kleineres Unternehmen, das Geschäftsapplikationen entwickelte, Ann Arbor Softworks, wurde gekauft. Hier wurde ein Officepaket mit der Tabellenkalkulation Full Impact, eine Textverarbeitung namens FullWrite Professional und eine Datenbankapplikation mit Namen dBASE Mac produziert.
Das Projekt war ein Misserfolg, lediglich dBASE Mac blieb als Anwendung erhalten, mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Der Dateiaustausch mit den PC-Versionen war jedoch unmöglich, und der Konkurrenzkampf mit anderen Mac-Datenbanken ging zu Lasten von dBase Mac.
dBASE IV
Der Niedergang von Ashton-Tate begann mit dBASE IV. Das erste Release erschien überhastet im Oktober 1988 zuerst in den USA. dBASE IV 1.0 hatte bereits Embedded SQL und einen integrierten Pre-Compiler.
Die US-Version wies viele Fehler auf und hatte ganz erheblich mit der damals gültigen 640-KB-Speichergrenze des Industrie-Standards für PCs zu kämpfen. Hinzu kam, dass selbst die kompilierten Programme langsamer waren als die unkompilierten Programme in dBASE III+.
Das als Neuerung hingestellte Regiezentrum zur Bedienung von dBASE IV erwies sich als Flop, da die Sachbearbeiter und Sekretärinnen in den Unternehmen damit nicht zurechtkamen. Der neu entwickelte Report- und Label-Generator war schwer zu bedienen.
Mit diesem neuen Produkt brach Ashton-Tate auf dem PC-Markt ein. Ab Mitte 1990 wurde dBase IV 1.1 auch für SCO Unix und SunOS angeboten.
1991 wurde Ashton-Tate von seinem größten Konkurrenten Borland aufgekauft.
Borland dBASE
Borland führte dBASE IV als Borland dBASE mit den Releases 1.1, 1.5 und – als Überbrückung zu dBASE für Windows – mit dem Release dBASE IV 2.0 weiter. Zusätzlich wurde der hauseigene dBASE-Compiler 1.0 für MS-DOS entwickelt, der dBASE bis hin zu dBASE IV 2.0 unterstützte.
dBASE 5.0 erschien 1993 erneut unter DOS und Windows. Es konnte sich aber ebenso wie sein Vorgänger nicht mehr richtig am Markt durchsetzen. Das im Oktober 1992 von Microsoft herausgebrachte Konkurrenzprodukt Access, das von der Bedienung her an dBase anknüpfte, konnte bis 1996 dBase als Marktführer für dateibasierte Datenbanken verdrängen (Quelle: PC-Welt Juli 1996).
dBASE unter Windows
Auch für Windows gab und gibt es Versionen von dBase. Anfangs noch von Borland, später dann von anderen US-Unternehmen, welche die Rechte an dBase von Borland gekauft haben. Eines dieser Unternehmen hieß sogar dBase Inc., während das Produkt seit ca. 2004/2005 im Besitz von DataBased Intelligence Inc. ist.
Die erste dBase-Windows-Version ca. Mitte der 1990er hieß dBase for Windows (V 5.0) und war noch in 16-Bit-Technik programmiert. Für eine erste Portierung von DOS nach Windows war sie recht gut gelungen, wenn auch Performance und Stabilität nicht immer überzeugen konnten. Danach kam Visual dBase (V 5.5), ebenfalls noch in 16-Bit-Technik, gefolgt von V 5.7 unter dem gleichen Namen und erstmals Jahr-2000-fähig.
Die ersten 32-Bit-Versionen wurden auch noch als Visual dBase, aber unter der Versionsnummer 7.0x angeboten und gingen bis V 7.5x.
Im neuen Jahrtausend gab es das Produkt unter dem Namen dBase 2000 bzw. dB2K mit den Versionen 0.1, 0.2, 0.3 und 0.4. Auch wenn diese Versionsnummern nicht unbedingt vertrauenerweckend wirkten, lief das Produkt doch ausgesprochen stabil. Allerdings war ein Windows NT oder 2000 ratsam, denn auf den älteren Win95/98/ME-Versionen lief es ein wenig zäh und verbrauchte sehr viele System-Ressourcen.
dBASE Plus
dBASE Plus ist ein leistungsfähiges Datenbank-System unter Windows und kann sowohl PRG-Dateien direkt ablaufen lassen (wie früher unter DOS mittels eines Interpreters), als auch eigenständige EXE-Programme erstellen (mit Hilfe des integrierten Compilers). Zahlreiche alte xBase-Befehle zur Bearbeitung von Datenbanken wie use, replace, append etc. funktionieren damit wie vor Jahrzehnten. Aber auch eine objektorientierte Programmierung ist möglich.
Im Juni 2011 erschien die Version dBASE Plus 2.70[1]. Diese läuft im Vergleich zu ihren Vorgängern stabiler unter Windows 7 und Windows Vista, insbesondere den 64bit-Varianten, und bietet neben anderen Erweiterungen eine verbesserte Unterstützung der Benutzerkontensteuerung (UAC) von Windows[2].
Insgesamt ist dBASE Plus jedoch heute recht wenig bekannt. Einige Softwarehäuser haben sich auf die Entwicklung und insbesondere auch auf die Umstellung alter dBase/DOS-Programme auf dBase/Windows spezialisiert. Die Software dBASE selbst ist aber von der Bedeutung, die sie früher hatte, weit entfernt.
Literatur
- Anton Kehl: dBase 5.0 für Windows. Das Kompendium. Einführung, Arbeitsbuch, Nachschlagewerk., Pearson Education, München 1998, ISBN 3-877-91661-9
- Ulf Neubert: dBASE lebt! – Band 1, Einführung, BoD, November 2005, ISBN 3-8334-3948-3
- Ulf Neubert: dBASE lebt! – Band 2, Grundlagen, BoD, November 2005, ISBN 3-8334-3949-1
- Ulf Neubert: dBASE lebt! – Band 3, Klassen und Objekte, BoD, Oktober 2006, ISBN 3-8334-6307-4
Weblinks
- dBASE Inc. (englisch)
Wikibooks: Programmieren mit dBASE Plus – Lern- und LehrmaterialienEinzelnachweise
- ↑ http://www.dbase.com/ dbase-Homepage
- ↑ http://www.dbase.com/FeaturesAndFixes2_61_5.asp
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